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Firkin 03 - Das Wurmloch ins Biblioversum

Firkin 03 - Das Wurmloch ins Biblioversum

Titel: Firkin 03 - Das Wurmloch ins Biblioversum
Autoren: Andrew Harman
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Könige sehr schnell verringerte, bis schließlich nur mehr drei übrig waren …
    Mittlerweile ist der Phruhlianische Kalender der restlichen Welt um eintausendvierhundertsiebenundachtzig Jahre voraus. Und dieser Vorsprung wird zunehmend größer …

* MEZ: Mittlere Erdschwere-Zeit. Ein primitives Kalendersystem.
    Es ist allgemein bekannt, daß die Unendlichkeit enorm groß ist. Viel zu groß, als daß man sie auf einmal in den Griff bekommen könnte. Eine gute Möglichkeit ist es, sie in viele kleine Stücke zu zerlegen. Dadurch gestaltet sich der Umgang mit ihr erheblich praktischer.
    Die frühen Naturforscher bedienten sich anfänglich rein empirischer Methoden, um der Unendlichkeit beizukommen. Der Mathematikphilosoph Grienietzsch etwa hat Messungen durchgeführt, um festzustellen, wie lange es dauert, wenn ein Ziegelstein an einem sonnigen Tag aus einem Fenster fällt. Nachdem er eine Unmenge fremder Forschungsmittel durchgebracht hatte, publizierte er zur großen Freude einer mehrheitlich jungen, männlichen Forschergemeinde den MEZ-Kalender. Trotz des verschwindend geringen Nachteils, daß dieser Kalender heillos veraltet ist, auf einer äußerst fragwürdigen, verquasten Logik basiert und grundsätzlich nicht auf den Gang von Sonnenuhren oder die Sperrstundenregelungen für Lokale mit Schankkonzession abgestimmt werden kann, wird er nach wie vor tagtäglich benutzt. Was höchstwahrscheinlich an den farbenprächtigen Bildern liegt, auf denen lüsterne nackte Maiden an einsamen Stränden zu sehen sind.
    Andere Kalender waren weniger prächtig. So gelang es etwa dem Forscher Rhon Lhexx, der als Pionier auf diesem Gebiet gilt, eine exakte Definition einer Zeitspanne dadurch zu erarbeiten, daß er mitzählte, wie oft der berühmte Heilige Wackelstein Say-Kho vibrierte, solange er den Atem anhalten konnte. Das Ergebnis multiplizierte er mit 2, addierte eine größere ganze Zahl dazu, potenzierte dieses Ergebnis mit einer dritten, beliebig angesetzten sechsstelligen Zahl und dividierte das Ganze durch den Wert seiner Schuhgröße. Die damit ermittelte Zeiteinheit nannte er ›Prime‹. In der Folge publizierte er sehr viele Abhandlungen (leider mangelte es diesen Publikationen an ansprechenden Studien der weiblichen Anatomie), in denen er demonstrierte, wie sich durch die Verkettung mehrerer ›Primen‹ verschiedene andere, größere Zeiteinheiten erstellen lassen.
    Als er aber zu seinem Entsetzen feststellen mußte, daß damit ein durchschnittlicher Tag fünfhundertzwölf Stunden zählte, überarbeitete er seine Berechnungen noch einmal, änderte den sechsstelligen Exponenten, dividierte das Ergebnis durch 15 1/8 und bestimmte so eine neue Zeitspanne. Die nannte er dann etwas weniger vorlaut ›Sekunde‹.

* Nur wenigen ist bekannt, daß es verschiedene Vampirarten gibt.
    Hört man das Wort Lykanthrop, so hat man auf der Stelle das Bild einer schwarzen Silhouette vor Augen, eine Gestalt, die den Vollmond anheult und sich dabei in einen riesigen, menschenfressenden Wolf verwandelt. Worauf sie dann die Gegend unsicher macht und in nicht zu bezähmendem, wildem wölfischem Wahn unschuldige Wanderer in Fetzen reißt. Um es gleich zu sagen: So ist es nicht. Wenigstens nicht immer. Denn schließlich kommen auf jeden Werwolf etwa ein Dutzend Werspaniel, fünf Werlabrador, zwanzig bis dreißig Werterrier und Hunderte von Werchihuahuas. Doch von ihnen hört man nie. Obwohl Nacht für Nacht Menschen angefallen werden, werden diese Vorfälle niemals gemeldet. Aber wahrscheinlich würden auch Sie nur ungern zugeben, daß Ihnen auf dem Heimweg von der Kneipe ein schwach leuchtender grüner Chihuahua die Knöchel zerfleischt hat.
    Das gleiche gilt für Vampire. Nur die wirklich gefährlichen Kriminellen und Sektierer treten – wenn nicht in menschlicher Gestalt – als blutsaugerische Fledermäuse auf. Nur die Serienkiller, Vergewaltiger und Steuereintreiber trinken in Gestalt flatternder Nachtwesen das Blut schlafender Jungfrauen, nur sie flattern zum bequemerweise immer offenstehenden Fenster herein und schlagen ihre Fangzähne in porzellanzarte Teenagerhälse. Der Großteil aber schlägt sich vegetarisch durchs Leben. Das glauben Sie nicht? Und wie wollen Sie dann erklären, daß der Apfel in der Obstschale da drüben so rätselhaft verschrumpelt ist?

* Die bei der Cranachischen Schwarzen Garde übliche Dentalanzeige von Titel und Dienstgrad war ein in vielerlei Hinsicht sehr nützlicher Brauch. Sie machte es
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