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Fey 02: Das Schattenportal

Fey 02: Das Schattenportal

Titel: Fey 02: Das Schattenportal
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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bewiesen, daß Rotkappen eures Respekts würdig sind. Und wenn nicht, beweise ich damit, daß ich kein echter Fey bin.«
    »Du hast doch behauptet, du seist so stark«, meinte Caseo. »Beweise es. Berühre das Wasser. Hilf uns bei der Lösung des Problems. Wenn du am Leben bleibst, wissen wir immerhin, daß nur diejenigen von uns davon betroffen sind, die der Magie fähig sind.«
    »Ich habe vielleicht keine magischen Kräfte«, sagte Fledderer, »aber ich habe Grips, und der sagt mir, was du da vorschlägst, ist nichts anderes als Mord.«
    Caseo schüttelte den Kopf. »Ich bin davon überzeugt, daß du am Leben bleibst. Ich bin überzeugt davon, daß allein die Magie die Wirkung dieses Giftes hervorruft.«
    »Warum probierst du es dann nicht an einem Infanteristen aus?« wollte Fledderer wissen.
    »Nein«, erwiderte Caseo und hob die Arme. »Ich finde, wir probieren es lieber an dir aus.«
    Das hatte Fledderer befürchtet. Er schleuderte die Haut in die Schüssel. Die Hüter schrien auf und wichen zurück, als sich die Tropfen über den Tisch ergossen. Er wartete nicht ab, ob einer von ihnen daran starb. Er rannte auf die Tür zu, riß sie auf und flitzte nach draußen.
    Verflucht seien sie! Verflucht alle miteinander! Sie hielten ihn für so wertlos, daß sie ihn für eines ihrer Experimente sterben lassen würden! Er kannte diesen Drill, hatte von ihm in Galinas gehört. Einer stirbt, damit alle leben. So berechneten Generäle ihre Siege. Waren mehr Feinde als Fey umgekommen, dann war die Schlacht ein Erfolg. Ein einzelnes Leben bedeutete nichts. Schon gar, wenn es sich um Leben ohne magische Kräfte handelte.
    Er hatte genug davon. Er hatte von ihnen allen endgültig die Nase voll.

 
5
     
     
    Nicholas stand im Empfangssaal des privaten Flügels des Tabernakels. Obwohl nur wenig Licht vom Erker hereinfiel, war er von den echten Glasscheiben, auf denen die Aufnahme des Roca ins Jenseits abgebildet war, überaus beeindruckt. Der Roca selbst war in der mittleren Scheibe dargestellt, wo er in aller Ruhe sein Schwert säuberte. Rings um ihn standen die Soldaten des Feindes, groß und gesichtslos in ihren schwarzen Rüstungen. Das Volk des Roca drängte sich in den Bankreihen und auf den Baikonen, und ihre Münder waren vor Angst und Ehrfurcht weit aufgerissen.
    Auch sonst war der Empfangssaal reich verziert. Die Wände waren mit Blattgold überzogen, und an den Stützbalken war das Gold zu kleinen Schwertern geformt. Die Stühle hatten hohe, harte Lehnen und waren unbequem. Nicholas zog es vor, auf dem rot-schwarz gewebten Teppich im Stehen zu warten.
    Die Tische waren aus Holz, und auch an ihren Beinen fand sich das Schwertemblem in gedrechselter Form wieder. Jedes Detail fügte sich dem Ganzen hinzu und gab ihm das Gefühl, ersticken zu müssen. Er hatte nie so recht an das geglaubt, was in den Geschriebenen und Ungeschriebenen Worten stand. Die Unterrichtsstunden mit dem Ältesten Matthias waren eine Qual gewesen, deren er sich mit der Ankunft der Fey nur allzu gern entledigt hatte. Er konnte die Einwände seines Vaters nachvollziehen: Ein König sollte über seine Untertanen Bescheid wissen, und der Rocaanismus war die größte Macht der Inselkultur, aber das hieß noch lange nicht, daß Nicholas daran glauben mußte. Er mußte nur wissen, wie man ihn am geschicktesten für sich einsetzte.
    Auf dem Rost lag Holz, aber es brannte kein Feuer. Der einfache Steinkamin wirkte fast fehl am Platz. Die Steine waren grob behauen, ohne jede Verzierung. Bei näherem Hinsehen beschlich ihn die Vermutung, daß sie älter als die meisten anderen Dinge in diesem Raum waren – daß die Schnörkel der Religion erst später hinzugekommen waren, als derlei Dinge an Wichtigkeit gewannen.
    Die Tür ging auf, und der Rocaan trat ein, gefolgt von den Ältesten Matthias und Porciluna. Nicholas’ Wachen blieben wartend vor dem Saal stehen, so wie er es ihnen befohlen hatte.
    Das Gesicht des Rocaan wies mehr Falten auf, als Nicholas es in Erinnerung hatte. In seiner Samtrobe wirkte der Mann direkt klein. Die Farbe des Gewandes paßte genau zu der des Teppichs, und seine schwarze Schärpe (von der filigrane Schwerter wie Troddeln herabhingen) unterstrich diesen Eindruck noch. Ohne den feierlichen Hut sah sein kahl werdender Kopf nackt aus. Als er Nicholas erblickte, weiteten sich seine Augen.
    Das Protokoll verlangte, daß Nicholas sich vor dem Rocaan verbeugte. Erst wenn Nicholas König war, würde sich der Rocaan vor ihm
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