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Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Titel: Firkin 1: Der Appendix des Zauberers
Autoren: Andrew Harman
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massierten sich die Hand- und Fußgelenke und platzten beinahe vor Wißbegier.
    »Wer ist Swinehunt?« fragte der König, der unbedingt wissen wollte, ob sein Verdacht berechtigt war.
    »Nun, ganz einfach, mit einem Wort und so kurz und bündig wie möglich, ohne längere Präambeln und Vorreden …«
    »Weeer?« fragte Arbutus.
    Merlot funkelte die Eule wütend an. »… die denkbar widerlichste aller Kreaturen: ein Spion. Sonderbevollmächtigter der Cranachier.«
    Firkin und Hogshead sahen sich bestürzt an. Klayth nickte.
    »Vor dreizehn Jahren«, sprach Merlot weiter, »befandet Ihr Euch wegen der Lemmingausbeute im Krieg mit Cranachan. Und habt verloren, wie Ihr aus dem Studium der Geschichte mit niederschmetternder Klarheit ersehen könnt. In zweieinhalb Minuten, glaube ich. Wäre alles wie normal verlaufen, hättet Ihr eine Masseninvasion erlebt, die Cranachier hätten in Eurem Königreich die Macht übernommen und sich mit diversen Vergewaltigungen und Raubzügen eine schöne Zeit gemacht. Aber weil sie bekommen hatten, was sie wollten – die Lemminge –, beließen sie es dabei. Die Cranachier sind von Natur aus faul – alle, ohne Ausnahme. Weswegen es nicht verwundert, daß die Bauernhöfe in Cranachan klein sind und ungewöhnlich unwirtschaftlich arbeiten, nicht wahr? Und weil ihr Königreich sowieso schon fast übervölkert war, war ihnen die Last zuviel, jetzt zusätzlich auch noch die Kriegsgefangenen aus Isolon durchfüttern zu müssen. Sie brauchten Euer Königreich nicht, sie brauchten nur Eure Bauernhöfe. Und weil sie wußten, daß Euer Vater Euch, einem jungen und hilflosen König, den Thron überlassen hatte, schickten sie einen Agenten, durch dessen Wirken der Abtransport der Lebensmittel, die in die Zehntscheuern geliefert wurden, erleichtert werden sollte. Was natürlich nicht schwerfiel, nachdem das Schloß einmal entvölkert war. In den vergangenen dreizehn Jahren sind alle Lebensmittel, die als Steuerabgabe an Euch geliefert wurden, über das Gebirge verfrachtet worden. Und niemand, mit Ausnahme von Euch, mein junger Freund Klayth, hat auch nur den leisesten Verdacht geschöpft.«
    »Aber was ist mit der Schwarzen Garde?« fragte Firkin und blickte Börrnhadt und Mattsches neugierig an.
    »Vor dreizehn Jahren aufgelöst. Eine Fama, nichts weiter. Am Leben gehalten durch das Geschwätz von Swinehunt.«
    Klayth hatte den Kopf in die Hände gestützt. »Ich fühle mich so elend. Ich war so dumm. Ich wurde benutzt und ausgenutzt und…«
    »Von uns auch«, sagte Hogshead.
    »Aber was sollen wir jetzt tun?« fragte Firkin verzweifelt.
    »Keine Angst«, sagte Merlot zuversichtlich. »Wir haben da schon ein Plan. Haben wir doch, nicht wahr, Arbutus?«
    Die Eule, die auf der Schulter von Courgette hockte, nickte selbstgefällig.
     
    Er rannte, getrieben von panischer Angst, blind drauflos und keuchte und röchelte schwer – das Geräusch seines Atems hallte laut durch die kalten Korridore. Die Welt, die er sich eingerichtet hatte, löste sich auf. Sie wurde aufgedröselt wie ein Kaschmirpullover, der sich an einem jener landwirtschaftlichen Geräte verhakt hat, deren Bestimmungszweck dunkel und rätselhaft ist. Nur schneller, sehr viel schneller. Die Zeit seiner Herrschaft, die dreizehn Jahre, während der er die Bewohner von Schloß Isolon sicher und geschickt geleitet, gelenkt und manipuliert hatte, diese Zeit war schlagartig zu Ende gegangen. Es war, als ob sich der kleine Pudel, den sein Herrchen viele Jahre lang gepflegt und gehätschelt hat, unversehens umgedreht hätte und knurrend, mit gefletschten, speicheltriefenden Reißzähnen in wilder Zerstörungswut über alles hergefallen wäre – inklusive der Waden seines Herrchens. Er konnte nicht glauben, was geschehen war. Sie waren ihm auf die Schliche gekommen! Und jetzt … Panische Angst hatte ihn erfaßt. Er wurde sie nicht mehr los, sie hatte sich eingenistet, hatte sich breitgemacht wie ein ungehobelter, unversöhnlicher Hausbesetzer. Swinehunt floh. Er floh aus der Folterkammer, der Tritt seiner schweren, mit Metallkappen verstärkten Stiefel hallte dröhnend durch die dunklen Korridorfluchten. In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken, Fragen stürmten auf ihn ein: Was tun? Wohin jetzt? Und wie dorthin kommen? Was zum …
    Plötzlich ging es nicht mehr weiter. Er war um eine scharfe Kurve gebogen und hätte sich beinahe den Schädel eingerannt – an einer hochdekorierten Brust aus massivem Metall. Er konnte sich nicht
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