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Feuerprinz

Feuerprinz

Titel: Feuerprinz
Autoren: Aufbau
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verwendete. Doch für Wolle oder Webstoffe waren er und sein Vater zu arm. Der Tauschhandel mit den Rindern, ihrer Milch und dem Leder versorgte sie gerade mit dem Nötigsten. Weder er noch sein Vater waren in drei Jahresumläufen gute Falbrindzüchter oder Händler geworden.
Bei Sala!
Sie waren Taluk und keine Bauern. Das Leben, das er zu führen gezwungen war, bedeutete die schlimmste Strafe, die er sich hätte vorstellen können! Die Mädchen mieden ihn, wie sie sich ihm früher bereitwillig angeboten hatten. Braam wusste, dass er für seine Zukunft nichts Gutes erwarten konnte.
    Missmutig trottete er die Straße zur Unterstadt entlang. Beachtet oder gegrüßt wurde er nicht. Eher machte man einen Bogen um ihn, da er so würzig nach Falbrind roch. Wie jeden Tag streunte er ziellos durch Engil, ohne zu wissen, wie er den Tag hinter sich bringen sollte. Früher war sein Leben anders gewesen, da hatte er Kameraden gehabt, war an den Waffen ausgebildet worden und hatte sich in Wettkämpfen geübt … gegen die verweichlichten Engilianer hatte er so gut wie immer gewonnen, nur Degan war ein ebenbürtiger Gegner gewesen. Jetzt wurde er sogar von denelenden Bauernsöhnen übersehen und gemieden. Er war ein Nichts!
    In der Unterstadt beschloss Braam, sein Leid in einer Schenke mit billigem Wein zu ersäufen. Es gab, so hatte er sich überlegt, genau zwei Möglichkeiten, diesen unerfreulichen Tag hinter sich zu bringen – seinem Vater beim Schlachten einiger Falbrinder zu helfen oder im Rausch des Weines den Erinnerungen an bessere Zeiten nachzuhängen. Letztere Möglichkeit schien ihm reizvoller.
    Braam steuerte seine bevorzugte Schenke an, deren Ruf für schlechten Wein und Prügeleien legendär war, und stieß die windschiefe Tür zur
Greifenschwinge
auf. Wie immer musste er über den dämlichen Namen des Saufschuppens grinsen. Der Wirt hatte nach dem Überfall der Greife seine Not zur Tugend gemacht und der Schenke einen makabren Namen verpasst, der Gäste anzog. Entgegen den Voraussagen der anderen Schankwirte hatte der Name sein Geschäft belebt, wenn er auch vor allem den Pöbel und das Gesinde anzog. Braam war hier bekannt – nicht gern gesehen, weil er zu oft Raufereien anfing, aber doch geduldet, da er im Gegenzug mit gutem Rotmetall bezahlte und viel vom schlechten Wein des Wirtes trank.
    Er stieß die Tür auf und trat ein. Es waren nur wenige Gäste im düsteren Schankraum, denn kaum ein Engilianer betrank sich bereits am Vormittag. Zwei Bauern, mit denen sein Vater ab und an Rinder tauschte, nickten ihm mürrisch zu und tranken dann weiter ihren Wein. Die unsaubere und dickliche Tochter des Wirtes kniff ihm ein Auge – sie besaß nur noch eines, das andere hatte sie beim Überfall der Greife verloren; das hatte sie ihm auf jeden Fall erzählt. Jetzt klaffte unter ihrer linken Braue ein schwarzes Loch, das sie manchmal mit einem Stofffetzen verdeckte. Heute jedoch nicht. Braam zog irritiert die Brauen hoch, als sie ihn mit ihrem verbliebenen Auge anzüglich anstarrte – wahrscheinlich hatte ersie im Suff bestiegen, doch er konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern … Sala sei Dank!
    Braam wandte sich von ihr ab und ließ einen langgezogenen Furz in ihre Richtung ziehen. Das schien sie zu verstehen, denn er hörte ihr unwilliges Schnauben und dann das Klappern von Bechern, mit denen sie am Ausschank zu hantieren begann. Er grinste zufrieden.
    Die Holztische der Schenke waren unbesetzt bis auf den, an welchem die beiden Bauern saßen. Doch Braam hatte seine Rituale, die er verteidigte wie den letzten Rest seines Stolzes. Wie immer steuerte er seinen bevorzugten Tisch in der linken Ecke an, von wo er den Schankraum gut im Blick hatte, und blieb dann wie angewurzelt stehen.
Sein
Tisch war besetzt! Ein junger Mann mit langen, zurückgebundenen Haaren und einem Priestergewand saß dort und trank selbstzufrieden aus einem Kelch. Er winkte den Wirt zu sich heran. Der Mann wusste, dass dieser Tisch stets für ihn freizuhalten war. Bisher hatte er sich daran gehalten.
    »Wirt, willst du Ärger mit Braam?«, fuhr er den Alten an, als dieser herbeigeeilt kam. Der Wirt setzte ein noch dümmeres Gesicht auf als seine Tochter und schien nicht zu verstehen, was Braam von ihm wollte. »Herr?«
    Wortlos wies er auf seinen Tisch, und tatsächlich schien der Wirt jetzt erst zu begreifen, worin sein Fehler lag. »O ja …«, stammelte er entschuldigend. »Ich werde … ich meine, ich könnte …« Er verstummte und
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