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Feuermohn

Feuermohn

Titel: Feuermohn
Autoren: Astrid Martini
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waren mit Düsterkeit beladen und drückten schwer auf das Firmament.
    Vor nicht einmal einer Stunde hatte dies noch ganz anders ausgesehen. Blauer Himmel, wohin man auch schaute, strahlender Sonnenschein, der schon in den frühen Vormittagsstunden einen trägen Sommertag versprach, eine Luft, die vor Hitze flirrte.
    Und nun, wie aus dem Nichts, dieses graue Etwas, das sich wie ein Schatten durch die Landschaft zog, Bäume, Himmel und Sträucher mit einer matten Schicht belegte und dabei feuchte Schwüle und einen gewaltigen Regenschauer hinter sich herzog.
    Elegant schob sich der Wagen die schmale Straße hinauf, die sich entlang an Hügeln und schönen Wäldern emporschlängelte. Regen prasselte unaufhörlich und mit solcher Wucht gegen die Scheiben, dass die Scheibenwischer die Wasserfluten kaum bewältigen konnten.
    Als ein weiterer Blitz über den Himmel zuckte, presste Anna ihre Hände in den Schoß, kauerte sich tiefer in den weichen Ledersitz. Normalerweise liebte sie ein ordentliches Unwetter, zog es jedoch vor, eine derartige Naturgewalt in häuslicher Sicherheit bei einem guten Glas Wein zu bewundern.
    Sie warf einen unauffälligen Seitenblick auf den überaus schweigsamen Taxifahrer neben sich. Er wirkte konzentriert, schien keine Mühe zu haben, sich einen Weg durch dieses Unwetter zu bahnen, was sie etwas ruhiger werden ließ.
    Sie war froh, sich nicht mit ihrem geliebten, aber doch sehr betagten Mazda durch diese Regenmassen zum Anwesen von Aaron Vanderberg kämpfen zu müssen. Schaudernd blickte sie zum Himmel. Die Welt schien wie elektrisiert, es herrschte eine beunruhigende Atmosphäre. Große glitzernde Tropfen taumelten von den grauen Wolkengebilden herab, legten sich wie ein Film auf Bäume, Sträucher und den Asphalt, während das ungnädige Donnergrollen seinen Höhepunkt erreichte. Das düstere Bild wurde von bedrohlich anmutenden Blitzen heimgesucht, die den Horizont in zwei Hälften zu teilen schienen. Weltuntergangsstimmung.
    Als das Donnergrollen endlich an Lautstärke abnahm, atmete Anna erleichtert auf. Sie begann sich zu entspannen und dachte an ihren Auftrag: ein exklusives Interview mit Aaron Vanderberg – Erbe einer Juwelier-Dynastie und Playboy durch und durch. Ein Bonbon, das ihrer Reportage einen besonderen Glanz verleihen würde.
    In Zeitungs- und Medien-Kreisen war er gefürchtet. Es war immens schwer, einen Termin für ein Interview zu bekommen. Umso erstaunlicher, dass er eingewilligt hatte. Außerdem durfte sie exklusiv als Zugabe über den alljährlichen Mohnball berichten, weil er ein angeblicher Bewunderer ihrer Kolumne war.
    Spott glomm in Anna auf. Welch eine Farce! Herr Vanderberg als Bewunderer ihrer Kolumne? Lachhaft! Mehr als einmal hatte sie sich in negativer Hinsicht über ihn ausgelassen, sich regelrecht über ihn lustig gemacht. Sie hatte keinen Zweifel daran gelassen, wie wenig sie von Machos seiner Art hielt. Playboys, die nichts Besseres zu tun hatten, als vom ererbten Geld auf der Suche nach Sex und Partys um die Welt zu jetten.
    Aber gut. Wenn er so dumm war, durch diese Einladung zum Ball eine weitere Plattform für ihren Spott zu bieten, ihr sollte es recht sein.
    Sie lachte leise auf.
    Aaron Vanderberg, Ladykiller, Casanova, Herzensbrecher und Traum aller Frauen – sofern sie einen IQ unter 80 hatten.
    Schön dumm, wenn man auf einen derartigen Mann hereinfiel, denn hinter seiner attraktiven Fassade steckte ein hemmungsloser Playboy, der von einer Frau nicht mehr erwartete als gutes Aussehen und ein immerwährendes Lächeln. Natürlich sollte die jeweilige Dame ihn auch angemessen anhimmeln und ihm artig auf Wunsch zur Verfügung stehen.
    Zugegeben, dieser Mann war attraktiv, eine Tatsache, die Anna nicht leugnen konnte.
    Er gehörte zu der männlichen Spezies auf diesem Planeten, die auch ihr schlaflose Nächte bereiten konnten. Als moderner Casanova betörte er fast jedes weibliche Herz. Seine erotischen Liebeskünste waren legendär, seine Eroberungen in aller Munde. Oberflächlich gesehen war er ein Bild von einem Mann. Eine Tatsache, die sie allerdings mit aller Macht zu verdrängen versuchte, denn schließlich war sie Profi und kein Backfisch. Es wäre doch gelacht, wenn sie seine erotische Präsenz nicht ausblenden und mit gewohntem Geschick ihre Arbeit verrichten könnte.
    Ihre Lippen verzogen sich. Aaron Vanderberg – eine schöne Hülle ohne Substanz. Es war eine Schande, dass in einem dermaßen begnadeten Körper ein so niederes Hirn
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