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Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Titel: Firkin 1: Der Appendix des Zauberers
Autoren: Andrew Harman
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erinnern, dieses Ding jemals zuvor an dieser Stelle gesehen zu haben. Der Eisenmann blickte aus stechenden blauen Augen auf ihn herab. In der Hand hielt er – Swinehunt sah es mit ungläubigem Staunen – ein allem Anschein nach sehr scharfes, riesiges, zweihändiges Schwert, dessen Klinge im trüben Licht des Korridors hell blitzte und glänzte. Swinehunt überlegte rasch, was ihm jetzt zu tun blieb. Er bedachte diesen Plan, verwarf jenen, wählte schließlich unter den vielen Möglichkeiten, die ihm zur Verfügung standen eine aus und setzte sie umgehend in die Tat um: Er holte tief Luft und schrie. Die Panik hatte sich eingerichtet, hatte eben eine Flasche Bier geöffnet und machte es sich mit einem guten Buch gemütlich. Swinehunt wollte fliehen, doch der Ritter hielt ihn wie in einem Schraubstock fest, umklammerte mit feuerverzinkten Fäusten die Schultern des Ex-Erzkanzlers, so unerbittlich, wie die eisenharten Schalen einer Riesenmuschel den Stiefel eines Tiefseetauchers umklammern.
    »Ey Mann«, sagte Prinz Chandoon, »kannze mir vielleich ma sag’n, wo ihr hier eure Jungfern und Maiden versteckt?«
    »D… d… d… d…«, bekam er zur Antwort.
    »Soll’n das heiß’n? D-d-d-das weiß ich nicht – oder was?«
    »… d… d… d… d…«
    »D-d-d-die hamwa hier nich – oder wie …?«
    »… d… d… d… d… dada… dada…«
    »Könnze mir vielleicht ma ’n Tip geehm? Mit Morseaffabeete kann ich nix anfangen!«
    »… d… d … d… dada… dru… drun…«
    »Ah ja, klar Mann! Schon verstand’n! Da drunt’n, meinze! Im Vaalies, meinze! Meinze das?«
    Swinehunt, der vollkommen weggetreten war, nickte kläglich.
    »Okee. Dann brinxe mich jez ma dahin, ins Vaalies!«
    Pezzi drehte den brabbelnden Swinehunt herum und schleifte ihn, Gesicht nach unten, durch die Korridore, hinunter ins Verlies, in die Folterkammer.
     
    Als Klayth von Firkin hörte, wie groß das Elend und die Hungersnot waren, die im verwüsteten Königreich Isolon herrschten, sank er immer tiefer auf seinem Stuhl zusammen.
    »Ich habe nichts davon gewußt, überhaupt nichts«, murmelte er und schüttelte leise den Kopf. »Ich bin damit aufgewachsen und hielt es für normal. Ich kannte nichts anderes und dachte, es müßte so sein.«
    »Es ist nicht Eure Schuld«, beteuerte Firkin.
    Klayth hörte es nicht. »Ich muß das wieder in Ordnung bringen«, sagte er. »Wenn ich nur wüßte, wie!« Er riß sich den richterlichen Haarersatz vom Kopf und warf ihn in die Ecke. »Ich weiß es einfach nicht!«
    »Aber Ihr seid doch der König! Ihr könnt alles machen«, piepste Courgette.
    Klayth blickte auf. Was Courgette gesagt hatte, ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Aber Ihr seid doch der König! Ihr könnt alles machen! Er sprach diese Worte immer wieder vor sich hin. Ihr seid der König! Er formte sie mit den Lippen, ließ sie sich auf der Zunge zergehen. Ihr könnt alles machen! Ihr könnt alles machen! Zum ersten Mal im Leben begriff er, daß er König war. Der, ohne den nichts ging! Il Pipifax maximus! Schwer spürte er sie auf seinen Schulter, die stolze Bürde der Herrschermacht. Er war es, der die Entscheidungen traf, nicht Swinehunt! Ihm war die Zukunft des Königsreichs in die Hände gelegt, nicht Swinehunt! Plötzlich war verflogen, was an Zweifel und Ungewißheit sein Gemüt wie eine dunkle Wolke verfinstert hatte. Er wußte, daß er – wenn es darauf ankam – herumkommandieren konnte. Er wußte, daß er die Nahrungsmittel denen wieder zurückgeben konnte, die sie gepflanzt, gezüchtet und hergestellt hatten. Er wußte, daß er die Kraft und die Macht hatte, um Isolon wieder in ein blühendes Land zu verwandeln. Er wußte, daß er das konnte. Er war der König. Er konnte alles machen!
    Nur …
    Wie?
    Plötzlich zerplatzten seine Träume wie Seifenblasen: Die Tür flog auf, und durch die Tür flog … Swinehunt.
    Zorn, Schmach, Haß, der Wunsch, Vergeltung zu üben, und eine Reihe anderer, wenig angenehmer Gefühlsregungen erfaßten Klayth und stritten um die Vorherrschaft.
    »Haltet ihn fest!« brüllte er los und deutete auf die erbärmliche Kreatur, die schleunigst davonkriechen wollte.
    Börrnhadt und Mattsches ließen sich nicht lange bitten. Seit Jahren schon warteten sie auf die Gelegenheit, bei der sie es Swinehunt heimzahlen konnten.
    Die beiden Kolosse rannten los, bewegten sich so schnell, wie nicht einmal sie selbst es für möglich gehalten hätten, und kamen immer mehr in Fahrt, je weiter sie sich dem winselnden
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