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Feuerwasser

Feuerwasser

Titel: Feuerwasser
Autoren: Paul Lascaux
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Revier.

    Henry hatte Springs Bericht angehört und sagte: »Also waren unsere Schlussfolgerungen nah an der Wirklichkeit.«
    »Ja. Dass Andreas Kohler Sara Reber umgebracht hat, war ja bereits klar.
    Heute Morgen habe ich den Gemeindepräsidenten von Sigriswil von den Untersuchungsergebnissen in Kenntnis gesetzt. Die Lage im Dorf habe sich wieder beruhigt, sagt er. Der Gemeinderat entschuldigt sich für die unfreundliche Haltung gegenüber der Berner Polizei und gegenüber dem Detektivbüro. Du bist weiterhin willkommen im Justistal. Es soll am Montag eine Gedenkfeier für alle Opfer geben. Die Ermittlungen wegen der Tötung des Italieners am Chästeilet überlassen wir den Thuner Kollegen. Und: Philipp Mettler heiratet die Käserin. Wir sind alle eingeladen.«
    Über das grüne Gebräu in den Gläsern tropfte das kalte Wasser aus dem Glasbrunnen und erzeugte die Mischung, die Henry bereits in der jurassischen Buvette gelobt hatte: den erfrischenden Mansinthe, den die Distillerie Matter-Luginbühl im bernischen Kallnach zusammen mit dem Rocker Marilyn Manson in mehrjähriger Arbeit kreiert hatte, geschmückt mit einem Etikett aus der künstlerischen Produktion des Musikers, ohne künstliche Farbstoffe, ohne Zucker, aber mit ausgewogenen 66.6% Alkohol, der allerdings in der notwendigen Verdünnung kaum mehr zu spüren war.

    Wieder ging die Tür von Bauch & Kopf , und herein schwebte mit dem strahlendsten Lächeln ihres Lebens Louise Wyss, ein Engel, wenn es einen gebraucht hätte.
    Sie schwenkte die Zeitung, zeigte auf den Bericht auf der Titelseite und gab jedem und jeder Anwesenden einen Kuss auf die Wange.
    »Ich liebe euch alle«, sagte sie. »Ihr habt so viel dazu beigetragen, das Staudammprojekt zu beerdigen. Im Namen der Aktionsgruppe Freies Berner Oberland danke ich allen für ihren Einsatz. Die Eidgenössischen Kraftwerke EKW haben das Projekt sistiert.«
    »Und der Fun-Park ist mit der Verhaftung von Abderhalden sowieso gestorben«, sagte Spring.
    »Es bleibt also alles, wie es seit eh und je gewesen ist?«, fragte Oxana Reber. »Dann kann ich das Unglücksmodell wegwerfen?«
    »Das wäre doch ein Objekt für das Kriminalmuseum«, sagte Lucy zum Störfahnder.
    »Abwarten«, meinte der.
    »Detektiv«, begann Alice Grünig langsam und überlegt. »Ich habe dir Unrecht getan. Meine Mutter und ich bitten dich um Entschuldigung. Aber«, sie setzte einen Moment ab, »du musst vielleicht mehr zur Sache gehen, sonst haben die Leute das Gefühl, dass du dein Geld nicht wert bist. Mit Pistole und so, Action. Detektiv, das ist was mit viel Lärm, das beeindruckt große und kleine Mädchen.«
    Leonie überlegte, ob sie der Dame weiterhin zu trinken geben solle.
    Henry lachte und rief zu Louise Wyss: »Zeig uns noch mal deine Powerpoint-Präsentation mit der Staumauer. Bei mir kommt schon etwas Nostalgie auf.«

    Leonie nahm eine weitere Fasche aus dem Gestell und füllte neue Gläser mit einer bernsteinfarben-goldenen Flüssigkeit. Mit geschlossenen Augen hielten alle die Nase über das Destillat. Leider war der Geruch vom Alkohol dominiert. Nach ein paar Tropen Wasser entfaltete sich im Mund der Geschmack nach Lebkuchen, Malz und Honig.
    »Schweizer Single Malt Whisky namens Holle «, erklärte Leonie. »Schmeckt?«, fragte sie.
    Alle nickten.
    Da zitterten die Scheiben unter einem Lärm, der für den Breitenrain unbekannt war.
    »Ein Elefant ist ausgebrochen«, kommentierte Bernhard Spring und sippte weiter an seinem Whisky. »Ist der Zirkus Knie in der Stadt?«
    »Quatsch. Das ist ein Alphorn«, sagte Alice Grünig. »Das hört man an den Obertönen, die mit jedem Grundton mitschwingen.«
    »Und Elefanten können das nicht?«, fragte der Störfahnder.
    Da wurde die Türe aufgerissen und herein stürzten zwei abenteuerlich aufgemachte Personen, deren Gesichter von feinem Ruß überzogen waren.
    »Wir haben’s geschafft«, jubelte Pascale Meyer und zerrte Cäsar Schauinsland hinter sich her.
    Die glorreichen Sieben saßen perplex auf ihren Barhockern wie Hühner aufgereiht auf einer Stange und drehten die Köpfe in Richtung Tür.
    »Was habt ihr geschafft?«, fragte Henry.
    »Wir haben den feuerspeienden Drachen konstruiert!«, jubelte sie.
    »Feuer, ja, speien von mir aus auch«, moserte Lucy, »aber wo ist der Drache?«
    »Der Drache«, sagte Pascale, »wartet in seiner Höhle auf den ersten Auftritt.«
    »Vorher wascht ihr aber eure Gesichter«, befahl Leonie. Den ganzen klebrigen Schmutz will ich nicht an meinen
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