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Finnisches Requiem

Finnisches Requiem

Titel: Finnisches Requiem
Autoren: Taavi Soininvaara
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hatten, wurde als Schande für Finnland und für die finnische Polizei angesehen.
    Ratamo überlegte, ob zwischen den Mördern und Finnland eine Verbindung bestand. Er hatte Appetit auf einenPriem, versuchte aber bis zum Essen ohne Tabak durchzuhalten. Das Nikotin würde seinen Magen nur noch wütender knurren lassen. »Warum zum Teufel mußte Reinhart ausgerechnet in Finnland umgebracht werden?« dachte er laut.
    Wrede schnaufte ärgerlich und entgegnete in schroffem Ton: »Warum nicht.« Es wurmte ihn, daß Ketonen seine beiden Lieblingsmitarbeiter in die Ermittlungsgruppe beordert hatte. Riitta Kuurma arbeitete in der Abteilung für Spionageabwehr, die jede gegen Finnland gerichtete nachrichtendienstliche Tätigkeit und Spionage bekämpfen mußte. Die Abteilung hatte nichts mit dem Mord im Atheneum zu tun, aber Ketonen behauptete, er brauche Riitta Kuurmas Wissen über die EU. Die Einbeziehung Ratamos war allerdings gerechtfertigt, denn der Ex-Forscher arbeitete in der Sicherheitsabteilung. Deren Aufgabe bestand darin, Gefahren für die innere Sicherheit oder für die internationalen Beziehungen Finnlands abzuwenden, das schloß auch die Bekämpfung des Terrorismus ein. Sowohl die Spionageabwehr als auch die Sicherheitsabteilung gehörten zum operativen Bereich, der von Wrede geleitet wurde. Immerhin hatte er die fünfzehn SUPO-Mitarbeiter auswählen dürfen, die zur Unterstützung der Ermittlungsgruppe eingesetzt wurden.
    Ketonen hob den Zeigefinger an den Mund. »Niemand wird ohne Grund umgebracht«, sagte er nachdenklich. »Irgend jemandem nützt der Mord an Reinhart. Wir müssen das Motiv der Täter finden. Das alles ist eine Katastrophe. Wir können die Scharte nur wieder auswetzen, wenn wir die Mörder rasch schnappen.« Damit löste Ketonen einen ganzen Schwall von Meinungsäußerungen aus. Er gab seinem Stellvertreter Wrede das Wort, der voller Eifer mit einer Zusammenfassung der Ereignisse des Vormittags begann.
    »Die Mordwaffe und die Betäubungspistole wurdenhöchstwahrscheinlich im Kamerakoffer des als Fotograf getarnten Killers in das Atheneum geschmuggelt. Die Überwachungskameras im Atheneum zeigten, daß die Männer zunächst kurz auf der Toilette waren.« Wrede rasselte den Anfang seines Berichts herunter und sagte dann mit Nachdruck: »Das Attentat haben Profis geplant. Die Mörder kannten das Atheneum und die Sicherheitsvorkehrungen der Polizei, und die Gruppe zu ihrer Unterstützung war auf die Sekunde genau zur Stelle. Der Mord und die Flucht wurden nach einem präzisen Zeitplan ausgeführt. Reinhart ist von einem etwa vierzigjährigen hellhäutigen Mann erschossen worden.«
    Wrede reichte seinen Kollegen ein Foto, das eine Überwachungskamera im Atheneum aufgenommen hatte. Es wurde gerade in der Bilderkennung von Interpol mit den Dateien Tausender Gesichtsfotos verglichen. Die Männer von der Technik suchten im Bus und im Atheneum nach Fingerabdrücken der Mörder und nach anderen Beweisstücken. Der Rotschopf hielt es jedoch für äußerst unwahrscheinlich, daß am Tatort Spuren entdeckt würden, aus denen sich eine DNA-Probe der Täter ermitteln ließe. Die Grenzstationen befanden sich in Alarmbereitschaft, die Bilder der Mörder waren an alle Grenzübergänge, Polizeistationen und Hotels geschickt worden, und so gut wie alle Polizisten, die sich auf den Beinen halten konnten, waren im Einsatz.
    Wrede informierte seine Kollegen, daß die Mörder als Korrespondent und Fotoreporter der ungarischen Zeitung »Magyar Nemzet« akkreditiert waren. Die Vertretung der EU-Kommission in Helsinki hatte ihre Teilnahmebestätigung am Donnerstag per Fax von der Zeitung erhalten.
    »Bittet die ungarischen Kollegen, die Leute von ›Magyar Nemzet‹ zu befragen. Welche Namen hatten die Männer angegeben?« fragte Ketonen.
    Wrede schaute schnell auf seine Notizen. »Der Fotoreporter hieß Imre Csermák und der Mörder Alexander de Gadd.«
    Ketonen runzelte die Stirn. »Alexander de Gadd. Das hört sich nicht gerade ungarisch an. De Gadd …« Der Name kam Ketonen bekannt vor, aber ihm fiel absolut nicht ein, in welchem Zusammenhang er ihn gehört hatte. Das Gehirn des Dreiundsechzigjährigen startete wie ein Dieselmotor an einem frostigen Morgen. »Irgendwann ist mir ein de Gadd über den Weg gelaufen. Sucht den Namen auch in unserem Archiv.«
    »Warum haben sie ausgerechnet eine ungarische Zeitung gewählt?« wunderte sich Riitta Kuurma.
    Jetzt konnte Wrede mit seinem Wissen brillieren. Er berichtete, daß
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