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Feuersuende

Feuersuende

Titel: Feuersuende
Autoren: Eve Silver
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auch an ihm nagte, denn er brannte darauf, Rache an ihm zu nehmen – dafür, was er hatte erdulden müssen, und für das, was er verloren hatte. Bryn. Hätte Sutekh ihn nicht umgebracht, würde sie noch immer friedlich in der Küche ihre Kekse backen.
    Das Boot erreichte das Ufer, und Lokan befand sich schon an Land, bevor es zum Stillstand gekommen war.
    Sie waren nicht die Ersten. Lokan sah sich in Ruhe der Reihe nach an, wer am Strand schon alles wartete. Asmodeus war da und mit ihm ein Gefolge von Kriegerinnen. Asmodeus, Dämon der Lust, neigte sein Haupt vor Lokan und reichte ihm die Hand, worüber Lokan sich ein wenig wunderte, galt der doch, nach dem, was Lokan zuletzt gehört hatte, als Verbündeter von Sutekh.
    „Gut siehst du aus“, meinte Asmodeus. Sie hatten die Hände so verschränkt, dass jeder das Handgelenk des anderen hielt. Es entstand ein merkwürdiges Knistern zwischen ihnen, etwas wie eine elektrische Spannung, die Lokan den Arm hinaufkroch. Aber irgendwie schaffte er es, den Effekt umzukehren und die Spannung auf Asmodeus zurück zu übertragen. Der zuckte zusammen und sah Lokan mit aufgerissenen Augen an. „Was …?“ Mehr brachte er nicht heraus. Er verzog den Mund. Lokan hatte nicht die geringste Ahnung, was hier vor sich ging. „Schön, dich zu sehen“, fügte Asmodeus endlich hinzu. Und allem Anschein nach meinte er das sogar ehrlich.
    Lokan blickte über die Schulter und sah, wie Alastor eine zierliche Frau begrüßte, die ganz in Weiß gekleidet war, jedoch so vollständig, dass nicht das kleinste bisschen von ihr zu sehen war, weder das Gesicht noch die Hände. Lokan wollte auf sie zugehen, doch es traten ihm acht Gestalten entgegen. Auf den ersten Blick hätte man annehmen können, dass sie von Kopf bis Fuß in grauen Samt gekleidet waren. Bei näherem Hinsehenwar jedoch zu erkennen, dass eine dichte Schicht lebender Maden, Würmer und Spinnen sie bedeckte, die sich in rastloser Bewegung befanden und aus allen Körperöffnungen hervorquollen.
    Es waren die Shikome, die Leibgarde in Diensten von Izanami-no-mikoto, der Ahnherrin von Naphré Kurata. Izanami sprach einige Worte zu Alastor, dann kam sie Lokan entgegen. Jede ihrer Bewegungen war von majestätischer Anmut. Als sie auf dem Weg an Malthus vorbeikam, bemerkte sie kurz zu ihm: „Sie blühen immer noch.“
    Auf Lokans fragenden Blick hin zuckte der nur mit den Achseln. „Ich habe ihr Blumen mitgebracht.“
    „Blumen? Nach Yomi?“ Lokan kannte diesen Teil der Unterwelt. Er war als Sutekhs Botschafter dort gewesen und konnte sich nicht vorstellen, dass dort etwas blühen konnte. Es gab kein Licht in Yomi.
    „Mondblumen“, erklärte Malthus im Vorübergehen.
    Als Lokan vor Izanami stand, trat Alastor an seine Seite. Er sah Lokan mit besorgtem Blick an, dann verbeugte er sich tief vor Izanami und sagte: „Izanami-no-mikoto, ehrwürdige Ahnin meiner Gefährtin Naphré, ich bitte dich von ganzem Herzen – ich flehe dich an. Nimm meinen Bruder in deine Reihen auf. Lass es nicht zu, dass er zu Sutekh, seinem Mörder, zurückkehren muss.“
    Schlagartig war das Gemurmel der anderen Götter ringsum verstummt. Lokan merkte, dass aller Augen auf ihn gerichtet waren. Er sah Alastor an und konnte erkennen, dass sein Bruder für ihn bis zum Äußersten ging. Aber er konnte ihn dabei nicht spüren . Auf die eine oder andere Weise hatte er das Sensorium für seine Brüder verloren. Früher hatte er einen direkten Draht zu ihren Emotionen gehabt, selbst wenn sie weit weg waren. Es war nicht mehr da. Verschwunden. Und umgekehrt genauso. Im Luxor in Vegas hatte er es noch darauf geschoben, dass sie in der Blase waren, die die Falconers für Dana gebildet hatten, und er sich außerhalb befand. Aber dem war nicht so. Es gabetwas wie eine Barriere zwischen ihnen. Seine drei Brüder standen untereinander noch immer in Verbindung. Aber er blieb außen vor.
    Offenbar gehörte auch das zu den Dingen, die sich seit seiner Rückkehr unter die Lebenden geändert hatten. Auch das hatte Sutekh ihm genommen.
    Aber Sensorium hin oder her. Alastor hatte Lokans Not jedenfalls erkannt und wusste um die Höllenqualen, die es für ihn bedeuten würde, wieder in Sutekhs Dienste zu treten.
    Izanami wandte sich zu Lokan, der damit gerechnet hatte, dass sie Alastors Ansinnen rundweg ablehnen würde. Stattdessen legte sie ihre in weißes Tuch gehüllte Hand auf seinen Arm, und es geschah dasselbe, was er schon mit Asmodeus erlebt hatte. Es war, als ob er
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