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Fischer, wie tief ist das Wasser

Fischer, wie tief ist das Wasser

Titel: Fischer, wie tief ist das Wasser
Autoren: Sandra Lüpkes
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«Bleiben Sie verdammt nochmal hier! Wenn Sie es sich überlegen und einfach nur Ihren Mund halten, einfach nur dieganze Sache vergessen, dann könnte ich Ihnen einen Bombenjob anbieten, der wie für Sie gemacht ist, das Doppelte an Gehalt und eine Wohnung, in der Sie Ihre jetzige gleich dreimal verstecken können! Was wollen Sie? Modebranche in Berlin? Medien in Köln oder Hamburg? Ich habe ziemlich gute Kontakte!»
    Er setzte alle Hebel in Bewegung. Wie konnte ein Mensch nur so verbissen sein?
    «Bestechung?», ich warf einen verächtlichen Blick auf sein aufgeregtes Gesicht. «Ich will mit Kindern arbeiten, mit gesunden Kindern. Stecken Sie sich Ihren Bombenjob sonst wohin.»
    Ich hörte ihn wütend schnauben, als ich zur Tür hastete. Es war mir egal, ich drehte mich nicht um, ich wollte nur raus, raus aus diesem Haus. Ich hoffte, dass Malin und Henk noch immer in der Eingangshalle standen und auf mich warteten. Wenn nicht, dann   …
    «Dann gehen Sie doch. Sobald Sie durch diese Tür gehen, sind Sie am Ende! Ich werde höchstpersönlich dafür sorgen, dass Sie diese Entscheidung bereuen. Unterschätzen Sie mich nicht, Frau Leverenz, ich hasse es, wenn ich unterschätzt werde.»
    Seine Drohungen hielten mich nicht ab, ich stieß die schwere Tür auf und wollte gerade losrennen, da wurde ich festgehalten. Es waren vier Männerhände, die mich brutal packten, mir die Arme nach hinten rissen, sodass meine Füße den Halt verloren. Ich fiel nach hinten, doch die beiden fremden Kerle hielten mich fest, pressten meinen Oberkörper wieder gerade und fixierten mein Genick, indem sie meinen Kopf von vorn und hinten mit ihren groben Händen umfassten. Einer quetschte meine Beine zwischen seine Knie, es war, als spannte er mich in eine Schraubzwinge ein. Ich wollte schreien, doch sie klemmten mir den Kiefer nach oben, das Einzige, was ich jetzt nochbewegen konnte, waren meine Augen, und ich rollte sie hin und her, um zu sehen, ob ich Henk oder Malin entdecken konnten. Ich hoffte nur, dass sie die Falle eher erkannt hatten als ich und dass wenigstens ihnen die Flucht geglückt war.
    «Sie hätten das Angebot annehmen sollen, Okka Leverenz.» Die Stimme hinter mir ließ mich zusammenzucken. «Ich hatte Sie für schlauer gehalten, wenn ich ehrlich bin. Aber ich habe mich ja von Anfang an in Ihnen getäuscht.»
    Veronika Schewe trat vor mich und kam so dicht an mein Gesicht, dass ich den Geruch ihres Atems wahrnehmen konnte. Kaffee. Bewegungsunfähig musste ich ihr falsches Lächeln ansehen.
    «Hat Ihnen Ihr Vater nicht ausgerichtet, dass es besser wäre, die Klappe zu halten? Die arme Gesa, wirklich, die arme, arme Gesa.»
    Van Looden steckte also wirklich mit den Entführern unter einer Decke. Wie hatte ich nur so dumm sein können. Jeder Muskel in meinem Körper war gespannt und ich fühlte nassen Schweiß auf meiner Stirn.
    «Nein, keine Sorge, Gesa ist in guten Händen. Professor Isken hat sich ihrer höchstpersönlich angenommen. Die Operation wird noch ein paar Stunden dauern, und er freut sich schon darauf, danach Ihren hübschen Schädel von innen zu begucken.»
    Ich wollte schreien, aber sie hielten mir immer noch ihre Hände unter den Kiefer. Speichel sammelte sich zwischen meinen Zähnen. Ich brüllte erstickte Hilferufe und versuchte, mich zu drehen, doch die Männer schoben mit ihren riesigen Pranken meinen Kopf ins Genick. Die Spucke rann langsam und beißend in meine Kehle und ich würgte und hustete gleichzeitig, sodass mir die Tränen in die Augen stiegen und wässeriger Rotzaus der Nase über die fremden, festen Finger auf meinen Lippen lief.
    Nur kurz lüftete der Kerl seine Hand, wischte sie irgendwo ab, und als er sie mir wieder ins Gesicht legen wollte, biss ich zu. Im selben Moment, in dem er erschreckt aufschrie, fluchte und zuckte, in diesem winzigen Bruchteil eines Augenblicks nutzte ich meine Chance und befreite mein Bein aus der Umklammerung. Mein Knie fuhr instinktiv mit einem heftigen Ruck nach oben, traf den einen der Gorillas zwischen den Beinen, er jaulte auf, ich trat wieder zu, diesmal traf ich den anderen an der Hüfte. Ich war stark vor Angst, weil ich nicht sterben wollte. Doch hatte es einen Sinn? Jeder dieser Männer hatte doppelt so viel Kraft wie ich. Ich machte aber weiter, boxte, kratzte und biss, heulte vor Wut, bis mich die beiden Muskelpakete wieder fest in ihrer Gewalt hatten, sie warfen mich auf die Erde und drückten mich zu Boden, hielten mich noch brutaler als vor meinem
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