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Finsternis über Gan (German Edition)

Finsternis über Gan (German Edition)

Titel: Finsternis über Gan (German Edition)
Autoren: Uwe Buß
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nicht sicher, ob das klappt.«
    »Aber einen Versuch ist es sicher wert«, ermutigte ihn das Bergmännchen.
    »Klar. Besser als nichts tun. Einfach abhauen und für Wochen verschwinden könnte ich auf jeden Fall nicht. Das geht wirklich nicht, Alfrigg. Meine Eltern würden mich von der Polizei suchen lassen und sich furchtbare Sorgen machen. Und wenn ich sie um Erlaubnis fragen würde, nach Gan zu reisen, würden sie es ganz sicher nicht zulassen.«
    »Falls es nicht klappt, überlegen wir weiter«, versuchte Alfrigg Finn zu beruhigen. »Lass uns lieber mit den Vorbereitungen beginnen. Eine Viertelstunde ist schnell rum.«
    Finn ging zu seinem Bett, schob Decke und Kissen ans Fußende, schaltete das Licht aus, sodass nur noch die Straßenbeleuchtung von draußen das Zimmer etwas erhellte, legte sich auf das Bett und zog sein Amulett unter seinem Hemd hervor: »Komm, Alfrigg, leg dich direkt neben mich und halte dich an meinem Arm fest.«
    »Das wäre mir sehr recht«, seufzte Alfrigg und legte sich neben Finn auf das Bett. »Ich habe wirklich keine Lust, noch einmal den ganzen Weg zurückzulegen.«
    Beide schauten nun nachdenklich zur Zimmerdecke, an der einMobile mit silberfarbigen Federn hing, die im Schein der Straßenbeleuchtung schön funkelten.
    »Falls wir Amulettträger uns alleine durchschlagen müssen, Alfrigg«, fragte Finn unsicher, »wird der König uns denn anhören, wenn ihr nicht bei uns seid? Wenn wir Elbachur bei uns hätten, wäre das ja gewiss kein Problem. Er gehört immerhin zum königlichen Rat.«
    »Aber natürlich wird er euch vorlassen. Ihr seid doch die Träger der Amulette!«, empörte sich Alfrigg. »Du darfst in Gan durchaus mit Selbstbewusstsein auftreten. Hier magst du noch ein Kind sein, das in die Schule gehen muss. In Gan bist du ein Held. Da spielt dein Alter keine Rolle. Außerdem bist du doch mittlerweile 13 Jahre alt, oder?«
    Finn schluckte. »Ja, schon. Aber ich war auch ein ganzes Jahr nicht mehr in Gan. Das ist alles ganz schön lange her. Ich habe etwas Angst.«
    »Das brauchst du nicht«, beschwichtigte ihn Alfrigg. »Du weißt doch, der Schöpfer der Lebensströme wird bei dir sein.«
    Nach einem Blick auf seine Uhr sagte Finn: »Noch eine Minute. Oh, ich halte es kaum aus.«
    Alfrigg hielt sich an Finns Oberarm fest und schloss die Augen. Finn nahm nun das Amulett, legte es auf sein Herz und konzentrierte sich mit aller Kraft auf Gan. Er stellte sich die Lebensquelle vor, die sich im Herzen des Landes befand. Vor seinem inneren Auge sah er, wie das Wasser aus einer Schale floss, die eine riesige, goldene Frauenstatue in der Hand hielt. Als er im vergangenen Jahr sehen durfte, wie die Quelle wieder zu fließen begonnen hatte, nachdem sie ausgetrocknet gewesen war, war dies der schönste Moment seines Lebens gewesen.
    »Ich möchte das wieder sehen können, Schöpfer der Lebensquelle«, flüsterte er. »Ich möchte die Quelle schützen, sie ist in Gefahr. Bitte, hilf uns, nach Gan zu kommen.«
    Als Finn diese Worte aussprach, begann sich das Amulett zu erwärmen. Er wusste genau, was jetzt geschah. Er öffnete die Augen und sein Zimmer war hell erleuchtet. Das Amulett hüllte den ganzen Raum in einen gleißenden Lichtschein. Alfrigg, der bemerkt hatte, dass etwas Ungewöhnliches passierte, starrte mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund auf das Amulett. In dem Moment gab es einen lauten Knall und Finn schwebte schwerelos durch das Licht. Diesen Moment hatte er schon das letzte Mal genossen, als er nach Gan gereist war. Es gab einen weiteren Knall und er fand sich in einem Bett im Haus Nebijahs wieder. Allein!

Kapitel 3
Der traurige König
    »Oh nein!« Finn war entsetzt. Alfrigg war tatsächlich nicht mitgekommen. Er spürte, wie sich sein Magen verknotete. Wie sollten sie jetzt ohne Alfrigg, Daniel und Elbachur und ohne ihren treusten Gefährten, den Waldhüter Alon, zurechtkommen? Finn seufzte und starrte frustriert auf die leuchtende Decke über dem Bett, in dem er immer noch lag.
    Nach einer Weile setzte er sich auf und schaute sich in dem Raum um. Der war derselbe wie bei seinem letzten Besuch in Gan. Rund und fensterlos. Der steinerne Boden und die Decke verbreiteten ein warmes Licht. Die Einrichtung bestand lediglich aus dem Bett und einem Stuhl, auf dem ordentlich zusammengelegt die weiße Tarnkleidung lag, wie er sie auch vor einem Jahr schon getragen hatte. Es waren eine Hose, ein Hemd, ein Umhang mit Kapuze sowie ein Paar Schuhe und eine Tasche. Diese
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