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Fey 10: Das Seelenglas

Fey 10: Das Seelenglas

Titel: Fey 10: Das Seelenglas
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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weitergezogen. Es war den Versuch wert. Vielleicht waren die Fey so mit den Bauersleuten und dem Brandstiften beschäftigt, daß sie Luke und Con nicht bemerkten.
    »Dreh dich um«, raunte Luke. »Auf mein Zeichen rennen wir zum Bach.«
    Wieder hörten sie die Frau einen spitzen Klagelaut ausstoßen. Sie mußten sich beeilen. Con drehte sich vorsichtig um, damit er keine Blätter knickte, duckte sich neben Luke und machte sich bereit.
    Sie wechselten einen kurzen Blick. Dann nickte Luke, und sie rannten los.

 
4
     
     
    Arianna verließ die Höhle und blinzelte ins Sonnenlicht. Es war so hell, daß ihre Augen tränten. Vielleicht hatte die Kugel ihnen einen leichten Schaden zugefügt, vielleicht waren ihre Augen einfach nur empfindlicher geworden. Sie widerstand der Versuchung, sie zu reiben.
    Coulter war neben ihr. Er hatte sie am Arm die lange Treppenflucht zum Eingang der Höhle hinaufgeführt. Dabei hatte seine Hand sanft ihren Ellenbogen berührt, doch sobald sie draußen waren, hatte er sie zurückgezogen. Sie wünschte, er hätte sie dort gelassen, und wußte nicht, wie sie ihn nun bitten sollte, sie wieder zu berühren.
    Gabe ging ein kleines Stück vor ihr. Er sah zum Himmel hinauf, als würde der ihm Antworten geben. Fledderer stand am Rand des Plateaus und spähte nach unten. Leen blieb neben Gabe, als wäre ihm ihre bloße Anwesenheit Stütze genug.
    »Ari.« In Gabes Stimme lag ein befehlender Unterton. So hatte sie ihn noch nie gehört. »Komm her.«
    Sie sah Coulter an, der seinerseits Gabe stirnrunzelnd betrachtete. Sie holte tief Luft, um eine barsche Antwort zu geben, überlegte es sich im nächsten Moment aber noch einmal anders. Nie zuvor hatte jemand so mit ihr gesprochen, ausgenommen ihr Vater vielleicht.
    »Worüber denkst du nach?« fragte Coulter leise.
    Sie lächelte ihn an und schüttelte den Kopf. Gabe drehte sich zu ihr um.
    »Ari?« fragte er unsicher. Der herrische Ton war aus seiner Stimme verschwunden.
    »Ich komme«, sagte sie.
    Eine leichte Brise kam auf und strich ihr wohltuend über das Gesicht. Ihr war nicht bewußt gewesen, wie ungern sie sich in dieser Höhle aufgehalten hatte. Sie ging ein paar Schritte und blieb in der Mitte des Plateaus neben ihrem Bruder stehen, ein Stück von den Schwertern entfernt.
    »Das Schattenland entsteht aus der visionären Kraft«, sagte Gabe. »Jeder, der über diese Fähigkeit verfügt, kann eines erschaffen. Mit etwas Übung gelingt es immer besser. Je stärker die visionäre Kraft, desto dauerhafter das Schattenland.«
    »Wie das von deinem Großvater?« fragte Ari. Es war das einzige, von dem sie je gehört hatte: das Schattenland, in dem alle Fey jahrzehntelang auf der Blauen Insel gelebt hatten.
    »Übrigens wurde es fast zerstört, als dein Großvater starb«, sagte Coulter hinter ihr. »Gabe hat es wiederaufgebaut.«
    Sie sah Gabe an. Eine leichte Röte bedeckte seine Wangen. Er zuckte mit den Achseln und tat so, als sei das alles nichts Besonderes. »Du weißt, wie visionäre Kraft wirkt«, sagte er. »Niemand sonst kann den Zauber wirklich sehen. Genauso ist das auch bei den Schattenlanden. Aber du kannst bei der Entstehung zusehen. Paß auf.«
    »In Ordnung«, sagte sie, obwohl sie keine Ahnung hatte, wie sie jemals ein Schattenland benutzen sollte. Dann erinnerte sie sich an eine der ersten Regeln, die ihr Solanda beigebracht hatte: Lerne alles! Man wußte nie, wann man es gebrauchen konnte.
    Gabe schloß die Augen und streckte die linke Hand aus. Dann hob er die rechte. Zwischen seinen Fingern bildete sich ein kleiner Kasten in der Luft. Er stieg von seinen Händen auf und wurde dabei größer, flog von Gabes Händen weg und wuchs, bis die schwarzen Ränder weit genug gedehnt waren, um lebende Wesen zu fassen. Dann verschwand er.
    Gabe hob die linke Hand neben die rechte, und winzige Lichter, fast unsichtbar im hellen Sonnenlicht, formten sich vor seinen Fingerspitzen. Die Lichter blinkten und stiegen, sich im Kreise drehend, nach oben. Er öffnete die Augen ein wenig und streckte eine Hand in den Kasten hinein.
    Die Hand verschwand.
    Dann zog er sie zurück und lächelte Arianna an. »Fertig«, sagte er.
    »Sieht ja ganz einfach aus«, sagte sie.
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Aber wie hast du es verschwinden lassen?«
    »Ein Schattenland soll unsichtbar sein«, sagte er.
    »Das war es am Anfang aber nicht.«
    »Ich habe es so gemacht, damit du es sehen kannst«, sagte er. »So solltest du üben. Sobald du sicherer geworden
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