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Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)

Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)

Titel: Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)
Autoren: Martina Konrad
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Burgruine gibt es seltene Schmetterlingsarten. Da habe ich wohl etwas falsch verstanden.“ Sie runzelte die Stirn.
    „Biologen?“, entfuhr es Tom. „Aber ich dachte, Sie seien Physiker!“
    Asger Olsen schüttelte vergnügt den Kopf.
    „Nein, mein Junge“, gluckste er. „In meiner Familie sind alle Leute schon seit mehreren Generationen Biologen. Das fing vor beinahe hundert Jahren an – oder waren es achtzig? Ich erinnere mich nicht mehr daran. Mein Urgroßvater war der Erste in der Familie, der Biologie studierte. Allerdings, eines ist merkwürdig.“ Er verzog sein Gesicht in nachdenkliche Falten. „Er hat mir mal erzählt, dass er tatsächlich zuerst Physiker werden wollte. Er liebte Physik, und wenn er dieses Studienfach gewählt hätte, dann wäre ich vielleicht heute auch Physiker. Aber dann geschah etwas, dass ihn von seinem Plan abbrachte. Sein Vater Oskar Olsen, der in Hohenstadt Lehrer war - irgendwo in den Randbezirken in einer kleinen Schule, vermutlich habt ihr noch nie davon  gehört - nahm ein Pflegekind auf. Der Junge hieß Rudolf und war genauso alt wie mein Urgroßvater damals, nämlich ungefähr vierzehn Jahre. Wir Kinder haben ihn immer Urgroßonkel Rudolf genannt. Dieser Rudolf jedenfalls interessierte sich viel mehr für Biologie als für Physik, und mein Uropa schloss sich ihm an. Die beiden waren dauernd unterwegs, Schmetterlinge sammeln und tolle Entdeckungen zu machen. Schließlich entschieden sie sich beide dafür, zusammen Biologie zu studieren.“
    Asger Olsen lächelte die Kinder zufrieden an, die ihm wie erstarrt zugehört hatten. „Ja, so war das“, setzte er hinzu. „Aber jetzt komm, Angelika, wir wollen doch mal sehen, ob wir diesen Schmetterling nicht doch noch vor die Linse bekommen.“ Er hob den grauen Kasten hoch, den er bei sich trug, und Finn bemerkte jetzt, dass es eine Kamera war – war sie es eben schon gewesen? Finn wusste es nicht.
    „Die sind ja selten geworden, die Großen Feuerfalter“, sagte Herr Olsen begeistert und lachte. „Tschüss Kinder!“
    Mit diesen Worten stapfte er zusammen mit seiner Frau aus der Kapelle, ohne sich noch einmal nach dem Eingang der geheimen Gruft umzudrehen.
    „Ich geh dann auch mal“, sagte Angelika unsicher. „Danke für eure Hilfe.“ Vorsichtig schlüpfte sie aus Finns Arm und lief hinter ihren Eltern hinterher.
    Eine Weile sagte niemand etwas. Schließlich löste sich Finn aus seiner Erstarrung und schüttelte den Kopf.
    „Was war das denn?“, fragte er verblüfft.
    „Das muss mein Papa gemacht haben“, flüsterte Jacob mit großen Augen. „Er muss gerade jetzt vor achtzig Jahren die Zeit verändert haben.“
    „Er hat doch tatsächlich den Rudolf bei deinem Lehrer untergebracht!“, rief Martin und brach in schallendes Gelächter aus. „Was für ein Teufelskerl! Und damit hat er uns so ganz nebenbei auch noch gerettet!“
    Plötzlich fingen alle an zu lachen.
    Finn glaubte, noch nie so glücklich gewesen zu sein. Die Gefahr war gebannt, das Gerät, welches ihre Zeitsprünge verraten konnte, war nie erfunden worden. Und seine Freunde hatten alle ein Zuhause gefunden.
    Er fühlte sich, als würde er vor Freunde platzen. Dann aber warf er einen Blick zu Tom. Auch sein Bruder strahlte und jubelte mit den anderen, aber ihrer beider Schicksal war noch nicht geklärt. Wer von ihnen würde in die Vergangenheit reisen um dort zu leben, und wer würde hier bleiben? Auch Tom warf seinem Bruder nun einen Blick zu, und in all dem Trubel schien es ihnen für eine Weile, als gäbe es nur sie beide auf der Welt.
    Doch plötzlich hörten sie eine Stimme, laut und sehr wütend, die von der Straße her brüllte: „Ist denn auf diese blöde Zukunft überhaupt kein Verlass mehr? Ich hab doch tatsächlich den Strafzettel schon heute bekommen!“
     

Epilog
     
    Ein gezielter Schuss, und das Raumschiff zerplatzte in seine Einzelteile. „Hab ich dich, du Volltrottel“, jubelte Finn vor seinem Computer. Dann aber stützte er sein Gesicht auf die Hand und starrte den Computerbildschirm nachdenklich an. Klar waren Computer toll – oder „cool“, wie man hier sagte. Er versuchte, sich immer wieder bewusst zu machen wie gut er es hatte, in einer Zeit zu leben, in der es Computer gab, mit denen man fremde Galaxien in Schutt und Asche legen konnte, in der es jeden Tag Fleisch gab und Schokolade, und in der er auf die höhere Schule gehen konnte, obwohl er nur ein Waisenkind war. Obwohl er inzwischen natürlich keines mehr war, und
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