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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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der Richter schaltete sich ein. »Er hat Ihnen ausreichend Auskunft gegeben. Es ist Zeit, ihn wieder, äh, ruhen zu lassen.«
    Da war ich ganz seiner Meinung. Mrs Bennington war in Tränen aufgelöst, und ihr Mann wäre es auch gewesen, wenn seine Tränenkanäle nicht schon vertrocknet gewesen wären.
    Ich verschaffte mir seine Aufmerksamkeit. »Mr Bennington, ich bette Sie nun wieder ins Grab.«
    »Wird Gail das Geld von der Versicherung bekommen?«
    Ich drehte den Kopf nach dem Richter. Der nickte.
    »Ja, Mr Bennington, das wird sie.«
    Er lächelte oder versuchte es zumindest. »Danke. Dann bin ich bereit.« Er sah seine Frau an, die auf dem Rasen kniete. »Ich bin froh, dass ich mich verabschieden durfte.«
    Sie schüttelte in einem fort den Kopf und sagte mit tränennassem Gesicht: »Ich auch, Gordie, ich auch. Du fehlst mir.«
    »Du fehlst mir auch, meine kleine Kratzbürste.«
    Sie brach in Schluchzen aus und schlug sich die Hände vors Gesicht. Hätte nicht einer der Anwälte sie festgehalten, wäre sie hingesunken.
    »Meine kleine Kratzbürste« klang in meinen Ohren nicht besonders vorteilhaft, aber na ja, es bewies, dass Bennington seine Frau wirklich gekannt hatte. Es zeigte außerdem, dass sie ihn für den Rest ihres Lebens vermissen würde. Angesichts von so viel Schmerz konnte ich ihr einige Wutanfälle verzeihen.
    Ich drückte auf die Schnittwunde an meinem Finger und konnte zum Glück noch etwas Blut herausquetschen. An manchen Abenden musste ich die Wunde noch einmal öffnen oder eine neue machen, um den Toten zurückzubetten. Ich tippte mit dem blutigen Finger an seine Stirn und hinterließ einen kleinen dunklen Fleck.
    »Mit Blut binde ich dich an dein Grab, Gordon Bennington.« Ich berührte ihn sacht mit der Klinge. »Mit Stahl binde ich dich an dein Grab.« Ich wechselte die Machete in die linke Hand und hob die offene Salzschachtel auf, die ich innerhalb des Kreises auf den Boden gestellt hatte, und besprengte den Toten damit. »Mit Salz binde ich dich an dein Grab, Gordon Bennington. Geh und erhebe dich nicht mehr.«
    Bei der Berührung mit dem Salz verlor sein Blick die Wachheit, und der Tote war wieder geistlos, als er sich auf den Boden legte. Die Erde schluckte ihn wie ein großes Tier, das sein Fell sträubt, und Gordon Bennington sank ins Grab zurück. Er war wieder da, wo er hingehörte, und dem Grab war nichts anzusehen. Kein Grashalm war geknickt. Magie.
    Ich musste trotzdem den Kreis rückwärts abschreiten und auflösen. Für diesen Teil des Rituals habe ich normalerweise keine Zuschauer. Sobald der Zombie weg ist, gehen alle nach Hause. Doch Conroy stritt noch mit dem Richter, der ihm drohte, ihn wegen Missachtung des Gerichts vorzuladen. Und Mrs Bennington war noch nicht imstande, aus eigener Kraft zu laufen.
    Die Polizisten standen herum und verfolgten die Szene. Lieutenant Nicols sah mich kopfschüttelnd an und grinste. Als der Machtkreis aufgelöst war, kam er zu mir, und ich fing an, mir die Hände zu desinfizieren.
    Er senkte die Stimme, damit die trauernde Witwe ihn nicht hörte. »Sie könnten mir jede Summe bieten, ich würde keinen Toten an mir saugen lassen.«
    Achselzuckend drückte ich mir den Mull auf die Wunde, bis sie zu bluten aufhörte. »Sie würden staunen, was die Leute für diese Arbeit zahlen.«
    »Es wäre trotzdem nicht genug«, sagte er und hatte schon eine neue Zigarette in der Hand.
    Mir lag eine kesse Antwort auf der Zunge, als ich die Gegenwart eines Vampirs spürte wie einen kalten Gegenstand auf der Haut. Irgendwo in der Nähe wartete jemand. Es gab einen Windstoß, obwohl der Abend windstill war. Ich blickte auf, aber als Einzige, denn Menschen gucken nie nach oben, erwarten nie, dass der Tod vom Himmel fallen könnte.
    Mir blieben noch Sekunden, um zu sagen: »Nicht schießen, er ist ein Freund«, dann erschien Asher in unserer Mitte, rauschte mit fliegenden Haaren herab, setzte auf und musste ein paar Schritte auslaufen, was ihn sehr nah zu mir brachte.
    Ich drehte mich um und stellte mich vor ihn. Er war größer als ich, sodass ich ihn nicht ganz decken konnte, aber ich tat mein Bestes. Wer auf ihn schießen wollte, riskierte, mich zu treffen. Die Polizisten und die Leibwächter hatten ihre Waffen gezogen und richteten sie auf Asher und mich.

4
    I ch blickte auf den Halbkreis aus Waffen und versuchte, alle gleichzeitig im Auge zu behalten, aber es waren zu viele. Ich streckte die gespreizten Hände von mir, das universelle Zeichen für »Ich
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