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Filmriss

Filmriss

Titel: Filmriss
Autoren: Olaf Buettner
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Germany’s-next-schlechte-Laune-Model hätte sie supergute Chancen, da bin ich sicher.
    Friedas Tagebuch
    Ich fass es nicht! Da schnappt die blöde Kuh ihn mir einfach so vor der Nase we g … Wenn das kein Grund ist, mal wieder mit Tagebuch anzufangen, weiß ich auch nicht.
    Wir wohnen noch kein Jahr an der Küste und ich vermisse Berlin. Dad hat hier den Job seines Lebens gefunden, sagt er zumindest. In der Nähe wird ein riesiger neuer Hafen gebaut, ein gigantisches Projekt, bei dem er leitender Manager ist. Auch Mum hat wieder eine Arbeit gefunden, als Chefsekretärin in einer kleinen Firma. Wir haben jetzt mehr Geld, aber damit kann man sich auch nicht alles kaufen ... Wenn ich zu Hause bin, dann fast immer allein. Mein Bruder Malte lässt sich ja sowieso nicht mehr blicken.
    Marlon war das Erste, was ich hier richtig gut fand. Wir haben auch ein paarmal rumgeknutscht, aber ich hab nie so richtig gecheckt, ob wir nun zusammen sind oder nicht. Manchmal tut er so als ob, dann wieder nicht. Bis vor Kurzem hat er in einer Band gespielt, was allerdings irgendwie in die Hose gegangen ist. Aber Gitarre spielen kann er wirklich.
    Benny ist auch ganz okay. Ich glaub, er wäre gern mehr wie Marlon. Weil er das aber nicht schafft, hat er sich entschlossen, er selbst zu sein. Dösig, aber nett. Ich glaube, der würde nicht nur für Marlon alles tun, sondern für jeden von uns. Benny ist ein echter Steher, einer, auf den man unbedingt zählen kann, wenn’s drauf ankommt.
    Blöderweise geh ich auf eine andere Schule als die anderen, obwohl wir alle Abi machen und alle in die Stadt fahren müssen. Dad ist überzeugt davon, dass das Gymnasium, auf das ich gehe, besser ist. Das ist so eine selbst ernannte Eliteschule. Richtig geil find ich nur, dass es da eine Musical-Gruppe gibt. Nächstes Jahr steht »Tarzan« auf dem Plan. Natürlich werd ich die Jane. Carina bewirbt sich zwar auch. Bevor ich gekommen bin, hat sie immer die Hauptrollen gekriegt, aber damit ist jetzt Schluss. Die Entscheidung fällt im Frühjah r …
    Birte mochte ich eigentlich auch, aber ihre Vorstellung heute haut dem Frosch die Krone vom Kopf! Diese falsche Schlange? Am liebsten würde ich ihr die Augen auskratzen!
    Aber ich lasse mir natürlich nichts anmerken. Das wäre ja wohl voll peinlich. Ich gehöre nicht zu den Typen, die jedem gleich auf die Nase binden, was in ihnen vorgeht. Jedenfalls nicht, wenn’s wirklich tief reingeht.
    Als ich in die Hütte kam, war sofort klar, was los war. Birte stand neben Marlon am Kicker wie sonst ich. Ich hab echt keine Ahnung, was Marlon an der findet. Sie ist einfach nur lang und dünn. An der ist nichts dran und ich bin wirklich nicht dick oder so was. Außerdem kleidet sie sich total langweilig. Oder gibt es irgendwo jemanden, der Schlabberjeans und einfarbige T-Shirts besonders spannend findet?
    Jedenfalls ist mir die Kinnlade runtergeklappt, aber was sollte ich machen? Vielleicht hingehen und sagen: »Weg da! Das ist mein Platz! Marlon gehört mir!«?
    So was geht gar nicht, jedenfalls nicht bei mir. Schließlich hab ich denen auf die Nase gebunden, dass in Berlin alles viel lockerer läuft als hier. Wer mit wem zusammen ist oder nicht zusammen ist und das ganze Zeug. Heute der und morgen der, na und? Treue ist total spießig. Ich erzähle so was und die glauben es, auch wenn’s natürlich Quatsch ist. Kein Mensch in Berlin hat andere Gefühle als die Leute hier, logisch. Aber ich hab’s nun mal behauptet, und jetzt muss ich beweisen, dass ich die Lockerheit mit Löffeln gefressen habe.
    Ich hab mich in einen Strandkorb gehauen und so getan, als wäre ich in Gedanken ganz woanders. Die Nummer hat mir garantiert jeder abgekauft. Ich werd sicher mal Schauspielerin und ich weiß, warum.
    »Hi, Frieda«, meinte Benny, »spielst du mit?«
    Ich hab seine Frage einfach überhört.
    »Oh, was zu trinken?«, sagte ich.
    Überall standen Bierflaschen rum, nicht gerade normal für hier. Benny machte eine davon mit den Zähnen auf und hielt sie mir hin. Ich hab zugegriffen, ohne ihn anzugucken. Er schien trotzdem ganz happy zu sein. Ich weiß, dass er mich mag, am Anfang war er sogar mal ein bisschen in mich verknallt. Ich mag ihn auch, aber eben »anders«. Das hab ich ihm auch gesagt und er akzeptiert es. Bei Marlon werde ich das aber ganz und gar nicht akzeptieren!
    Zum Glück hab ich meine Haare frisch gefärbt und mich krass geschminkt, Smokey Eyes und so, noch mehr als sonst. Hatte heute besonders viel Lust dazu,
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