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Filmriss

Filmriss

Titel: Filmriss
Autoren: Olaf Buettner
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Erziehung, was regelmäßig in die Hose geht und mich auf die Palme bringt. Er will dann alles nachholen, was er vorher im Sommer versäumt zu haben glaubt. Aber ab jetzt wird natürlich alles anders.
    Den Schlüssel haben Marlon und ich gerade noch rechtzeitig nachmachen lassen. Fünf Sekunden bevor mein Vater aus dem Haus musste, habe ich das Original in seine Tasche zurückgesteckt. Die Zeit war knapp geworden, weil Marlon und ich etwas länger in der Stadt geblieben sind.
    Wir gingen noch ins Meerwasser-Aquarium am Strand, wo wir die einzigen Besucher waren. Es kam mir so vor, als wäre das alles nur für uns gemacht.
    »Darf ich vorstellen?«, meinte Marlon bei den Seehunden. »Mo und Amadeus. Neben Benny meine besten Freunde. Denen kannst du erzählen, was du willst. Sie halten garantiert dicht.«
    Wir haben gelacht und das Seehundbellen der beiden hörte sich an, als würden sie mitlachen.
    »Ich bin mir sicher, dass sie es noch nicht mal weitererzählen«, sagte Marlon lächelnd, »wenn man sich vor ihren Augen küsst.«
    Das haben wir dann gemacht und darüber die Zeit vergessen. Am liebsten hätten wir gar nicht mehr aufgehör t … Ich hatte so lange drauf gewartet, dass ich gar nicht glauben konnte, dass es Wirklichkeit war.
    »Wie findest du ihre Namen?«
    »Ziemlich musikalisch«, antwortete ich, und wieder haben wir gelach t – alle vier.
    Nun haben wir also den Schlüssel für die Hütte am Strand. Ab Herbst dürfen wir da eigentlich nicht mehr rein. Außer dem Kicker und den alten Möbeln stehen nur ein paar Strandkörbe zum Überwintern drin. Vielleicht denken die von der Gemeinde, dass wir sie kaputt machen würden. Was natürlich Quatsch ist. Warum sollten wir das tun?
    Trotzdem ist die Hütte für uns nach der Saison tabu. Bisher hatten wir im Winter nur das wacklige, alte Bushäuschen. Das ist nicht nur zugig, es kann einen auch jeder begaffen, wenn man drinsitzt, und bei schlechtem Wetter regnet es rein. Das Dach hat so viele Löcher wie ein Schweizer Käse. Will man sich eine Erkältung holen, braucht man sich im Winter nur in dieses Ding zu setzen.

3
    Ich bin so glücklich, dass ich den Weg zur Hütte mehr hüpfe als laufe. Als ich ankomme, sind Marlon und Benny schon da. Die beiden kickern und trinken Bier. Plötzlich bin ich unsicher, ob Marlon und ich schon vor den anderen zeigen sollen, dass wir zusammen sind.
    »Kommst du gar nicht zu mir?« Marlon unterbricht das Spiel, lächelt mich an. Er guckt plötzlich ganz traurig. »Oder magst du mich nicht mehr?«
    Mein Magen flattert wie wild. Ich merke schon, dass Marlon ein paar Bier intus hat, aber wenn er solche Sachen sagt, kann er von mir aus ruhig noch ein paar mehr trinken.
    Was Marlon sagt, das gilt. Jeder in der Clique freut sich, wenn er zeigt, dass er einen mag. Die Mädchen stehen auf ihn und alle Jungs finden ihn cool. Und jetzt sind wir praktisch offiziell zusammen. Bleibt nur abzuwarten, wie er sich verhält, wenn Frieda auftaucht.
    Benny ist sein bester Freund. Die beiden kennen sich von klein auf und sind unzertrennlich. Rein äußerlich scheinen sie allerdings ziemlich ungleich: Benny ist nicht nur einen halben Kopf kleiner als Marlon, er ist auch immer etwas blass, obwohl er gar nicht schlecht aussieht. Seine Züge sind weicher und weniger markant als die von Marlon, weshalb er auch ein bisschen jünger rüberkommt.
    Ich geh zu Marlon, gebe ihm einen Kuss, erst mal nur ganz vorsichtig auf die Wange. Aber er zieht mich an sich ran, küsst mich voll auf den Mund und umarmt mich. Er riecht ein bisschen nach Bier, aber bei ihm stört mich das nicht.
    »Hier.« Er hält mir seine Flasche hin und lächelt. »Dann riecht man es nicht mehr.«
    Ich finde, dass es nichts Ekligeres gibt als den ersten Schluck Bier: Er schmeckt einfach nur bitter und widerlich. Ab dem zweiten Schluck wird es dann etwas besser. Deshalb nehme ich den gleich hinterher und unterdrücke ein Rülpsen, weil ich so was abartig finde. Normalerweise trinke ich kein Bier, ich war auch noch nie betrunken. Garantiert würde ich nach der zweiten Flasche lallen und darauf bin ich nicht grade scharf. Ich glaube, Frieda würde noch nach zehn Bier wie ein Wasserfall reden, sie kann einiges vertragen.
    Ich hasse es, die Kontrolle über mich selbst zu verlieren. Mir ist wichtig, dass ich weiß, was läuft. Frieda ist da viel lockerer als ich, sie kann auch mal ausflippen, wenn ihr danach ist, wenn irgendwas nicht so nach ihrem Willen läuft. Als wir zum Beispiel letzte
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