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Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Titel: Firkin 1: Der Appendix des Zauberers
Autoren: Andrew Harman
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beobachteten die Kinder, wie sie glühende Zentren bildeten, zu Glutherden verschmolzen und sich auf einem Punkt zusammenzogen, der genau unterhalb des Herzens der drei Männer lag. Es sah aus, als schwärmten Millionen silberner Bienen aus einem Stock in der Brusthöhle der Gestalten aus. Der Schwarm wurde immer größer und breitete sich in alle Richtungen aus. Mit offenem Mund sahen die Kinder die drei Männer an. Der Silberwirbel hüllte sie immer mehr ein, so schnell und so vollständig, als wäre eine Spinne, die mit Lichtgeschwindigkeit spann, ganz versessen darauf, sie in ein Netz aus Lamettafäden einzuwickeln. Mit offenem Mund sahen die Kinder – durch die drei Männer hindurch! Die Berge, die hinter ihnen lagen, wurden – zuerst nur schwach und verschwommen – sichtbar, dann hatte der Silberschwarm sie vollständig eingehüllt, hatte sie durchsichtig gemacht, und dann – dann hörten sie langsam, quälend langsam beinahe, ganz einfach auf, noch länger dazusein. Wann genau sie über das raum-seitliche Kontinuum gegangen waren, das konnte keiner sagen. Den exakten Zeitpunkt hatten sie genausowenig mitbekommen wie jenen winzigen Moment, in dem die Sonne endgültig hinter dem Horizont versinkt. Firkin und seine Freunde stellten nur irgendwann fest, daß sie über den Hügel hinausstarrten, durch die Stelle hindurch, wo der Zauberer, der Ritter und der Pastetenbäcker eben noch gewesen waren, vorbei an dem Punkt, wo sie gestanden hatten. Nichts war zurückgeblieben außer einem schwachen Ozongeruch, einem leichten Kribbeln im Ohr und dem glühenden Nachbild, das ihnen in die Netzhaut eingebrannt war. Das und ein überwältigendes Gefühl der Leere.
    Ihre Freunde waren fort.
    Hogshead schniefte. Firkin wischte sich eine Träne vom Gesicht. Courgette wimmerte leise.
    »Wenn sie doch bloß bei uns hätten bleiben können«, flüsterte Firkin.
    »O Arbutus«, seufzte Courgette und hielt mit großer Mühe einen Wasserfall von Tränen zurück.
    »Ich weiß gar nicht, wie ich ohne seine Pasteten auskommen soll«, schniefte Hogshead. Es war ein matter Versuch, die Stimmung durch eine ironische Bemerkung ein wenig aufzuhellen. Aber die Stimmung ließ sich nicht aufhellen, sie blieb, wie sie war: trübe und gedrückt. Klayth schwieg und versuchte anstrengt, majestätisch zu wirken.
    Wie lange sie so an dieser Stelle standen – keiner von ihnen wußte das zu sagen. Aber jeder war so lange geblieben, wie er gebraucht hatte, bis er sich allmählich damit hatte abfinden können, daß seine Freunde tatsächlich fort waren. Und dann hatten sie sich – es war einer jener Momente, wie es sie nur allzuselten gibt – umgedreht und waren gegangen, jeder mit seinen Gedanken beschäftigt, jeder für sich allein und doch auf irgendeine Weise zusammen und miteinander verbunden.
    Stumm gingen sie hinunter zum Schloß.
    »Oi! Bande, warten auf mich gefälligst ihr wollt!«
    Zerstreut, fast ein wenig unwillig drehte sich Hogshead noch einmal: Ch’tin kam hinter ihnen hergewuselt, schlängelte und wand sich, so schnell es ihm möglich war, sich zu schlängeln und zu winden. Hogshead hob den Winzling hoch und setzte ihn sich vorsichtig auf die Hand.
    »O Arbutus!« seufzte Courgette. Sie mühte sich redlich. Mit viel Geschniefe versuchte sie hinzunehmen, daß er nicht mehr da war.
    Das nunmehr erbarmungswürdig geschrumpfte Häuflein machte sich todunglücklich auf den Weg zum Schloß.
    »O Arbutus!« kreischte Courgette mit auffällig veränderter Stimme. »Schaut doch nur, schaut euch das an!« Ihre Art, sich mitzuteilen, war in der gegenwärtigen Situation entschieden nicht angebracht: Sie hopste und hüpfte vor Freude ausgelassen hin und her. Die anderen blickten sie finster an.
    »Schaut doch nur her!« Sie zog eine große braune Schwungfeder aus der Tasche und wedelte aufgeregt mit ihr herum. »Ist sie nicht hübsch?«
    Die anderen schwiegen und starrten sie mit unverhohlenem Argwohn an.
    Doch dann schrie Hogshead entgeistert auf: Unvermittelt war aus dem Nichts, aus der dünnen kühlen Bergluft, eine Pastete aufgetaucht! Heiß und dampfend lag sie auf seiner Hand. Firkin fuhr erschrocken zusammen: eine saftige Birne schwebte leise vor seinem Gesicht. Die drei grinsten verstört und freudig überrascht. Courgette fuchtelte mit ihrer Feder und ließ sie schwirrend durch die Luft sausen.
    Und Klayth… Firkin, Hogshead und Courgette wurden plötzlich still. Es war eine peinliche Situation. Hogshead versuchte, seine Pastete zu
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