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finde-mich-sofort.de (German Edition)

finde-mich-sofort.de (German Edition)

Titel: finde-mich-sofort.de (German Edition)
Autoren: Tatjana Meissner
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*seufz*
    Zu Hause wartet meine Kollegin Andrea auf mich. Wir wollen proben. »Du siehst aber müde aus!« begrüßt sie mich und ich antworte, ohne zu überlegen: »Ich bin verliebt!« Sofort nimmt mich Andrea in den Arm und drückt mich fest.
    »Das freut mich«, strahlt sie mich an, »ich konnte deine Männergeschichten schon nicht mehr hören. Endlich muss ich mir keine Sorgen mehr um dich machen!«
    »Du hast dir Sorgen um mich gemacht?«
    »Natürlich! Erinnerst du dich, als du dich mit dem verrückten Kontrolle zum zweiten Mal getroffen hast?«
    »Ja, da hatte ich dich gebeten, mich sicherheitshalber gegen 22 Uhr anzurufen.«
    »Genau, und deine Krücke von Handy hatte sich abgeschaltet. Nach ungefähr zehn Versuchen habe ich mit der Polizei telefoniert!«
    »Du hast die Polizei angerufen? O Gott!«
    »Die Beamtin hat meine Aufregung zwar verstanden, meinte aber, sie könne nicht viel machen, weil du erwachsen bist und erst längere Zeit verschollen sein müsstest, ehe man nach dir fahnden könnte! Ich habe dir das damals bloß nicht erzählt, weil’s mir peinlich war.«
    »Ist mir das unangenehm. Entschuldige bitte, ja? Kommt bestimmt nicht wieder vor!« Ich bin nervös und greife zur Zigarettenschachtel.
    »Rauchen kann tödlich sein« steht drauf. Ja, davor wird man gewarnt, ob man will oder nicht. Dabei kann Partnersuche unter Umständen auch tödlich sein. Andrea lächelt verständnisvoll, während ich mir eine Zigarette anzünde. Ich halte ihr die Schachtel vors Gesicht und sage: »Blöde Warnungen! Unsere Politiker sind der Meinung, uns vor allem Möglichen warnen zu müssen. Warum warnt uns dann keiner vor verlogenen oder verrückten Männern?«
    »Ja«, Andrea lacht, »so ’ne Aufschrift vorne auf dem Bauch: Achtung, dieser Mann macht unglücklich! Das wär’s doch!«
    »Oder bei manchem auch – rein sexuell gesehen: Man hat mir das Können genommen, aber nicht das Wollen!«
    »Genau, wie viele unnütze Bettgeschichten wären dir erspart geblieben!« scherzt Andrea, und ich bin froh, dass sie mir die Handy-Geschichte nicht mehr nachträgt.
    »Zur Feier des Tages, liebste Freundin, gibt es jetzt was Leckeres zu essen.« Ich gehe zum Herd und wärme die Reste des Festessens vom gestrigen Abend auf. Carsten hatte sie mir, einzeln in Plastikdosen verpackt, mitgegeben.
    »Und kochen kann er auch!« Andrea zieht mit den Zähnen Hühnerfleisch vom Holzspieß und meint, nachdem sie einen großen Happen Glasnudelsalat runtergeschluckt hat: »Wenn du ihn nicht willst, kauf ich ihn dir ab!«
    Ich bin verknallt bis über beide Ohren, aber auch ein wenig erstaunt über mein Liebesgeständnis vor Andrea. Bisher hatte ich es selber noch nicht zu denken gewagt, geschweige denn jemandem gesagt.
    Ob Carsten auch verliebt ist?
    »Weißt du, Andy, er hat meine Frage, ob er einen Flirt oder eine Partnerschaft will, immer noch nicht beantwortet.«
    »Muss Man(n) das immer sagen? Das Zeigen und Leben der Liebe und Zuneigung ist viel wichtiger!«, belehrt mich meine seit zig Jahren verheiratete Kollegin.
    »Woher soll ich wissen, ob er nicht bei jeder Frau den großartigen Partner, den Traummann und Liebling aller Schwiegermütter gibt?«
    »Ich habe ein gutes Gefühl. Der ist so, wie er sich gibt. Und er schmückt dich ungemein!«
    »Bin ich nicht ulkig?« Ich werde ernst. »Egal ob ein Scharlatan oder ein Märchenprinz daherkommt, nie kann ich glauben, was ich sehe!«
    »Nee, nee, liebste Freundin: Du siehst, was du glaubst. Das ist das Problem!«, sagt Andrea und schickt dieser Erkenntnis ihr glockenklares Lachen hinterher.

    * *
    Es ist Abend geworden. Von Carsten habe ich noch nichts gehört.
    Ich sitze vor dem Fernseher und spüre die ersten unangenehmen Begleiterscheinungen meines Zustandes in Form eines Bauchkribbelns, als hätte ich hundert Zehn-Pfennig-Ostbrausepulvertüten auf einmal in mich hineingeschüttet. Mich beuteln akute Sehnsuchtsschübe, und ich kann mich einfach nicht konzentrieren. Wenn ich auf meine beiden Telefone vor mir auf dem Tisch schaue, warte ich auf Anrufe und SMS von ihm . Wenn im Fernsehen »Das perfekte Dinner« läuft, schmecke ich seinen Glasnudelsalat. Blättere ich in meinem Krimi, erinnere ich mich an Heine und Dostojewski in seinem Bücherregal. Meine Gedanken flattern, ich kann sie nicht festhalten. Sie steuern nur eine Richtung an: Carsten .
    Warum meldet er sich nicht?
    Es klingelt. Vor lauter Panik fällt mir fast der Hörer aus der Hand. »Hallo?«, säusele ich mit leicht
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