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Fey 02: Das Schattenportal

Fey 02: Das Schattenportal

Titel: Fey 02: Das Schattenportal
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Lichter aufflackern würden, konnte sie jedoch nicht sehen. Er atmete tief durch. »Vielleicht wollen sie nicht mehr hierher zurückkommen. Wir haben hier gewonnen. Wir haben ein paar von ihren Leuten gefangengenommen, die meisten von ihnen getötet und ihre Waffen an uns genommen. Vielleicht haben sie jetzt endlich Angst vor uns.«
    »Ich glaube, sie hatten schon seit jeher Angst vor uns«, sagte Klaue.
    »Schon, aber jetzt wissen sie vielleicht, daß wir sie besiegen können.«
    »Ich glaube nicht, daß sie jemals daran gezweifelt haben«, gab Klaue zurück. »Wir haben ihre nette kleine Welt vor einem Jahr kurz und klein geschlagen …«
    »Und sie haben es geschafft, uns abzuwehren.« Fledderer seufzte. Er haßte es, hier zu sein. Auch in Nye hatte es ihm nicht behagt. Es lag an der Arbeit. Wahrscheinlich hätte er, wie geplant, nach der Eroberung von Nye davonlaufen sollen. Er hätte einen Bauernhof haben können, oder ein kleines Haus, und dort ungestört leben können. Dabei wußte er nur zu gut, daß es nicht funktioniert hätte. Niemand wollte Rotkappen in seiner Nachbarschaft haben. Die Nye hätten ihn geschnitten, und sobald der Hof nichts mehr abgeworfen hätte, hätte er nichts mehr zu essen gehabt. Zumindest bekam man beim Militär regelmäßig zu essen. Mehr oder weniger regelmäßig.
    Er klopfte auf die Beutel an seinem Gürtel. »Ich glaube, hier können wir nicht viel mehr ausrichten.«
    Klaue nickte. »Warum holst du nicht Tazy her – der soll das beurteilen! Ich finde, wir könnten alle eine Ruhepause vertragen.«
    Das ließ sich Fledderer nicht zweimal sagen. Er überquerte die Lichtung, machte einen Schritt über den kleinen Erdwall und betrat den Kreis. Die Lichter brannten auf seiner Haut, dann war er drüben, in der kühlen Düsternis der Schattenlande.
    In der Nähe des Versammlungsplatzes stand eine Gruppe Domestiken. Als sie ihn bemerkten, drehten sie ihm den Rücken zu und unterhielten sich einfach weiter, als sei er nicht da. Seufzend zerteilte er mit dem Fuß das kühle Grau und enthüllte eine unergründliche Schicht von Leere unter seinen Füßen. Er hatte nicht einmal einen eigenen Platz zum Waschen – und wenn er einen hätte, würde ihn garantiert jemand fragen, warum er sich wusch, anstatt zu arbeiten.
    Er ging vorsichtig, mit gesenktem Kopf, damit er nicht sah, wie ihn die anderen anblickten. Als er die Hütte der Zauberhüter erreicht hatte, klopfte er an die Tür.
    Keine Antwort. Gerade als er hineingehen wollte, um die Beutel, wie man es ihm gesagt hatte, im Hinterzimmer aufzustapeln, flog die Tür auf. Vor ihm stand Caseo und sah so müde aus, wie Fledderer sich fühlte.
    »Wie du aussiehst!« sagte er.
    Fledderer zuckte die Achseln. Er hatte heute keine Lust, sich von Caseo aufziehen zu lassen. »Ich bringe Beutel.«
    »Bist du sicher, daß sie was taugen? Sie stinken nach Verwesung.«
    Fledderer senkte den Blick. Er haßte die Hüter. Sie hatten ihn während der Ersten Schlacht um Jahn nicht anhören wollen. Er hatte sie angefleht, ihn zu den Kobolden vorzulassen, damit er um Regen bitten konnte. Aber die Hüter hatten ihm einfach nicht zugehört. Beinahe hätten sie ihn nicht in die Schattenlande hineingelassen.
    »Die Leichen liegen schon seit zwei Tagen da draußen«, sagte Fledderer. »Wir dürfen sie nicht konservieren, weil ihr sagt, es verderbe die Magie. Bis jetzt hat uns aber niemand aufgefordert, mit dem Einsammeln aufzuhören. Also bringe ich dir die Beutel.«
    »Bei allen Mysterien, muß ich denn hier für euch alle denken?« fuhr ihn Caseo an und drehte sich dann zu jemandem im Haus um, den Fledderer nicht sehen konnte. »Schick sofort Tazy oder einen anderen Soldaten los! Er soll diese Schwachsinnigen davon abhalten, unsere Vorräte zu verderben!«
    »Wir sind keine Schwachsinnigen«, sagte Fledderer.
    Caseo wandte sich um und legte den Kopf zur Seite. Seine Augen blitzten, als hätte Fledderer etwas Amüsantes gesagt. »Wie bitte?«
    Fledderer schob das Kinn vor. »Ich sagte, wir sind keine Schwachsinnigen.«
    Ein Lächeln umspielte Caseos Lippen. »Wie würdest du es denn nennen, wenn nur ein Viertel deines Gehirns richtig arbeitet?«
    »Wir sind genauso klug wie ihr«, erwiderte Fledderer. »Wir haben nur nicht soviel Glück gehabt.«
    »Aah.« Caseos Lächeln wurde breiter. »Glück nennst du das. Wie eigenartig. Als könnte die Gabe der Macht vom Himmel auf dich kommen und dich mit Glück überschütten, und dann wärst du ebenso vom Glück begünstigt
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