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Feuerprinz

Feuerprinz

Titel: Feuerprinz
Autoren: Aufbau
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beschäftigen, und was immer dahintersteckte – ihre Tochter vergaß dadurch vielleicht ein wenig ihr eigenes Unglück. Deshalb wollte Ilana sie ermutigen. »Vielleicht solltest du Salas Feuer befragen … am Sonnenwendfest. Da ist die Verbindung zur Göttin am mächtigsten.«
    Lin stellte die Schale mit einer unwirschen Geste zurück auf die Webmatte und stand auf. Sie bedachte ihre Mutter mit einem verletzten Blick. »Du weißt sehr genau, dass Sala sich nicht um mich schert. Das hat sie die letzten Sonnenwendfeiern nicht getan, und sie wird es auch jetzt nicht tun. Warum erlaubst du mir nicht endlich, das Amt der Hohepriesterin an Jevana zu übertragen?«
    Ilana seufzte und stand ebenfalls auf. Da war er wieder – der unleidliche Zwist zwischen ihnen. »Lin, bitte – hab nur noch ein wenig Geduld.«
    Lin schüttelte den Kopf und verschwand dann über die kleine Steintreppe hinauf in den Palast. »Ich habe Kopfschmerzen und gehe in meine Räume«, rief sie, bevor Ilana ihr Priestergewand in den Schatten des Wohnpalastes verschwinden sah.
    Vay, die im Hintergrund gewartet hatte, bückte sich und nahm den Kelch aus Rotmetall sowie die Schale mit dem Fleisch auf. Sie bedachte Ilana mit einem entschuldigenden Lächeln, so als wäre es ihr Versagen, dass Lin ihr Mittagsmahl stehengelassen hatte.
    Ilana war nicht sicher, was sie von Lins Dienerin halten sollte. Vay war flink und freundlich, aber schweigsam, und Ilana fand auch, dass sie etwas Störrisches an sich hatte. »Lin hat anscheinend keinen Hunger, Vay. Wenn du möchtest, kannst du das Fleisch selber essen und den Wein austrinken.«
    Vay bedankte sich mit einer knappen Verbeugung, schüttelte dann jedoch den Kopf. Ilana meinte nicht zum ersten Mal, einen beleidigten Ausdruck in ihrem Gesicht zu sehen – beinahe so, als empfände sie es als Zumutung, das verschmähte Mahl ihrer Herrin angeboten zu bekommen. »Ich habe auch Kopfschmerzen. Ich glaube, wenn ich etwas esse, kann ich es nicht bei mir behalten.«
    Ilana nickte und entließ Vay. Auch ihr war die Lust am Essen vergangen. So einladend die schattige Laube auch war, alleine hatte sie keine Lust hier den Nachmittag zu verbringen. Tojar besprach gerade mit einigen seiner Berater, welches Getreide und Gemüse im nächsten Jahresumlauf auf den Feldern rund um Engil angebaut werden sollte. Es blieb ihr also auch wenig mehr, als den Nachmittag in ihren Räumen zu verbringen. Für etwas anderes war es ohnehin viel zu heiß. Während sie in die angenehme Kühle des Wohnpalastes trat, fuhr sich Ilana durch das Haar und spürte ein leichtes Pochen hinter ihrer Stirn.
Was für ein seltsamer Zufall, auch mir schmerzt der Kopf heute ein wenig.
Sie überlegte, ob sieTojar von Lins Beobachtungen erzählen sollte. Ihr Blick fiel auf die cremeweiße Tür aus Bellockholz, hinter der sie Tojar mit seinen engsten Beratern wusste. Sie dachte daran, wie Tojar nach Lins Rückkehr aus Dungun bis zur Erschöpfung die Wälder von Isnal durchstreift hatte auf der Suche nach Kreaturen des dunklen Gottes – nach Greifen und Schjacks. Müde und ausgezehrt war er schließlich nach Engil zurückgekehrt. Es hatte lange gebraucht, bis er dem Frieden getraut hatte.
    Ilana beschloss zu warten und ihn vorerst nicht zu beunruhigen. Vielleicht war alles nur ein seltsamer Zufall. In drei Tagen war Salas Fest, und die Göttin wollte, dass es mit leichtem Gemüt und Sorglosigkeit begangen wurde.
     
    Lin hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie am vorherigen Abend nicht in Salas Tempel zurückgekehrt war, um bei den Vorbereitungen für das Sonnenwendfest zu helfen. Stattdessen hatte sie bis zum nächsten Morgen geschlafen und der unerklärlichen Erschöpfung ihres Körpers nachgegeben.
    Als sie nun ausgeschlafen Salas Tempel betrat, entschuldigte sie sich bei Jevana, die jedoch nur mit den Schultern zuckte. »Es war ohnehin zu früh, die Blumen zu pflücken. Bei dieser Hitze wären sie verwelkt, bevor das Fest überhaupt beginnt. Aber wir haben schon damit angefangen, den Sand aus dem Tempel zu fegen.«
    Lin fiel auf, dass der Steinboden frei vom pudrigen Sand war, der sich das ganze Jahr über in den Ecken häufte. Die Priesterinnen hatten ihn durch die bodenhohen schmalen Gitter im hinteren Teil der Tempelwand gekehrt, die als Rauchabzug und Frischluftzufuhr dienten. Nur zu Salas Sonnenwendfesten wurde der Tempel ordentlich ausgekehrt. Es war einfach eine zu mühselige Arbeit, die nach nur wenigen Tagen wieder zunichte war. Der feine Sandvon
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