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Filmriss

Filmriss

Titel: Filmriss
Autoren: Olaf Buettner
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Woche geplant hatten, alle zusammen ins Fun , den neuen Club in der Stadt, zu fahren und dann doch einer nach dem anderen abgesprungen ist, hat sie uns total angeschrien.
    »Ihr seid wirklich die letzten Dorftrottel!«, war noch das Harmloseste. Und dann ist sie statt mit dem Bus per Anhalter gefahren, sodass wir auch ja alle sehen konnten, wie abenteuerlustig sie ist.
    Wenn ich sie mit mir vergleiche, ist sie das allerdings auch. Sie jagt immer dem Neuen hinterher, mir reicht oft auch das, was grade da ist. In diesem Punkt sind sich Frieda und Marlon ähnlich. »Nimm dir den Tag!«, könnte ihr Motto sein. Mir ist es immer wichtig, auch den nächsten Tag nicht aus den Augen zu verlieren. Mir gefällt es, Pläne zu schmieden und von der Zukunft zu träumen, aber ich muss nichts überstürzen. Ich kann auch mit dem zufrieden sein, was ich habe, Frieda ist nie zufrieden.
    »Komm, spiel eine Runde mit.« Marlon lächelt wieder und blickt mir tief in die Augen. »Aber auf meiner Seite, wir beide sind doch jetzt eine Mannschaft.«
    Ich stelle mich neben ihn, nehme den Torwart und er macht den Rest. Alleine ist Marlon gar nicht zu schlagen, aber gegen Benny gewinnt er sogar, wenn ich im Tor stehe. Der lässt sich seinen Ärger nicht anmerken. Auch er hat schon ein paar Bierchen intus und er verträgt wesentlich weniger als Marlon. Manchmal wundere ich mich darüber, wie gut er es wegsteckt, Marlon gegenüber immer den Kürzeren zu ziehen. Vielleicht liegt es daran, dass Marlon seine Überlegenheit niemals raushängen lässt. Er akzeptiert Benny, wie er ist, und umgekehrt weiß Benny, dass Marlon zu ihm steht.
    »Was feiern wir eigentlich?«, frage ich, als wir etwas später in einem der Strandkörbe sitzen.
    »Was morgen ist, weißt du ja wohl.« Marlon legt einen Arm um mich.
    Na klar weiß ich, dass er siebzehn wird. Er ist der Älteste von uns. Aber ...
    »Wenn du dabei bist«, sagt er, »feiern wir heute Nacht rein. Aber nur dann.«
    Er zieht drei Flaschen aus der Kiste, die hinter dem Sofa steht, reicht eine weiter an Benny und öffnet die anderen beiden mit dem Feuerzeug.
    »Klar bin ich dabei. Was denkst du denn?«
    Mein Lächeln tut ein bisschen weh, weil ich an das Zehn-Uhr-Ultimatum von meinem Vater denken muss und daran, dass ich ihm heute die Tür vor der Nase zugeknallt habe. Jetzt schaffe ich es nicht mehr, zur Versöhnung pünktlich nach Hause zu kommen. Nicht mal Mitternacht werde ich schaffen. Er wird sich Sorgen um mich machen und das will ich nicht. Andererseits hab ich ihm ja gesagt, dass ich kein Baby mehr bin, als o …
    Marlon reicht mir ein Bier.
    »Na, dann prost!«
    Wir lassen die Flaschen aneinanderklacken.
    » All for one «, sagt Marlon.
    » And one for all! «, ergänzt Benny.
    Gleichzeitig setzen wir an. Marlon trinkt seine Flasche in einem Zug leer. Benny kommt beim ersten Schluck bis zur Hälfte, bei mir ist es kaum der Rede wert. Wenn ich bis Mitternacht durchhalten will, muss ich aufpassen. Der Schaum in meiner Flasche zischt hoch und sprudelt aus dem Hals. Ich erwarte fast, dass ein Flaschengeist hinterherkommt. Aber es ist nur Schaum, der mir über die Jeans läuft, weiter nichts.
    Dann schwingt die Tür auf und Frieda erscheint. Sie betritt Räume nämlich nicht einfach, sie besetzt sie regelrecht. Wo immer sie auftaucht, steht sie erst mal im Mittelpunkt, alle glotzen sie an. Das hat sicher auch was damit zu tun, dass sie zugegebenermaßen sehr hübsch ist. Sie schminkt sich auffällig und immer ziemlich grell. Sie hat auch kein Problem damit, wenn es richtig angemalt aussieht, manchmal auch ein bisschen maskenhaft. Mit Make-up und Rouge spart sie genauso wenig wie mit dem Kajal. Heute hat sie kleine schwarze Blitze neben die Augen gemalt, so was kriegt sie super hin, das muss man ihr lassen. Sie trägt einen Jeans-Mini und dazu pinkfarbene Gummistiefel. Auf so eine Idee muss man erst mal kommen. Ihre langen Haare hat sie seit Neuestem schwarz gefärbt, heute hat sie eine Steckfrisur mit tausend bunten Spangen drin. Mein Ding ist das nicht, aber bei ihr sieht es gut aus. Ich glaub, es gibt kaum Jungs, die nicht auf sie stehen. Vorn auf ihrem Top prangt heute der Spruch: » Thank Go d …« Und hinten: » I’m a girl :-)!« Keine Frage, sie ist ein echter Hingucker.
    Obwohl sie breit grinst, sieht man ihr die schlechte Laune sofort an. Eigentlich bewundere ich es, dass sie ihre Gefühle offen zeigt. Nur eins nervt: Wenn sie schlechte Laune hat, muss es jeder mitkriegen. Bei
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