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Firkin 05 - Fahrenheit 666

Firkin 05 - Fahrenheit 666

Titel: Firkin 05 - Fahrenheit 666
Autoren: Andrew Harman
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ansehen zu müssen, wie ihre kunstvoll errichteten Bauwerke von den Wassermassen einfach weggespült wurden.
    Dennoch mußten sie zugeben, daß jetzt alles viel angenehmer roch.
    Plötzlich schoß Mahrleys Arm nach vorn und deutete auf zwei Gestalten, die durch ein Loch im Sicherheitszaun kletterten. »Da ist der Zwerg!« rief er. »Los, schnappt ihn euch!« Eine Horde zorniger Bauarbeiter ließ das Katapult sofort links liegen und rannte mit Gebrüll auf den Zwerg zu.
    Der plötzliche Lärm drang auch in die Ohren unzähliger Vögel, die umgehend das Bewußtsein wiedererlangten. Vom Himmel prasselte unablässig Wasser herab, durchnäßte das Gefieder und kühlte die fiebrigen Stirnen der Seeschwalben, Felsmeisen, Finken und Schrägen Vögel gleichermaßen. Ein Vogel nach dem anderen schüttelte sich, putzte sich willkürlich das zerknautschte Gefieder und schwang sich schließlich in die Lüfte.
    Leicht benommen beobachtete Frau Grün mit vor Staunen offenem Mund, wie ganze Vogelschwärme aufstiegen. Und genau in diesem Augenblick, als ob das Wetter auf sein Mitspracherecht pochen wollte, lugte die Sonne hervor. Goldene Lichtstrahlen mit einer Leuchtkraft von vielen Millionen Lumenstunden funkelten und blinkten durch die Wasserfontänen hindurch, brachen sich darin und spiegelten in den fröhlichsten Farben wider. Und dann erschien ein riesiger Regenbogen am Firmament und umrahmte die in alle Himmelsrichtungen ausströmenden Vögel.
    Für Frau Frieda Grün war das alles vielzuviel.
    Sie stieß einen Seufzer aus und fiel in Ohnmacht.
    Da alle gebannt in den Himmel schauten, bemerkte niemand, wie ein kleines, mit einem roten Nachthemd bekleidetes Mädchen hinter einem Busch hervorschlich und mit einem vergnügten Grinsen Frau Grün die Schnürsenkel beider Schuhe fest miteinander verknotete.
     
    Das unentwegte Zischen und Rasseln der Fußbodenheizung strapazierte die Nerven der beiden ungeduldig im Vorzimmer wartenden Kandidaten aufs Äußerste. Eine Schweißperle quetschte sich durch die Schuppen auf Nabobs Stirn, und als sie es endlich geschafft hatte, sich zu befreien, gab sie erleichtert einen leisen Seufzer von sich und setzte zum Sprung an. Sie trudelte durch die haßerfüllte Luft, landete mit einem letzten Zischen auf den Fliesen und verdampfte.
    Drinnen im Sitzungssaal sah Seirizzim von einem Stapel Nissenpüreepergament auf (›garantiert feuerfest bei jeder Umgebungstemperatur; kräuselt sich nicht und kann nicht verkohlen; dokumentenecht; bei Nichtgefallen Geld-zurück-Garantie‹). Beiläufig leckte er an der Spitze eines feuerfesten Kugelschreibers und trug abschließend einige Zahlen in eine Tabelle ein.
    Im Vorzimmer stierte Nabob seinen Gegner finster an. Er hatte Seirizzim schon immer gehaßt, aber nachdem ihm dieser seine Trumpfkarte – nämlich die streikenden Fährmänner vom Phlegethon – aus den Klauen gerissen hatte, empfand er nur noch bloße Abscheu für ihn. Nun blieb ihm keine andere Wahl, als nach dem ursprünglichen Plan vorzugehen. Wenn dieser verdammte Flagit es wenigstens geschafft hätte, ihm einen Beweis zu liefern!
    Plötzlich wurde die Tür zum Sitzungssaal aufgestoßen. Gleich darauf erschien eine furchterregende Gestalt, deren spitz zulaufender Schwanz gefährlich hin und her peitschte, und winkte die Kandidaten herein.
    »Man hat seine Infernalität, den Herrn der Finsternis d’Abaloh, lange genug warten lassen«, brüllte der teuflische Lakai. »Tretet ein und tragt eure Anliegen vor.«
    Blitzschnell sprang Seirizzim auf die Pferdefüße und stürmte mit vor unterdrückter Aufregung zitternden Hörnern hinein. Nabob schluckte schwer und erhob sich verunsichert vom Stuhl, denn er fragte sich, ob es überhaupt noch einen Sinn machte, an der Wahl zum Oberleichenbestatter von Mortropolis teilzunehmen. Das wird knallhart, alter Junge! Sicher, aber denk doch nur mal an die unglaubliche Macht, die du damit haben wirst! Die absolute Kontrolle über die Hauptstadt des Unterweltkönigreiches Helian und die Gesamtherrschaft über die stetig wachsende Bevölkerung. Die einmalige Gelegenheit, neue und immer hinterhältigere Foltermethoden zu erfinden und …
    Plötzlich besann er sich auf sein durch und durch verschlagenes Wesen, und sein alter Kampfgeist kehrte zurück. Und ob ich diesen Job haben will! Unbedingt sogar. Denn dieser Posten läßt sich mit nichts vergleichen, was einem dieser erbärmliche Sündendienst zu bieten hat. Niemals könnte ich es mir verzeihen, wenn es
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