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Fey 07: Die Augen des Roca

Fey 07: Die Augen des Roca

Titel: Fey 07: Die Augen des Roca
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Feuerkugeln glühten noch, aber es wurde plötzlich dunkel. Rote und grüne Flecken tanzten vor Matthias’ Augen. Immer noch sah er den Widerschein des brennenden Jungen vor sich.
    »Aber geklappt hat es trotzdem«, triumphierte der Junge.
    »Du hast dich verteidigt. Und wie es scheint, nicht zum ersten Mal.«
    Der Fremde neben ihm sah Matthias überrascht an. Tri nahm die Arme herunter. Denl und Jakib richteten sich auf. Am Rand von Matthias’ Gesichtsfeld bewegte sich etwas. Zwei Frauen standen plötzlich da, wie aus dem Boden gewachsen. Sie kamen Matthias bekannt vor, aber er hatte jetzt keine Zeit, darüber nachzudenken, woher.
    »Du hast das getan«, widersprach Matthias mit zitternder Stimme.
    »Ja, ich habe das Feuer geschaffen. Aber du hast es abgewehrt. Ich habe jedesmal auf dich oder deine Freunde gezielt.«
    »Dann zielst du schlecht, Fey.«
    »Ich bin kein Fey«, widersprach der Junge.
    »Er hat recht«, mischte sich der fremde Inselbewohner hinter dem Jungen ein. »Er wurde vor der Invasion der Fey geboren.«
    »Ich soll mich auf das Wort zweier Inselbewohner verlassen, die ich noch nie im Leben gesehen habe?«
    »Nein«, erwiderte eine schwankende Frauenstimme. Matthias drehte sich um. Es war eine der Weisen. Ihr Gesicht lag halb im Schatten. Nur ihre rechte Gesichtshälfte wurde vom goldenen Licht eines Feuerballs erhellt.
    Pausho.
    »Dieser Junge heißt Coulter. Sein Vater hat den Berg überlebt. Wie du, Matthias.«
    Matthias überlief es kalt. Er ballte die Fäuste, und sie wurden plötzlich warm. Er senkte den Blick. Kleine Flammen zuckten zwischen seinen Fingern.
    »Laß das!« brüllte er den Jungen an.
    »Ich habe nichts gemacht«, versicherte dieser. »Die Magie bricht sich endlich Bahn. Ich frage mich, wie oft sie das in den letzten Jahren schon versucht hat und wieviel Schaden du dadurch angerichtet hast, daß du es unterdrückt hast.«
    Matthias öffnete die Fäuste, und sofort erloschen die Flammen. Der Rauchgeruch verursachte ihm Kopfschmerzen. Tri duckte sich immer noch. Denl und Jakib saßen auf dem Boden und beobachteten das Geschehen.
    Der Junge war schlau, das mußte man ihm lassen. Er drehte alles so, daß es aussah, als besäße Matthias dieselbe Magie wie ein Fey. Aus irgendeinem Grund schienen die Fey zu wissen, daß dieser Gedanke Matthias fast wahnsinnig machte.
    »Bist du sein Vater?« wandte sich Matthias an den Fremden.
    »Nein«, antwortete der Mann. »Eigentlich nicht. Wir haben einander gewissermaßen adoptiert.«
    »Ich habe keinen richtigen Vater«, fauchte der Junge.
    »Wenn du Coulter heißt, mußt du einen haben«, widersprach Pausho. »Coulter ist in dieser Gegend ein verbreiteter Familienname. Dein Vater hat die Stadt als junger Mann verlassen, um nie mehr zurückzukehren. Das war vor ungefähr zwanzig Jahren. Kurz vor deiner Geburt, nehme ich an.«
    »Ich habe keinen richtigen Vater«, wiederholte der Junge unsicher.
    »Doch«, erwiderte auch sein Freund leise. »Erinnere dich an Solanda. Sie hat dir erzählt, wie sie dich gefunden hat.«
    »Sie hat mich entführt«, stieß der Junge mit rauher, wütender Stimme hervor.
    »Das schon«, stimmte sein Freund zu. »Aber die alte Frau war nicht deine Mutter. Sie hatte dich adoptiert, erinnerst du dich? Von einem Paar, das von den Fey ermordet worden war. Sie hat deinen Namen für dich aufbewahrt. Er lautet Coulter. Wie der Name deines Vaters. Das hast du mir selbst erzählt, weißt du noch?«
    »Nein«, knurrte der Junge.
    Matthias machte dieser Wortwechsel mißtrauisch. Er hatte das Gefühl, daß die beiden ihm Theater vorspielten. Woher hatte der Junge gewußt, daß Matthias kommen würde? Woher wußte er, daß Matthias schon früher eine Schutzmauer errichtet hatte? Was für einen Plan verfolgten die Fey, und warum waren sie hinter Matthias her?
    »Ihr könnt wieder aufhören«, sagte Matthias. »Ihr werdet mich nie davon überzeugen, daß ich so bin wie die Fey.«
    »Ich versuche gar nicht, dich davon zu überzeugen«, verteidigte sich Pausho. »Ich kenne einfach nur den Namen Coulter. Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich den Jungen hier heraufgebracht habe.«
    »Was soll das heißen?« unterbrach sie der Junge. »›Ihn hier heraufgebracht‹?«
    »Sie töten Säuglinge«, erklärte Matthias, »wenn diese ihren Maßstäben nicht entsprechen.«
    Der fremde Inselbewohner zuckte zusammen. Tri schüttelte den Kopf. Denl und Jakib blickten Matthias an. Matthias konnte ihren Gesichtsausdruck nur schwer deuten.
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