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Feuersteins Ersatzbuch

Feuersteins Ersatzbuch

Titel: Feuersteins Ersatzbuch
Autoren: Herbert Feuerstein
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Reporters, auch bei unangenehmen Dingen die Wahrheit zu sagen. Nach gewissenhafter Güterabwägung und langem inneren Ringen habe ich mich zu der letzteren entschlossen und erkläre hiermit bei allem Respekt vor der afrikanischen Kultur: Changa’a sieht aus wie ein Eimer Gekotztes, aufgewischt in einem Bahnhofsklo. Und weil es bestimmt auch so schmeckt, habe ich geschwindelt und vor der Kamera nur so getan, als würde ich dieses Zeug trinken. Afrika möge es mir verzeihen.

    Lassen Sie mich zum Schluss zu den wirklichen Mordanschlägen meines Regisseurs und Produzenten kommen, zu den echten Taten aus Hass und Heimtücke, zu den wahren Beweisen der niedrigen Instinkte von Godehard Wolpers: zu zwei grauenhaften Versuchen, mich durch wilde Bestien zu töten, beide unter dem Vorwand, ein wirkungsvolles Anfangsbild für unseren Afrikafilm zu finden.
    Safaritouristen in Kenia kennen die Prozedur: Frühmorgens besteigt man einen vergitterten Kleinbus, ist zunächst bestürzt über die Kargheit und Leere der Landschaft, aber bald verzaubert von der überreichen Tierwelt. Die Fahrer wissen genau, wo sie fündig werden: In oft riesigen Herden präsentieren sich Zebras, Büffel und Gazellen bereitwillig fürs Fotoalbum, und im Schritttempo fährt man mitten durch eine Gruppe von Elefanten, die gerade friedlich die wenigen Bäume dieser Landschaft vernichten.
    Sichtungsgarantie besteht auch für Giraffen und Warzenschweine, und die Löwen liegen nicht immer nur faul im Schatten der Akazienbäume, sondern spüren, was man von ihnen erwartet: Sie lassen sich nicht im geringsten von den Bussen stören, wenn sie sich, mit präzise verteilten Aufgaben, an ihre Beute anpirschen — wobei die Touristen immer die Partei des Bejagten ergreifen und begeistert johlen, wenn der Löwe ins Leere springt. Nur Leoparden machen sich äußerst rar, was ich nur zu gut verstehen kann. Denn wenn einer von ihnen auf seinem Baum erspäht wurde, gibt es sofort Handy-Alarm, und in Kürze stehen zwanzig Kleinbusse rundherum Spalier... ganz schön lästig, wenn man in Ruhe sein Schläfchen machen will.
    Auch wir hatten einen vergitterten Kleinbus, doch war dieser nur für Wolpers und das Team bestimmt. Ich bekam einen offenen Jeep. Damit sollte ich durchs Steppengras donnern, Tierherden jagen und über die Schönheit Afrikas plaudern. Meine besorgte Frage, ob so ein offenes, türloses Vehikel denn auch sicher sei, wo man doch immer streng darauf hingewiesen wird, sein Fahrzeug in freier Wildbahn auf keinen Fall zu verlassen, tat Wolpers mit der Bemerkung ab, dass die Tiere hier Menschen gewohnt seien. Außerdem appellierte er an meine Eitelkeit: Im VW-Bus würde so was armselig aussehen, sagte er, ich würde wirken wie ein Nachrichtensprecher.
    Ich gebe zu, es macht Spaß, mit Jeep und Tropenhelm durch die Savanne zu preschen, man fühlt sich als richtiger Kerl. Eine Flinte dazu und eine Whiskyflasche, und Hemingway wäre wieder auferstanden. Weil es ein großes Bild werden sollte, war ich natürlich allein. Stephan stand mit der langen Optik irgendwo am Horizont, mit Wolpers gab es Funkkontakt, ohne dass ich ihn sehen konnte. So fuhr ich durch Afrika.
    Wir wissen: Als Arbeitstiere eignen sich nur die indischen Elefanten, ebenso für die niedlichen Tricks in Zirkus und Zoo. Die großen afrikanischen Elefanten sind zu wild und zu eigenwillig dafür und lassen sich kaum zähmen. In den Nationalparks machen sie aber wenig Ärger, denn sie sind die Touristenbusse längst gewöhnt. »Sie halten sie für harmlose Tiere, denen sie aber aus dem Weg gehen, weil sie die Auspuffgasse nicht mögen«, erklärte mir der freundliche Ranger, der uns begleitete. Man kann sich einer Herde deshalb gefahrlos nähern, vorausgesetzt, man hält bestimmte Regeln ein: Ganz langsam vorbeifahren und niemals eine Elefantenmutter von ihrem Jungen trennen. Regeln, von denen ich natürlich keine Ahnung hatte.
    Ferngesteuert von Wolpers fuhr ich erst in großem Bogen um die Herde herum, dann in kleinerem Bogen, und schließlich, weil die Tiere so locker dastanden, mitten durch. Natürlich mit Schwung, und auch gleich ein paar Mal, wie es sich gehört, um Schnittbilder aus verschiedenen Einstellungen zu bekommen. Dass einige Tiere mit den Ohren schlackerten und die Rüssel schwenkten, betrachtete ich als Willkommensgruß — kennt man ja von den Fans. Leutselig winkte ich zurück. Und da ich erst am Vortag im Tierwaisenheim von Daphne Sheldrick ein gemeinsames, fröhliches Schlammbad
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