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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier
Autoren: Robin Hobb
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komme. Ich stand von meinem Stuhl auf. Ich ging zur Tür.
    »Komm wieder her und setz dich hin«, befahl Rudelherz.
    Nachtauge wartet, protestierte ich. Dann fiel mir ein, dass er mich so nicht hören konnte. Ich war überzeugt, dass er es gekonnt hätte, wenn er wollte, doch er wollte nicht. Ich wusste, wenn ich wieder mit den Gedanken zu ihm sprach, würde er mich strafen. Er ließ mich auch mit Nachtauge nur selten und wenig auf diese Art sprechen und strafte sogar den Wolf, wenn er zu viel mit mir redete. Ich begriff nicht, warum. »Nachtauge wartet«, wiederholte ich mit dem Mund.
    »Ich weiß.«
    »jetzt ist eine gute Zeit, um zu jagen.«
    »Es ist eine noch bessere Zeit für dich, um drinnen zu bleiben. Ich werde dir hier zu essen geben.«
    »Nachtauge und ich wollen frisches Fleisch.« Bei dem Gedanken daran lief mir das Wasser im Mund zusammen. Ein Kaninchen mit aufgerissenem Leib, sein noch dampfendes Blut in der Winternacht. Danach gelüstete es mich.
    »Nachtauge wird heute Abend allein jagen müssen.« Rudelherz ging zum Fenster und öffnete die Läden einen Spalt. Frostige Luft strömte herein. Ich konnte sofort Nachtauge wittern und, etwas weiter entfernt, eine Schneekatze. Nachtauge winselte. »Fort mit dir«, sagte Rudelherz zu ihm. »Fort mit dir, geh jagen, such dir Beute. Ich habe nicht genug zu essen hier, um auch dich noch sattzumachen.«
    Nachtauge zog sich ins Dunkel jenseits des Lichtscheins zurück, aber hielt sich in der Nähe. Er wartete dort draußen auf mich, aber ich wusste, lange würde er nicht ausharren. Ihn plagte der Hunger ebenso wie mich.
    Rudelherz ging zu dem Feuer, das die unangenehme Hitze verströmte. Dort stand ein Topf, und er zog ihn mit dem Haken von den Flammen weg und hob den Deckel ab. Dampf quoll heraus und mit ihm Gerüche. Nach Getreide und Wurzeln und - kaum wahrnehmbar -ein klein wenig Fleisch. Aber ich war so hungrig, dass ich den guten Duft gierig einsog. Unwillkürlich entfuhr mir aus meiner Kehle ein Winseln, doch Rudelherz sah mich nur wieder mit diesem zähnefletschenden Blick an. Also ging ich zurück zu dem harten Stuhl. Ich setzte mich hin. Ich wartete.
    Rudelherz nahm sich viel Zeit. Er räumte alles Lederzeug vom Tisch und hängte es an einen Haken. Dann stellte er die hölzerne Büchse mit Fett auf ein Bord. Anschließend brachte er den heißen Topf herüber und stellte zwei Schüsseln und zwei Becher auf den Tisch. Aus dem Schrank holte er Brot und ein kleines Glas mit Marmelade. Er schöpfte die dicke Suppe in meine Schüssel, aber ich wusste, ich durfte mich nicht einfach darüber hermachen. Ich musste stillsitzen und mich in Geduld üben, während er das Brot schnitt und mir ein Stück reichte. Es war erlaubt, das Brot in der Hand zu halten, aber ich durfte nicht hineinbeißen, bis er sich mit seiner Schüssel und seiner Suppe und seinem Brot ebenfalls hinsetzte.
    »Nimm deinen Löffel«, ermahnte er mich. Dann nahm er bedächtig auf seinem Stuhl neben mir Platz. Ich hielt den Löffel und das Brot in den Händen und wartete, wartete, wartete. Ich ließ ihn nicht aus den Augen, doch ich konnte nicht verhindern, dass mein Mund Kaubewegungen vollführte. Er wurde zornig. Ich presste die Lippen zusammen. Endlich sagte er: »jetzt wollen wir essen.«
    Aber das Warten war noch nicht vorüber. Nur ein Bissen jeweils war gestattet. Er musste gekaut und hinuntergeschluckt sein, bevor ich weiteraß, andernfalls versetzte Rudelherz mir einen Stoß. Von der Suppe durfte ich nur so viel nehmen, wie auf den Löffel passte. Ich griff nach dem Becher und trank daraus. Rudelherz lächelte mir zu. »Gut, Fitz. Guter Junge.«
    Ich erwiderte das Lächeln, dann aber nahm ich einen zu großen Bissen Brot, und er runzelte die Stirn. Ich bemühte mich, langsam zu kauen, aber ich hatte solchen Hunger, und das Essen stand vor mir, und ich konnte nicht begreifen, weshalb dieses dumme Ritual mir verbot, es einfach hinunterzuschlingen. Er hatte die Suppe absichtlich zu heiß gemacht, damit ich mir den Mund verbrannte, wenn ich zu gierig darüber herfiel. Ich grübelte ein wenig darüber nach, dann sagte ich: »Du hast die Suppe absichtlich zu heiß gemacht. Damit ich mir den Mund verbrenne, wenn ich zu schnell esse.«
    Diesmal dauerte es eine Weile, bis er lächelte. Er nickte bestätigend.
    Trotzdem war ich früher fertig als er. Die Regeln verlangten allerdings, dass ich auf dem Stuhl sitzen blieb, bis auch er aufgegessen hatte.
    »Nun, Fitz«, meinte er endlich. »War kein
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