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Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje

Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje

Titel: Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje
Autoren: Kerstin Gier
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und da der Segellehrer immer noch mit dem Rücken zu uns stand, konnte ich diese Aussage gründlich überprüfen. Okay, der Hintern war nicht übel.
    Aber jetzt hörten wir Schritte im Flur. Wie ein Mann wandten wir unsere Gesichter zur Tür und harrten gespannt der Dinge, die da kommen würden.
    Und da kamen sie: Zuerst die Frau, die so herzlich gelacht hatte, als ich mir den Fauxpas mit der Regentonne geleistet hatte, dahinter der Handy-Man und das seriöse Ehepaar. In ihrem Schlepptau betrat, wie versprochen, das befreundete Pärchen den Raum. Die beiden wirkten jünger, dafür nicht ganz so seriös. Er war klein, bärtig und ausgesprochen zierlich, sie ebenfalls klein, aber alles andere als zierlich. Dennoch hatte sie sich in die hautenge Glitzerleggings gezwängt, die farblich wunderbar mit ihrem metallictürkisfarbenen Lidschattenbalken harmonierte. Die kleinen molligen Hände waren über und über mit Goldklunkern bestückt.
    Der Nächste, der den Raum betrat, war ein unbekannter Typ mit Bart und einer dunkelblauen Wollmütze. Er setzte sich auf den freien Platz neben mir und umhüllte mich mit einer Wolke aus Schweißgeruch und kaltem Rauch.
    »Mick, ach Mick, bitte, bitte, komm doch«, betete ich stumm, aber Mick kam nicht. Stattdessen kam der Weißbärtige, der so gerne angeln wollte, zusammen mit einem jüngeren Mann, der zwar längst nicht an Mick heranreichte, aber immerhin bartlos war und wider Erwarten unter vierzig.
    Als alle saßen, zählte ich inklusive Segellehrer dreizehn Personen, ein böses Omen, davon – noch ein böses Omen – sechs Bärte, wenn man die flaumige Oberlippe der Türkisfarbenen nicht mitzählte.
    Während ich in die Betrachtung der verschiedenartigen Bärte versunken war, ging mir auf einmal eine Melodie durch den Kopf. Nur an den Text konnte ich mich nicht erinnern.
    »Mein Name ist Gart«, eröffnete der Segellehrer unvermittelt seinen Unterricht. »Stefan Gart!«
    »Müller«, sagte der mit dem Handy sogleich und machte im Sitzen eine kleine Verbeugung. »Bernd Müller, Einzelhandel, Herrenausstattung.«
    Der Segellehrer hob abwehrend die Hand. »Wir brauchen uns nicht großartig vorzustellen. Schließlich sind wir hier ja keine Selbsthilfegruppe.«
    Mit großen Buchstaben schrieb er nun an sein Flipchart: Gart.
    »Gart«, wiederholte er. »Nicht Gert, nicht Gurt, einfach Gart. Die meisten Leute können sich das nicht merken.«
    Ich fand zwar, dass es exotischere Namen gab, aber murmelte genau wie die anderen gehorsam »Gart, Gart, Gart« vor mich hin, als müssten wir die Aussprache erst üben wie bei Hrolwcek oder Maliziére du Paquerie Van Diche.
    »Meine Mutter hat es besonders schlimm getroffen«, sagte er. »Sie heißt mit Vornamen Hildegard.«
    Hildegard Gart, lustig. Der Typ hatte vielleicht doch einen Funken Humor.
    »Aber auf einem Boot duzen sich sowieso alle, das ist eine Grundregel«, fuhr der Segellehrer fort, als wir gerade seinen Nachnamen für immer in unsere Birnen gehämmert hatten. »Also, ich bin der Stefan.«
    Obwohl wir keine Selbsthilfegruppe waren, durften dann doch alle reihum ihren Vornamen sagen.
    »Bernd«, machte der Handyman einen erneuten Versuch. »Oder Bernie für meine Freunde.«
    »Ich heiße Jack«, sagte der Weißbärtige mit tiefer, heiserer Stimme. »Wie der Seewolf.« Er zeigte seine Hand, so groß wie ein Klodeckel, und ballte seine Faust, wohl um uns zu zeigen, dass er darin eine rohe Kartoffel zerquetschen konnte.
    »Dirk«, sagte der einzige Bartlose knapp.
    »Wir sind Heinrich und Ursel«, erklärte der weibliche Teil des seriösen Ehepaares. Mir fiel auf, dass die beiden eher wie Geschwister wirkten. Das mochte daran liegen, dass sie die gleichen dunkelblauen Zopfpullover trugen und beide graumeliertes Haar hatten. Ihres kringelte sich in hübschen Locken bis auf die Schulter, seines war kurz geschnitten, aber immer noch dicht. Er mochte um die siebzig sein, Ursel gut und gerne fünfzehn Jahre jünger. Sie schien sich bemüßigt zu fühlen, einige Zusatzinformationen zu liefern. »Heinrich ist Professor an der Technischen Hochschule, ich bin Hausfrau, und wir haben vier Söhne. Unser Jüngster studiert Jura, unser Martin ist in Amerika, unser Robert ist Arzt, und unser Markus tritt in die Fußstapfen seines Vaters. Er hat einen Lehrauftrag in Paderborn.« Sie verstummte stolz lächelnd.
    »War«, sagte die Frau mit dem türkisfarbenen Lidschatten.
    War? Das war nun aber wirklich mal ein ausgefallener Name. Ich überlegte, woher
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