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Feuermohn

Feuermohn

Titel: Feuermohn
Autoren: Astrid Martini
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ihre Gedanken zu löschen und zur Tagesordnung zurückzukehren. Ja, das würde sie tun.

Kapitel Zwei
    Aaron Vanderberg schritt in Gedanken versunken durch die verwinkelten und gewundenen Pfade des weitläufigen Gartens, der sein Anwesen umgab. Seine Schritte durchbrachen die Stille, die ihn wie ein dunkler Komplize umhüllte. Ziellos durchstreifte er den Garten in der Hoffnung, seine düsteren Gedanken zu zerstreuen.
    Das silberne Glitzern des Mondes erhellte die Schichten von Schwarz, die er durchschritt. Es schlängelte sich zwischen Holunderbüschen, Ginstersträuchern und zu vielen Gedanken hindurch, rastlos mit geschmeidigen Bewegungen.
    Stufen führten durch ein wild gewachsenes Blumenmeer hinab zu einem weißen Pavillon, der von Dornen wilder Heckenrosen umrankt war. Dort hielt er einen Moment inne und lehnte sich an die Mauersteine.
    Diese Mondnacht sah geradezu zauberhaft aus. Ein ewiges, tiefdunkles Blau, das im Schwarz versank. Der Mond, eine noch nicht ganz vollendete Kugel mit silbrig glimmendem Schein, und zwischen den Zweigen der Büsche ein geheimnisvolles Wispern, ein raschelnder Dialog der Blüten und Blätter, gebettet in die zart silbrigen Strahlen des Mondes. Wundervoll.
    Eine Nacht, wie gemacht für sinnliche Stunden.
    Doch Aaron hatte keinen Blick dafür. Träge flossen die Minuten an ihm vorüber. Wie seine Gedanken, die sich nicht zerstreuen ließen. Hartnäckig raubten sie ihm seine innere Ruhe. Rumorten in ihm, begehrten unablässig Aufmerksamkeit.
    Er beschloss, zu seinen Gästen ins Haus zurückzukehren.
    Vor ihm huschte ein Schatten über die Stufen und verschwand seitlich ins Gebüsch. Tauchte wieder auf, überquerte die Stufen erneut. Beim Näherkommen erkannte er einen Marder. Kurz blickten die im Mondlicht aufblitzenden Augen des Tieres ihn an, dann verschwand das Tier. Es raschelte im Gestrüpp. Ein Käuzchen schrie.
    Aarons Lippen verzogen sich für einen winzigen Moment zu einem Lächeln. Er mochte die Natur, Pflanzen und Tiere. Das Geräusch des davoneilenden Marders verlor sich in der Nacht. Ein süßer Duft von Flieder und Rosen hing in der Luft, als Aaron die Stufen mit dem Vorsatz emporstieg, den restlichen Abend so gut es ging zu genießen.
    Ohne Erfolg, denn eine Stunde später stand er in Gedanken versunken und genauso rastlos wie vorher an der weit geöffneten Flügeltür, die den Weg zu einer breiten Terrasse freigab. Er starrte hinaus. Vor den Fenstern zog die Nacht dahin. Dichte Wolken umspielten den Mond, diktierten Phasen der Helligkeit und der Dunkelheit. Die Party war in vollem Gange. Seine Gäste waren ausgelassen wie immer, doch im Gegensatz zu sonst wollte in ihm keinerlei Stimmung aufkommen.
    Aus dem Garten klang das Zirpen der Grillen, vom Teich her hörte man das Abendkonzert der Frösche und das leise Plätschern des Springbrunnens.
    Jeder Versuch, sich am Partygeschehen zu beteiligen, misslang kläglich.
    Er spürte die Blicke der Gäste in seinem Rücken. Sie brannten, und er wünschte sie alle zum Henker. Dabei liebte er Partys. Besonders, wenn eine Vielzahl schöner Frauen anwesend war, so wie heute.
    Eine junge Frau tauchte an seiner Seite auf, legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er erwiderte ihr Lächeln. Zwar nicht mit dem gewohnten Charme, aber es gelang ihm, seine dunklen Gedanken für einen Moment zu verscheuchen. Er forderte die blonde Frau, die mit hingebungsvollen Blicken zu ihm aufsah, zum Tanz auf und schwang sie kurze Zeit später in seinen Armen über das Parkett. Er wurde ruhiger, gelassener, fand zu alter Form zurück – zumindest ansatzweise.
    Immer wieder füllte er die Gläser nach, genoss die Bewunderung der weiblichen Gäste, mixte neue Cocktails, für die er zahlreiche Komplimente einheimste. Alles war wie immer. Die Ausgelassenheit nahm zu, die Anwesenden wurden übermütiger, und schon bald sah man die ersten wild knutschenden Paare. Zielsicher führte Aaron seine Tänzerin durch das Gedränge zur Veranda hinaus, setzte sich mit ihr für eine Weile ab. Die Nacht schritt voran, doch seine Wut ließ sich nicht dauerhaft verdrängen. Immer wieder kroch sie tröpfchenweise in ihm hoch. Und bald begann sie erneut wie ein wilder Strom an die Oberfläche zu streben. Diese Wut schrie nach Entladung, ersehnte Vergeltung. Dabei hatte der Tag so gut angefangen.
    Nach einem amüsant-sündigen Wochenende in diversen Bars hatten er und sein Bruder Alexander es sich am Vormittag auf der Terrasse gemütlich gemacht.
    Doch diese träge Idylle
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