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finde-mich-sofort.de (German Edition)

finde-mich-sofort.de (German Edition)

Titel: finde-mich-sofort.de (German Edition)
Autoren: Tatjana Meissner
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Aber bei mir?
    Nein, nein, ganz schnell schiebe ich solche Gedanken beiseite. Jetzt wird alles anders.

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    Vielleicht werde ich jetzt glücklich … mit Carsten . Er ist ein Mann, der sich ernsthaft für mich interessiert, der mich anruft und SMS schickt und den ich trotzdem toll finde. Gut, er hat Schwierigkeiten, sich festzulegen. Er hat mir immer noch nicht genau gesagt, was er für mich empfindet und was aus uns werden könnte. Bin ich verliebt?
    Bei diesen Gedanken steigen mir Tränen in die Augen. Ich habe schrecklich nah am Wasser gebaut. Ich weine in aufregenden Situationen, beim Weihnachtsliedersingen im Kreise der Familie, bei Liebesfilmen an den Stellen, wo der
liebe- und verständnisvolle Frauenversteher seine Angebetete in die Arme schließt; ich heule bei »Nur die Liebe zählt«, wenn sich liebende Menschen nach langer Trennung wiedersehen. Eigentlich flenne ich bei allen möglichen und unmöglichen Begebenheiten. Wie jetzt. Auf dem Küchensofa sitzend, neben mir wohlig schnurrend Katze Chica, schneuze ich ins Taschentuch und höre meine zehnjährige Schwester »Heulsuse, Heulsuse!« singen. Bei diesen Gedanken ermahnt sich Küchenpsychologin Tati zur Aufgabe des Selbstmitleids und
verschreibt umgehende Vorfreude auf Carsten s Geburtstag.
    Heute Abend wird gefeiert! Tralalala! Mein übliches Vorbereitungsprozedere beginnt, beschwingt und diesmal zur Musik der Silly-Gundermann- CD , die Carsten mir gebrannt hatte. »Bataillon d’Amour.« Passt! Ich bade, creme und rasiere mich, springe nackt zum Kleiderschrank und suche nach meiner schwarzen Spitzenunterwäsche, streife mir die halterlosen Strümpfe über die glatt rasierten Beine, entscheide mich für eine elegante schwarze Hose und ein tief dekolletiertes Langarmshirt. Dann schlüpfe ich in meine Zehn-Zentimeter-Pumps und den langen Wintermantel, hole die CD aus dem Abspielgerät, greife die zurechtgelegten Taschen und Beutel, die mit Geschenk, Waschtasche und Wechselwäsche gefüllt sind, und stöckele zum Auto. Es schneit ein wenig.
    Ich heize das Auto ein, stelle die Sitzheizung auf die höchste Stufe. Ganz laut klingt »Kinder von Berlin« aus den Boxen, und ich freue mich riesig auf Pellkartoffeln mit Quark und Leinöl. Bei einem langen Telefongespräch hatten Carsten und ich unsere Vorliebe für die einfache Küche entdeckt: Grießbrei, Blutwurst mit Sauerkraut und eben Quark. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Ich freue mich auf Carsten und stolpere fast, als ich auf meinen Pumps und mit Beuteln bepackt über den Parkplatz eile.
    Im Fahrstuhl ziehe ich noch mal die Lippen nach und die halterlosen Strümpfe unter der Hose hoch. Ich steige aus, Carsten lehnt wieder grinsend im Türrahmen, und schon an der Tür umarmen und küssen wir uns ausdauernd – er mich fest an sich drückend, ich meine Arme links und rechts ausstreckend mit den Beuteln in der Hand. Wieder erstrahlt die Wohnung im Kerzenlicht, der Tisch ist fein gedeckt. Als Carsten meine elegante Kleidung sieht, zieht er sich ganz schnell um und steht dann mit schwarzem Anzug und weißem Hemd vor mir. Was für ein Mann!
    Unser Lieblingsessen schmeckt vorzüglich, das Leinöl aus dem Spreewald gibt das Gesprächsthema vor: Carsten s Heimat. Zwischendurch prosten wir uns mit Wein zu, schauen uns tief in die Augen. Während ich mir noch mit der Serviette den Mund tupfe, zaubert mein Sternekoch Glasnudeln mit in Honig marinierten Hähnchenspießen auf den Tisch. Nur Quark zum Geburtstag war ihm dann doch zu profan. Aus dem Radio klingt Edo Zankis »Funken fliegen«. Dann zieht mich Carsten vom Stuhl hoch, nimmt mich in die Arme, und wir tanzen. Ich bin verzaubert. Wir wiegen uns im Rhythmus der leisen Kuschelmusik, wie sie früher immer am
Ende einer jeden Disco gespielt wurde. Ich schiele zur Uhr, denn ich darf Mitternacht nicht verpassen, um ihm zu gratulieren.
    »Zigarettenpause!«, sagt Carsten , spielt den Gentlemen, reicht mir seinen Arm und führt mich zum Sofa. Auf dem Tisch stehen Gummibärchen. Wie bei »Wetten, dass..?« scherze ich.
    »Wetten, dass du die Geschmacksrichtungen der Saftbären nicht erkennen kannst?«
    Ich lasse mich auf das Spiel ein. Lege von jeder Farbe einen Bären auf den Tisch und beginne die Verkostung.
    »Weinrot: Johannisbeere; gelb: Zitrone – kein Problem. Weiß: Banane!«
    »Falsch!«, frohlockt Carsten . »Ist gar nicht dabei.«
    »Doch, koste mal, schmeckt genau wie die Bananenmilch früher in der Schule!«
    Er greift einen weißen
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