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Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition)

Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition)

Titel: Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition)
Autoren: Gisbert Haefs
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dann Renate gesagt.«
    Polizeimeister Unger gluckste. »Also Schäfer, Coralie, ohne Renate. Wohnen Sie hier?«
    »Nee.« Sie nannte eine Adresse in Nideggen und sagte, sie sei Lehrerin an der Grundschule. »Zur Zeit krankgeschrieben.«
    »Okay, hab ich. Und Sie?«
    Matzbach rührte heftig in seinem Kaffee. Er trank, nannte seinen Namen, trank abermals, erwähnte die Breite Straße samt Hausnummer in Bonn, schmatzte, trank noch einmal und lehnte sich ächzend zurück. »Und ich bin hier spazierengegangen«, sagte er dann. »Mein Wagen steht am Ende der Straße auf dem Parkplatz, da, wo der Waldweg anfängt. Ich habe einen Rums gehört, den Wald verlassen und bin langsam, wie es meinem Senioren- beziehungsweise Senatorenzustand entspricht, von Neugier keineswegs getrieben, nur ein bißchen gezogen, die Straße Richtung Rums gewandert. Da habe ich dann Herrn Bongartz vulgo BoBo am Törchen dieses Hauses gesehen und er mich, und uns beiden fiel ein, daß wir einander vor Jahren bei gemeinsamen Bekannten in Köln begegnet sind. Daraufhin habe ich mein Schleichen in Richtung Rums abgebrochen und bin ihm zu gepflegter Konversation ins Haus gefolgt.«
    »Joj«, sagte Unger. »Druckreif.« Sie sah mich an. »Und Sie waren vorn am Gartentor?«
    »Ich hatte den Knall gehört und mir gedacht, daß es mich nichts angeht. Als dann all die Sirenen dazugekommen sind, bin ich rausgegangen, um zu sehen, ob es schon Post gibt und ob auf der Straße was los ist.«
    »Und Sie, Frau Schäfer?«
    Coralie blickte an ihrem völlig verstaubten und verdreckten Sweatshirt hinab. »Ich weiß nicht«, sagte sie langsam. »Ich war bei dem Haus, als es explodiert ist. Das hier« – sie zupfte am Stoff vor ihrem Bauch; eine kleine Lawine löste sich und rutschte auf den Küchenboden – »kommt von daher. Danach war ich völlig benommen. Taub, glaub ich; kann sein, daß ich ein paar Minuten ohnmächtig war. Ich bin dann wahrscheinlich aufgestanden und irgendwie hintenrum zu dem Garten hier gekommen, und da gibt’s ein Tor zum Feld hin, und da hab ich dann Zuflucht gesucht. Oder so.«
    »Was haben Sie denn an dem Haus gemacht? Und wie sind Sie hergekommen ?«
    »Weiß ich nicht.« Sie hob die Schultern. »Keine Ahnung. Ich hoffe, es fällt mir wieder ein.« Sie stieß ein leises, eher verlegen denn erheitert wirkendes Lachen aus. »Hoffe ich schon allein deshalb, weil ich nicht mal weiß, ob ich irgendwo hier ein Auto stehen hab oder mit Bahn und Bus gekommen bin.«
    Die Polizistin rümpfte die Nase und klopfte mit dem Kuli an ihr Kinn. »Schock und vorübergehende Amnesie? Oder so? Na ja, damit sollen sich die Kollegen befassen. Sie werden wahrscheinlich alle noch mal um Auskünfte gebeten werden.«
    »Was ist denn eigentlich passiert?« sagte ich.
    »Eine Detonation mit anschließendem Brand in einem Wohnhaus. Das Gebäude ist teilweise zerstört. Im Moment versuchen die Kollegen, in den Trümmern irgendwas zu finden. Spuren, Opfer, was auch immer.« Sie leerte den Becher, schob den Stuhl zurück und tat, als wollte sie aufstehen.
    »Moment noch, bitte«, sagte Matzbach. »Sie haben was von weiteren Auskünften gesagt. Müssen wir jetzt hier in der Küche sitzen, bis jemand kommt?«
    Unger lachte. »Nee, ich hab ja Ihre Adressen notiert. Ah, Telefonnummern fehlen noch. Könnten Sie …?«
    »Ich hab kein Telefon«, sagte ich. »Von wegen ambulant. Die nächsten zehn Tage bin ich aber noch hier zu finden.« Ich nannte ihr die Festnetznummer.
    Coralie Schäfer tastete nach etwas in ihren Hosentaschen. »Ich hab ein Handy«, sagte sie; diesmal klang sie ein wenig kläglich. »Aber keine Ahnung, wo es ist. Zuhause. Oder verloren. Die Nummer …« Sie zögerte. »Mist. Ich kann mich nicht mal an meine eigene Nummer erinnern.«
    Matzbach nickte. »Das ist gut; manche Nummern sollte man sowieso vergessen. Meine weiß ich leider noch.«
    »Ja bitte?«
    Er ratterte ein paar Zahlen herunter, Handy der Telekom und Festnetz mit Bonner Vorwahl. Dann sagte er: »Und wie geht’s jetzt weiter? Mit uns, meine ich, und mit der zerlegten Immobilie? Wem gehört die eigentlich?«
    Unger schüttelte den Kopf. »Weiß ich nicht. Und wenn ich’s wüßte … Also, im Moment sind die Kollegen aus Erftstadt und Kerpen dran. Ich nehme an, daß es auf was Größeres hinausläuft; dafür ist dann Köln zuständig.«
    »Wollen Sie noch ‘nen Kaffee?« Ich streckte die Hand nach der Kanne aus.
    Die Polizistin stand auf. »Nee, danke, einer war genug. Vielen Dank überhaupt
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