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Finnischer Tango - Roman

Finnischer Tango - Roman

Titel: Finnischer Tango - Roman
Autoren: Taavi Soininvaara
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Mittag, und Ratamo hatte so gute Laune wie ewig nicht, obwohl ihm die Ereignisse vom Vortag noch durch den Kopf gingen. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal zwölf Stunden durchgeschlafen hatte. Ein junger Arzt hatte ihn nach der Explosion in der Notaufnahme der Poliklinik von Töölö untersucht und verkündet, dass ihm die Ohren noch ein paar Tage klingen würden. Das hätte er auch ohne den Quacksalber gewusst. Es kam ihm auch jetzt so vor, als würde er direkt an seinem Ohr eine Orgelpfeife hören. Aber immerhin hatte der Arzt ihm Schmerztabletten gegeben, die ihn betäubt hatten, als wäre ihm ein Holzklotz auf den Kopf gefallen.
    Am meisten freute sich Ratamo jedoch, weil mit Nelli alles in Ordnung war. Die Laborergebnisse waren endlich komplett, und demnach war das Mädchen gesund wie ein Fisch im Wasser.
    Ratamo zuckte zusammen, als ihn jemand von hinten an der Schulter packte.
    »Du scheinst ja wirklich überhaupt nichts zu hören«, rief Wrede. »Komm in Raum A 310, wir sind gerade dabei, die einzelnen Handlungsfäden miteinander zu verknüpfen.Die Medien sind heiß auf Neuigkeiten, ich muss gleich wieder eine neue Erklärung abgeben. Und es gibt jede Menge zu berichten, Mann, du ahnst ja gar nicht, was alles …«
    Wredes Geschnatter würde ihm seine Ausgeglichenheit und seine gute Stimmung nicht verderben, beschloss Ratamo. Außerdem wusste er dank Riitta Kuurma schon ungefähr, was nach der Explosion an Bord der »Pride of Britain« noch alles geschehen war.
    Einen Augenblick später setzte sich Ratamo im schallisolierten Beratungsraum der SUPO neben Riitta, die erschöpft wirkte.
    »Du bist ja anscheinend wohlauf?«, sagte Riitta und berührte seine Hand.
    Ratamo sah an ihrem Gesichtsausdruck, dass sie sich immer noch für ihn interessierte. Er nickte und ließ seinen Blick durch den Raum wandern. Anwesend war die Staatssekretärin aus dem Innenministerium, die schockiert aussah, Asko Ylinen von der KRP, Ville Kivelä, der Leiter des Karhu-Kommandos, den Ratamo mit einer Handbewegung grüßte, und der stellvertretende Polizeichef Jukka Munck, der die Operation in Hernesaari vor Ort geleitet hatte und jetzt an der Stirnseite des Tisches stand und darauf zu warten schien, dass er das Wort ergreifen konnte. Es war genau dieselbe Zusammensetzung wie bei der Besprechung am Vortag, als man die Erstürmung des Schiffes geplant hatte.
    Munck räusperte sich, damit der Lärm nachließ. »Die Flanke der ›Pride of Britain‹ wurde also bei der Explosion aufgerissen, aber das Leck konnte begrenzt werden, so dass es nur eine wasserdichte Abteilung betroffen hat. Das Schiff wird heute in die Reparaturwerft geschleppt und angeblich innerhalb von ein paar Wochen wieder in Ordnung gebracht. Der einzige am Leben gebliebene Terrorist wird gerade verhört, und die evakuierten Passagiere …«
    Ratamo schaute sich auf dem Fernsehbildschirm, der unterhalb der Decke befestigt war, das Bild der Nachrichtensendung ohne Ton an und sah die vom Hass verzerrten Gesichter Tausender wütender Bewohner von Nadschaf. Die britischen Soldaten versuchten die wogenden Menschenmassen im Zaum zu halten, und im Hintergrund erkannte man eine goldene Kuppel und zwei hohe Minarette.
    Riitta beugte sich zu Ratamo hin, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern. »Der MI 5 glaubt, dieser al-Moteiri habe versucht, das Ganze so zu inszenieren, dass es ausgesehen hätte, als wäre die britische Armee schuld an der Zerstörung der heiligsten Moschee der Schiiten. In Nadschaf herrscht immer noch totales Chaos, aber die Moschee steht jedenfalls noch, obwohl auf dem Innenhof eine Rakete explodiert ist. Ein britischer Major vom Regiment Black Watch hat angeblich die absolute Katastrophe im letzen Augenblick verhindert.«
    In Ratamos Ohren pfiff es, und in seinem Kopf ratterte es, das Gehirn brachte die neuen Informationen in einen Zusammenhang mit den Ereignissen der letzten Tage. Ratamo war überzeugt, dass Eeva auch bei allen anderen Dingen die Wahrheit gesagt hatte, nicht nur im Falle von Adil al-Moteiri. »Es war übrigens Eeva Hallamaas Verdienst, dass überhaupt jemand auf die Idee gekommen ist, al-Moteiri zu verdächtigen.«
    »Das wissen wir doch.« Riitta klopfte Ratamo auf den Handrücken, wie um ihm zu danken. »Eeva durfte schon nach Hause gehen, jetzt kann man all das, was in den letzten Tagen geschehen ist, mit ganz anderen Augen sehen.«
    »… und die Personalien der Russen, die in Pajamäki tot aufgefunden wurden, haben wir
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