Marias Lächeln überstrahlte alles. Sie sah die Welt mit anderen Augen und weil sie es tat, tat Gerald es auch. Auf einmal, wie durch ein Wunder, war alles perfekt.
Kapitel 3 4: Liebes Tagebuch
„ 12. August 1995“, schrieb Geraldine in das vergilbte Tagebuch mit den vielen leeren Seiten. „ Ich bin in Omas Haus gekommen, um es mir noch einmal anzusehen, bevor es abgerissen wird. Wolf hat gesagt, dass der Durchgang nach Amuylett in der Luft hängen wird, wenn das Haus weg ist, und wir ihn dann nicht mehr benutzen können.
Hier sieht alles noch so aus wie an dem Tag, als wir davongelaufen sind. Das Tagebuch lag aufgeblättert in unserem Zimmer, als ich hier angekommen bin, mit dem Füller daneben, der inzwischen ausgetrocknet ist. Unten in der Küche habe ich noch einen Kuli gefunden, der schreibt. Und jetzt beschreibe ich diese leeren Seiten, nach all den Jahren.
Das Haus stand lange leer nach Omas Tod und nun soll es ganz verschwinden. Das ist ein bisschen traurig, aber endgültig. Genauso wie meine Entscheidung, nie mehr in diese Welt zurückzukommen. Heute bin ich das letzte Mal hier.
Ich habe mir das gut überlegt. Es bringt einfach nichts. Ich bin in meiner Heimatwelt eine Fremde geworden, ein Überbleibsel einer anderen Zeit, genauso wie der ausgetrocknete Füller. Ich möchte mit diesem Kapitel endgültig abschließen und für immer in meiner neuen Welt bleiben, in dem Leben, das ich liebe. Vor allem bei dem Mann, den ich liebe! Viego und ich werden in einem Monat heiraten. Wir werden viele Kinder bekommen, lauter süße, kleine Viertelvampire, und wir werden die glücklichsten Geschöpfe von ganz Amuylett sein!
Eins muss ich noch loswerden, liebes Tagebuch, bevor ich dich zusammen mit Omas Haus dem Untergang überlasse: Wolf wird tatsächlich Vater! Das arme Kind. Hoffentlich nennt er es nicht Han Solo oder Luke Skywalker. Viego zweifelt auch daran, dass Wolf ein guter Vater werden wird. Ich liebe Wolf, weiß Gott, aber er hat keine Ahnung, was Aufopferung bedeutet. Ich wette, er wird Lisa und sein schreiendes Baby nach drei schlaflosen Nächten im Stich lassen.
Vielleicht täusche ich mich ja auch. Ich hoffe es. Denn ich frage mich, ob Lisa alleine mit dem Kind zurechtkäme. Da haben sich wirklich zwei gefunden! Lisa und Wolf. Beide taumeln von einem wilden Rausch zum nächsten und wundern sich, dass es ihnen zwischendurch so schlecht geht. Als hätte das Leben nichts anderes zu bieten als Höhenflüge und Abstürze. Aber so sind sie nun mal.
Man muss Wolf so lieben, wie er ist, und das tue ich, von ganzem Herzen. Ich habe ihm längst vergeben, aber ich habe es ihm nie gesagt. Sollte er mich eines Tages auf Knien anflehen, ihm zu verzeihen, und sollte ich das Gefühl haben, dass er ehrlich bereut, was er getan hat, dann werde ich ihm natürlich sagen, dass schon längst alles wieder gut ist. Aber vorher nicht! Vielleicht lernt er ja mal was, zur Abwechslung. Bis jetzt, scheint es mir, ist er von Reue weit entfernt. Er will nur, dass ich nicht mehr böse auf ihn bin.
Dabei bin ich ihm dankbar. Ich bin so glücklich in Amuylett und ich weiß nicht, ob ich es in dieser Welt geworden wäre. Alles ist gut so, wie es ist. Danke, Gangwolf, dass du mich zu Viego gebracht hast! Er ist meine Heimat geworden, eine andere brauche ich nicht. Nie mehr.
Ich werde jetzt gehen. Leb wohl, liebes Tagebuch, leb wohl, Welt, in der ich geboren wurde. Sterben werde ich in einer anderen.
Deine Geraldine
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Band 2, Dunkelherzen und Sternenstaub
Band 3, Nixengold und Finsterblau
Band 4 , Mondpapier und Silberschwert
Band 5, Feuersang und Schattentraum
Der sechste Band erscheint voraussichtlich im Winter 2013/2014.
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