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Feuerwellen: Ein erotischer Roman (German Edition)

Feuerwellen: Ein erotischer Roman (German Edition)

Titel: Feuerwellen: Ein erotischer Roman (German Edition)
Autoren: Fiona Mitchell
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Eine Vernissage im August würde viel zu spät sein. Sie würde die Ausstellung im Juli eröffnen müssen, mitten in den Sommerferien, wenn die meisten Leute verreist waren, aber das war die einzige Möglichkeit, um bis Ende September ein paar Verkäufe sicherzustellen. Zu mehr würde es kaum reichen, da war sich Phoebe sicher. Dariusz war neu auf dem Markt, das Geld der Sammler saß seit dem Bankencrash im letzten Herbst nicht mehr so locker, und Erfolg war im Moment mehr eine Frage des richtigen Auftritts als des Talents. Vielleicht sollte sie sich doch mit Falk unterhalten? Sie selber konnte Dariusz nicht dieselben Medienkontakte bieten wie er. Falk pflegte seit mehr als zwanzig Jahren sein Image als Haudegen mit goldenem Herzen und intellektuellem Hintergrund. Seine Skandale mit Starlets, Go-go-Girls und Damen vom Straßenstrich sorgten in regelmäßigen Abständen für seitenlange Artikel in der Boulevardpresse. Interviews am heimischen Kamin, bei denen er sich und die Reporter von halbnackten Nymphen mit Weintrauben füttern ließ, rundeten das Bild vom dekadenten Lebemann ab. Er war nicht beliebt, aber bekannt. Und genau das wollte er. Ja, dachte Phoebe, und auf alle, die sich in seinem Dunstkreis bewegen, färbt seine Bekanntheit ab. Auch ohne Weintrauben.
    »Baby.«
    Erschrocken blickte Phoebe hoch. Vor ihr stand Dariusz. Die Tulpe in seiner Hand war genauso schwarz wie sein Haar. Sorgenvoll zog er die Augenbrauen hoch, bevor er lachte.
    »Danke.« Phoebe stand auf und ging auf ihn zu. Sie sah auf seine Füße. Nackt, wie immer, weshalb sie ihn so gut wie nie kommen hörte. Sie lächelte matt und nahm die Blume entgegen.
    »Willst du nicht doch zu Falk wechseln? Sein Angebot ist großartig, und er kann dir – objektiv betrachtet – die besseren Kontakte bieten. Leider.«
    »Baby.« Dariusz nahm ihr die Blume wieder ab und legte sie auf den Schreibtisch. Dann zog er Phoebe fest an sich heran und küsste sie.
    »Wir schaffen das.«
    Phoebe löste sich aus der Umarmung. »Wenn ich bis Ende September nichts von dir verkauft habe, macht mein Vater die Galerie dicht.« Sie schluckte.
    Dariusz hob ihr Kinn und strich ihr eine Locke hinters Ohr. Dann sagte er schelmisch: »Na und? Dann kannst du endlich nach Quallen tauchen. Nach rosa Quallen, wenn ich mich richtig erinnere.«
    »Und?« Ungehalten stampfte sie mit dem Fuß auf. »Meinst du, das alles hier war nur Spaß? Du bist ein Riesentalent, ich begleite dich seit drei Jahren, und da glaubst du, ich lasse mir so kurz vor dem Ziel alles kaputt machen?«
    »Ach, so ist das. Du willst dir nicht alles kaputt machen lassen. Hm. Ich dachte immer, wir wären ein Team?« Dariusz blickte sie kühl an.
    »Sind wir ja auch«, sagte Phoebe beschwichtigend. »Sind wir ja auch …«
    »Das sehe ich anders«, erwiderte Dariusz. »Vielleicht ist deine Idee mit Schumann doch nicht so schlecht. Er ist zwar ein unangenehmer Zeitgenosse, aber im Gegensatz zu dir scheint er wenigstens ehrlich zu sein.«
    »Du meinst, ich belüge dich?«
    »Genau. Du sprichst von uns und meinst dich. Wie dein Vater, merkst du das nicht? Es geht immer nur um dich.« Die letzten Worte hatte er ihr leise ins Ohr gezischt, bevor er sich abrupt umdrehte und auf die Eingangstür zuging.
    »Dariusz!« Phoebe lief ihm nach. Sie wollte sich nicht mit ihm streiten, nicht jetzt. Sie berührte seinen Rücken, doch er schlüpfte schnell durch die Tür. Phoebe beobachtete durch die Glasscheibe, wie er sich seine Schuhe anzog. Dann erhob er sich langsam und ging davon, ohne sich noch einmal umzusehen.

    Phoebe genoss die kühle Abendluft auf ihrem Balkon. Sie hatte sich einen dicken Pullover übergezogen, eine Flasche Rotwein geöffnet und gab sich nun dem Rauschen der Großstadt hin, wie sie es nannte. Galerie hin oder her, zu den rosa Quallen führte kein Weg zurück. Sie musste sich eingestehen, dass sie sich in diesem Leben mit der Kunst sehr wohl fühlte. Die Galerie war zu ihrem Lebensinhalt geworden, und dann war da ja auch noch Dariusz … Sie schüttelte ihren Kopf. Das heute war ihr erster richtiger Streit gewesen, und er berührte sie stärker, als sie geglaubt hatte. Vielleicht nahm er mehr Platz in ihrem Herzen ein, als ihr bewusst war. Seit drei Jahren war er – von ihrem Vater einmal abgesehen – der wichtigste Mensch in ihrem Leben gewesen. Seit fast zwei Jahren ihr Liebhaber. Nein, er war mehr als das. Er war ihr vertraut. Aber wollte sie das? Und falls nicht, warum? Und warum musste
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