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Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Titel: Firkin 1: Der Appendix des Zauberers
Autoren: Andrew Harman
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eines Kontingents von annähernd dreitausend jesunden, leistungsfähigen Männern eine Steigerung des Arbeitspotentials erreicht werden – dann, meine Herren, würde sich innerhalb kürzester Zeit die Ertragssituation der Landwirtschaft von Isolon bedeutend verbessern lassen. Wat uns und unsern Ländern ermöglischen würde, eine für beide Seiten erquicklische Handelsbeziehung zu begründen.«
    König Erdrosselbart blickte stirnrunzelnd auf Gympl, den Minister für Handel und Gewerbe, der emsig auf einem Stück Pergament herumkritzelte.
    »Und?« flüsterte der König.
    Gympl zuckte die Achseln und starrte dann wieder auf sein Pergament. Frandl zupfte sich nervös an den Fingern herum. Ein Hauch von Mißtrauen ging von der cranachischen Seite des Tischs aus.
    »Also, meine Herren«, fing der Pastetenbäcker an, »wat halten Sie davon?«
    Klayth beobachtete, wie sich Frandl zu Gympl hinüberlehnte und flüsterte, wie der kurze Zeit später nickte und etwas auf sein Pergament kritzelte, dann wieder nickte, sich zu König Erdrosselbart beugte, flüsterte und lebhaft gestikulierte. Vorsichtiges Schweigen lag über dem Raum wie ein schallschluckender dicker Teppich. Nur gelegentlich waren ein knirschendes Malmen, die Kaugeräusche des Pastetenbäckers, zu hören, der unermüdlich das Tablett mit den Ingwerkeksen abräumte.
    »Nu machen Sie schon, meine Herren«, drängte er. »Wir hab’n schließlisch nit ewisch Zeit.«
    König Erdrosselbart hob die Hand, hörte sich dabei weiter an, was ihm Gympl, sein Berater, zuflüsterte, nickte ab und zu und stellte gelegentlich eine Rückfrage. Schließlich nickte Gympl, dann nickte der König – anscheinend war man sich einig geworden.
    Der cranachische Minister für Handel und Gewerbe blickte seinen Fachkollegen aus Isolon an, räusperte sich und sagte: »Verstehe ich richtig, daß Ihr, im Falle, Ihr erhaltet von uns Geld und bekommt Eure Männer wieder zurück, daß Ihr dann alles mögliche anpflanzen und züchten und dieses dann uns verkaufen wollt?«
    »So is et«, antwortete der Pastetenbäcker, »janz jenau dat hab isch jesacht.«
    »Ah ja.«
    »Und? Wat haltet Ihr davon?«
    »Eine glänzende Idee!« sagte Gympl. »Im Namen des cranachischen Königsreiches: Ich nehme den Vorschlag an.«
    »Na bestens!« applaudierte König Erdrosselbart. Und stieß insgeheim einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus – dreizehn Jahre lang dreitausend Kriegsgefangene unterhalten zu müssen, war auf die Dauer doch ganz schön teuer gekommen.
    »Nachdem wir uns also prinzipiell einig sind, denke ich, daß wir die lästige Detailarbeit ruhig unseren Wirtschaftsberatern überlassen können, nicht wahr Klayth, mein Freund? Na, wie wär’s mit einer Partie Golf?«
    »Sehr gern!«
    Die Könige standen auf und schlenderten durch die Tür hinaus in die warme Mittagssonne.
     
    Hoch oben, auf einem der Vorberge der Krapathen, plagte sich ein knochendürrer Mensch, der eine lederne schwarze Augenklappe trug, mit einer schweren Spitzhacke ab. Er schwitzte, stieß üble Verwünschungen aus und fluchte ausgiebig – in genau dieser Reihenfolge. Verschwunden war der prächtige Staatsornat, die schwarze Lederrüstung, die gepanzerten Handschuhe. Leute anbrüllen und herumkommandieren – das war vorbei, Ruhm und Ehre waren dahin, ein für allemal dahin.
    Ein kleines Loch im felsigen Boden zeigte an, was er heute geschafft hatte. Er sah auf, blickte über die Berge, auf die Arbeit, die noch vor ihm lag, und spuckte voll bitterem Hohn auf die rote Erde.
    Dort oben, auf einem gewaltigen Felsbrocken, hockte die Schloßwache, die eben ihr Nachtmahl (Truthahnbraten, frisch zubereitet) beendete und vergnügt beobachtete, wie ihr Gefangener sich abrackerte.
    Swinehunt, Ex-Erzkanzler etc. pp. von Isolon, bildete den kleinsten Kettensträflingstrupp, den es in der Geschichte je gegeben hatte. Bei dieser Mannschaftsstärke hätte er voraussichtlich noch eine ganze Weile zu tun, bis die Straßenbauarbeiten auf der Transkrapathischen Handelsroute von Isolon nach Cranachan abgeschlossen waren.
    Börrnhadt zeigte hinunter, dorthin, wo jenseits des Tals Schloß Isolon lag. Die Sonnenstrahlen ließen die hohen Türme hell aufleuchten, sie glitzerten auf dem mit Seerosen bedeckten Schloßteich, tauchten die Wehrmauern in rote Glut – es war ein Bild wie aus einem Märchen.
    »Oooh«, sagte Börrnhadt, »is das nich schön?«
    »Echt schön«, stimmte Mattsches zu, der einen Truthahnschenkel in der Hand hielt. »Is echt
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