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Fey 07: Die Augen des Roca

Fey 07: Die Augen des Roca

Titel: Fey 07: Die Augen des Roca
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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dunkler, und deine Magie besitzt größere Macht. Dir fehlt Gelassenheit und Ruhe, Arianna. Wenn du mit deiner Visionären Kraft zu uns Schamanen kämst und in unsere Mitte aufgenommen werden wolltest, würden wir dich abweisen.«
    »Wegen meines Schwarzen Blutes«, murmelte Arianna und ließ den Kopf hängen. Nicholas hätte ihr gern tröstend den Arm um die Schultern gelegt, aber der Pfad war noch nicht so breit, daß sie nebeneinander gehen konnten.
    »Wegen deines heftigen Temperaments. Ich weiß nicht, ob das eine Folge des Schwarzen Blutes ist. Manchmal glaube ich, daß es an deiner Fähigkeit, dich zu Verwandeln, liegt. Mir ist noch nie eine sanftmütige Gestaltwandlerin begegnet.«
    »Und was ist mit meinem Bruder?« fragte Arianna. Nicholas hörte die Gehässigkeit in ihrer Stimme. Schon vor langer Zeit hatte Arianna beschlossen, ihren Bruder zu verabscheuen. Die Tatsache, daß sie unterwegs waren, um ihn zu treffen, schien diesen Abscheu nur noch zu verstärken. »Würdest du ihm gestatten, Schamane zu werden?«
    »Er ist einer der friedlichsten Vertreter des Schwarzen Blutes, den ich kenne«, gab die Schamanin zurück. »Er erinnert mich an deinen Vater, Nicholas. Er ist gegen seinen Willen in diese Geschichte hineingeraten.«
    »War das ein Ja?« bohrte Arianna.
    »Das kommt darauf an«, konterte die Schamanin. »Er ist das erste mir bekannte Familienmitglied des Schwarzen Throns, das diese Eigenschaft besitzt. Ehrlich gesagt, macht mir das Sorgen. Ich befürchte, daß er nicht stark genug für die Pflichten ist, die auf ihn zukommen werden.«
    »Und doch mißbilligst du diese Eigenschaften bei uns Trägern des Schwarzen Blutes und mißtraust uns, was die Orte der Macht betrifft.«
    Nicholas fröstelte. Er wußte nicht, ob es ihm gefiel, daß seine Tochter sich so mit dem Schwarzen Blut identifizierte. Sie gehörte zu ihm. Er hatte sie als Inselbewohnerin erzogen. Und sie war auch eine Inselbewohnerin. Allerdings keine gewöhnliche.
    Eine Inselbewohnerin mit wilder Magie.
    »Das habe ich nicht gesagt«, verteidigte sich die Schamanin. »Wir mißtrauen euch, was die Dreieinigkeit der Kraft betrifft.«
    »Und warum sind Schamanen vertrauenswürdiger?«
    »Vielleicht sind wir es ja gar nicht«, sagte die Schamanin.
    »Aber du hast doch eben behauptet, daß mein Sohn einen Ort der Macht entdeckt hat«, unterbrach sie Nicholas, um der Diskussion ein Ende zu bereiten. »Bedeutet das, daß du weißt, wo sich dieser Ort befindet?«
    »Ich werde ihn finden«, versprach die Schamanin. »Zwischen deinem Sohn und mir besteht eine lose Verbindung. Durch sie kann ich seinen Aufenthaltsort ermitteln.«
    »Und diese Entdeckung hat dich so verstört?«
    »Ach«, seufzte die Schamanin. »Es ist nicht die Entdeckung, die mich verstört hat. Es ist die Vision.«
    »Was hast du Gesehen?« fragte Nicholas wieder.
    »Das geht nur mich etwas an, Nicholas«, wehrte die Schamanin ab.
    »Also hast du deinen Tod Gesehen«, sagte Nicholas und spürte wieder diesen Schmerz in seinem Herzen, jenen Schmerz, der ihn seit Jewels Tod quälte und der seitdem immer stärker geworden war.
    »Ich habe meinen Tod schon oft Gesehen«, beschwichtigte die Schamanin. »Jedesmal wurde er abgewendet.«
    »Du weichst mir aus«, beharrte Nicholas.
    »Die Zukunft ist immer im Fluß«, erwiderte sie.
    »Erzähl es mir«, bat Nicholas. »Ich werde dir helfen, deinen Tod abzuwenden.«
    Die Schamanin blieb so plötzlich stehen, daß Arianna beinahe auf sie aufgelaufen wäre. Die alte Frau drehte sich zu Nicholas um, um ihm ins Gesicht sehen zu können.
    Dann legte sie ihm die Hand auf den Arm. »Nicholas«, sagte sie. »Du kannst es nicht aufhalten. Hier sind stärkere Kräfte am Werk als unsere Freundschaft.«
    »Unsere Freundschaft war stets zum Wohle der Inselbewohner und der Fey«, wandte Nicholas ein.
    »Daran wird sich auch nichts ändern«, bestätigte die Schamanin. »Aber versprich mir, den größeren Zusammenhang nie zu vergessen.«
    »Ich lasse nicht zu, daß du stirbst!« rief Nicholas aus.
    »Ich wähle mir meinen Tod selbst«, erklärte die Schamanin. »Wenn ich sterbe, sollt ihr euch daran erinnern, daß ich es tue, damit alles in Ordnung kommt. Denkt an diese Unterhaltung. Es wird hart für euch sein.«
    »Ich will mich nicht im voraus mit deinem Tod beschäftigen«, murmelte Nicholas.
    »Nicht mein Tod wird hart für dich sein«, entgegnete die Schamanin und drückte seinen Arm. »Du wirst gegen das Leben, das durch meinen Tod gerettet
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