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Fiesta

Fiesta

Titel: Fiesta
Autoren: Ernest Hemingway
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Straßenanzug mit seinem Manager und zwei anderen Männern herunter. Sie setzten sich an den Nebentisch und aßen. Belmonte aß sehr wenig. Sie fuhren mit dem Sieben-Uhr-Zug nach Barcelona. Belmonte trug ein blaugestreiftes Hemd und einen dunklen Anzug und aß weichgekochte Eier. Die anderen aßen eine große Mahlzeit. Belmonte sprach nicht. Er beantwortete nur die an ihn gerichteten Fragen.
    Bill war von dem Stierkampf ermüdet. Ich auch. Für uns beide war ein Stierkampf eine ernsthafte, anstrengende Sache. Wir saßen und aßen unsere Eier, und ich beobachtete Belmonte und die Leute an seinem Tisch. Die Männer machten einen gerissenen, geschäftstüchtigen Eindruck.
    «Komm rüber ins Café», sagte Bill. «Ich will einen Absinth trinken.»
    Es war der letzte Tag der Fiesta. Draußen bewölkte es sich wieder. Der Platz war voller Menschen, und die Feuerwerker machten ihre Raketen für den Abend zurecht und bedeckten alles mit Buchenzweigen. Eine Menge Jungens guckten zu.
    Wir kamen an Raketenständen mit langen Bambusstöcken vorbei. Außerhalb des Cafés war ein großer Menschenauflauf. Die Musik und der Tanz nahmen ihren Fortgang. Die Zwerge und Riesen kamen gerade vorbei.
    «Wo ist Edna?» fragte Bill.
    «Ich weiß nicht.»
    Wir beobachteten den Anfang der letzten Fiestanacht. Der Absinth ließ alles schöner erscheinen. Ich trank ihn ohne Zucker aus dem tropfenden Glas, er schmeckte angenehm bitter.
    «Mir tut die Sache mit Cohn leid», sagte Bill. «Es war furchtbar für ihn.»
    «Zum Teufel mit Cohn!» sagte ich.
    «Wo, glaubst du, daß er hin ist?»
    «Nach Paris.»
    «Was, glaubst du, daß er da anfängt?»
    «Zum Teufel gehen.»
    «Was wird er da machen?»
    «Wahrscheinlich sich wieder mit seiner früheren Freundin aussöhnen.»
    «Wer war seine frühere Freundin?»
    «Sie hieß Frances.»
    Wir tranken noch einen Absinth.
    «Wann fährst du zurück?» fragte ich.
    «Morgen.»
    Nach kurzer Zeit sagte Bill: «Na, es war eine großartige Fiesta.»
    «Ja», sagte ich. «Die ganze Zeit Hochbetrieb.»
    «Man würde es nicht glauben. Es ist wie ein wunderbarer Alpdruck.»
    «Wahrhaftig», sagte ich. «Ich würde alles für möglich halten, Alpdruck inbegriffen.»
    «Was ist los? Fühlst du dich deprimiert?»
    «Deprimiert bis dorthinaus.»
    «Trink noch einen Absinth. Kellner! Noch einen Absinth für diesen Señor.»
    «Ich fühl mich saumäßig», sagte ich.
    «Trink dies», sagte Bill. «Aber trink langsam.»
    Es begann dunkel zu werden. Die Fiesta ging immer weiter. Ich fühlte mich betrunken, aber ich fühlte mich nicht besser.
    «Wie fühlst du dich?»
    «Saumäßig.»
    «Noch einen?»
    «Es wird nichts helfen.»
    «Versuch’s. Man kann’s nicht wissen. Vielleicht tut dir gerade dieser not. Kellner! Noch einen Absinth für diesen Señor.»
    Ich goß das Wasser direkt hinein und rührte es um, anstatt es hineintropfen zu lassen. Bill tat ein Stückchen Eis hinein. Ich rührte das Eis in der braunen, unklaren Mischung mit einem Löffel um.
    «Wie schmeckt’s?»
    «Glänzend.»
    «Trink es nicht auf einmal runter. Dir wird sonst schlecht.»
    Ich setzte das Glas hin. Ich hatte eigentlich gar nicht schnell hinuntertrinken wollen.
    «Ich bin betrunken.»
    «Sollst du auch sein.»
    «Das hast du gewollt, ja?»
    «Natürlich. Betrink dich. Du mußt über deine verdammte Niedergeschlagenheit wegkommen.»
    «Na, betrunken wäre ich. Wenn du das beabsichtigt hast.»
    «Setz dich.»
    «Ich will aber nicht sitzen bleiben», sagte ich. «Ich will rüber ins Hotel.»
    Ich war sehr betrunken. Ich war betrunkener, glaube ich, als ich je gewesen war. Im Hotel ging ich die Treppe hinauf. Bretts Tür stand offen. Ich streckte den Kopf hinein. Mike saß auf dem Bett. Er schwenkte eine Flasche.
    «Jake», sagte er. «Komm rein, Jake.»
    Ich trat ein und setzte mich. Das Zimmer drehte sich um mich, wenn ich nicht einen festen Punkt im Auge behielt.
    «Weißt du, Brett ist mit dem Stierkampf jungen auf und davon.»
    «Nein.»
    «Doch. Sie hat dich gesucht, um dir adieu zu sagen. Sie haben den Sieben-Uhr-Zug genommen.»
    «So?»
    «Das war nicht klug von ihr», sagte Mike. «Hätte sie nicht tun sollen.»
    «Nein.»
    «Trinkst du was? Warte, ich klingle nach Bier.»
    «Ich bin betrunken», sagte ich. «Ich geh rein und will mich hinlegen.»
    «Bist du blau? Ich war selbst blau.»
    «Ja», sagte ich. «Ich bin blau.»
    «Na, dann Prost», sagte Mike. «Schlaf dich aus, alter Junge.»
    Ich ging zur Tür hinaus in mein eigenes
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