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Fiesta

Fiesta

Titel: Fiesta
Autoren: Ernest Hemingway
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einen S-Bus, stand auf der hinteren Plattform, fuhr hinunter bis zur Madeleine. Von der Madeleine ging ich den Boulevard des Capucines hinunter bis zur Oper und hinauf in mein Büro. Ich kam bei dem Mann mit den springenden Fröschen und dem Mann mit dem Boxerspielzeug vorbei. Ich machte einen Schritt zur Seite, um nicht in den Faden zu treten, durch den seine Gehilfin die Boxer in Bewegung setzte. Sie stand abgewendet da und hielt den Faden in den gefalteten Händen. Der Mann drang in zwei Touristen, sie sollten doch kaufen. Drei andere Touristen standen dabei und sahen zu. Ich ging hinter einem Mann mit einer Walze her, der auf das Trottoir mit feuchten Buchstaben das Wort CINZANO druckte. Überall gingen die Leute an die Arbeit. Es war vergnüglich, an die Arbeit zu gehen. Ich überquerte die Avenue und ging in mein Büro.
    Oben im Büro las ich die französischen Morgenzeitungen, rauchte und saß dann an der Schreibmaschine und schaffte ein ganz schönes Stück Arbeit. Um elf Uhr fuhr ich mit einem Taxi hinüber nach dem Quai d’Orsay, ging hinein und saß mit vielleicht einem Dutzend anderen Korrespondenten zusammen, während der Sprecher des Auswärtigen Amtes, ein junger Nouvelle Revue Françoise -Diplomat mit hornumränderter Brille, eine halbe Stunde lang sprach und Fragen beantwortete. Der Ministerpräsident war in Lyon, um eine Rede zu halten, oder vielmehr er war auf dem Rückweg. Verschiedene Leute stellten Fragen, um sich selbst reden zu hören; außerdem wurde aber noch eine Reihe von Fragen von Leuten des Nachrichtendienstes gestellt, die die Antworten wissen wollten. Neuigkeiten gab es nicht. Ich nahm mit Woolsey und Krum ein Taxi vom Quai d’Orsay zurück.
    «Was machst du eigentlich abends, Jake? Man sieht dich doch nirgends.»
    «Oh, ich bin drüben im Quartier.»
    «Ich komme irgendeinen Abend mal rüber. Das Dingo ist wohl das wahre?»
    «Ja, oder diese neue Kneipe, das Sélect.»
    «Ich wollte schon immer mal kommen», sagte Krum. «Aber ihr wißt ja, wie das so ist, mit Frau und Kindern.»
    «Spielen Sie viel Tennis?» fragte Woolsey.
    «Eigentlich nicht», sagte Krum. «Dieses Jahr bin ich eigentlich gar nicht dazu gekommen. Ich wollte immer, aber sonntags hat’s meistens geregnet, und die Plätze sind immer so schrecklich überfüllt.»
    «Die Engländer haben alle schon sonnabends frei», sagte Woolsey.
    «Die haben halt Schwein», sagte Krum. «Na, ich sage euch, ich werde auch nicht mein ganzes Leben lang für solch ein Nachrichtenbüro schuften. Ich werde später reichlich Zeit haben, um aufs Land zu fahren.»
    «Ja, das ist das wahre. Draußen auf dem Land wohnen und einen kleinen Wagen haben.»
    «Ich überlege, ob ich nächstes Jahr nicht einen Wagen kaufen soll.»
    Ich klopfte an die Scheibe. Der Chauffeur hielt. «So, da bin ich», sagte ich, «kommt rein und trinkt was.»
    «Danke, mein Junge», sagte Krum. Woolsey schüttelte den Kopf. «Muß telegrafieren, was der da heute morgen von sich gegeben hat.»
    Ich gab Krum ein Zwei-Franc-Stück.
    «Du bist verrückt, Jake», sagte er. «Das ist meine Sache.»
    «Bezahlt’s Büro auf jeden Fall.»
    «Unter keiner Bedingung.»
    Ich winkte auf Wiedersehen. Krum streckte seinen Kopf raus. «Seh ich dich am Mittwoch zum Lunch?»
    «Todsicher.»
    Ich fuhr mit dem Fahrstuhl hinauf ins Büro. Robert Cohn wartete auf mich. «Tag, Jake», sagte er. «Gehst du essen?»
    «Ja, laß mich nur sehen, ob was los war.»
    «Wo willst du essen?»
    «Ganz egal.»
    Ich sah über meinen Schreibtisch. «Wo willst du essen?»
    «Was meinst du zu Wetzel? Man kriegt dort gute Horsd’oeuvres.»
    Im Restaurant bestellten wir Hors d’œuvres und Bier. Der Sommelier brachte es uns in großen, außen beschlagenen Steinkrügen, eiskalt. Es gab vielleicht zwölf verschiedene Horsd’oeuvres.
    «Na, war’s schön gestern abend?» fragte ich.
    «Nein, eigentlich nicht.»
    «Wie geht’s mit der Schriftstellerei?»
    «Verdammt schlecht, ich komm mit diesem zweiten Buch nicht von der Stelle.»
    «Das geht allen so.»
    «Das glaub ich schon. Aber es macht mich trotzdem nervös.»
    «Denkst du noch an Südamerika?»
    «Damit ist es mir absolut Ernst.»
    «Na, warum geht’s denn nicht los?»
    «Frances.»
    «Na», sagte ich, «nimm sie doch mit.»
    «Würde ihr ja nicht gefallen. So was ist nichts für sie. Sie hat gern viele Leute um sich.»
    «Sag ihr, sie soll sich zum Teufel scheren.»
    «Kann ich nicht, ich habe doch gewisse Verpflichtungen gegen sie.»
    Er
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