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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2)
Autoren: Joe Abercrombie
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lockern.
    Die maskierten Henker traten nun vor und ergriffen den Gefangenen mit geschickter, gut eingespielter Sorgfalt. Sie zogen ihm einen schwarzen Sack über den Kopf und ließen Schellen um seinen Hals, seine Handgelenke, seine Knöchel zuschnappen. Glokta sah, wie sich das Sackleinen vor seinem Mund vor und zurück bewegte.
Die verzweifelten letzten Atemzüge. Ob er jetzt wohl betet? Oder ob er flucht und wütet? Wer weiß es, und welche Rolle spielt das überhaupt?
    Sie zogen ihn nun empor, sodass er mit ausgestreckten Armen und Beinen in dem Gestell hing. Das Gewicht lastete dabei vor allem auf seinen Armen. Es zog aber auch stark genug an dem Kragen um seinen Hals, um ihn zu würgen, wenn auch nicht so sehr, dass es ihn töten würde. Er zappelte natürlich ein wenig.
Völlig selbstverständlich. Es ist ein wilder Instinkt, sich zu wenden und zu drehen und frei zu atmen. Ein Instinkt, gegen den man sich nicht wehren kann.
Einer der Henker ging zu der Halterung, zog eine schwere Klinge heraus, zeigte sie mit großer Geste der Menge, und die Sonne glänzte kurz auf der Schneide. Dann wandte er dem Publikum den Rücken zu und machte den ersten Schnitt.
    Die Menge wurde still. Beinahe todesstill, von gelegentlichem gedämpftem Wispern abgesehen. Es war eine Strafe, die keine lauten Rufe heraufbeschwor. Vielmehr eine, die ehrfurchtsvolles Schweigen forderte. Eine, bei der man nur entsetzt und fasziniert zuschauen konnte.
Genauso ist sie angelegt.
Und so herrschte Schweigen, abgesehen vom erstickten Gurgeln des Gefangenen.
Da er aufgrund des Kragens nicht schreien kann.
    »Eine angemessene Strafe, nehme ich an«, flüsterte Ardee, als sie sah, wie die Eingeweide des Gesandten aus seinem Bauch glitten, »für den Mörder des Kronprinzen.«
    Glokta beugte den Kopf, um ihr ins Ohr zu flüstern: »Ich bin ziemlich sicher, dass er niemanden umgebracht hat. Vermutlich hat er sich nichts weiter zuschulden kommen lassen, als ein mutiger Mann zu sein, der zu uns kam, die Wahrheit sprach und uns die Hand zum Friedensschluss reichen wollte.«
    Ihre Augen wurden groß. »Wieso hängt man ihn dann auf?«
    »Weil der Kronprinz ermordet wurde. Irgendjemand muss dafür hängen.«
    »Aber … wer hat Raynault dann wirklich umgebracht?«
    »Jemand, der keinen Frieden zwischen Gurkhul und der Union will. Jemand, der möchte, dass sich der Krieg zwischen uns nur verschärft, sich ausbreitet und nie zu Ende geht.«
    »Wer würde das wollen?«
    Glokta antwortete nicht.
Gute Frage.
     
    Dieser Fallow ist zwar alles andere als ein respektgebietender Zeitgenosse, aber er versteht etwas von guten Sesseln.
Glokta ließ sich mit einem Seufzer tief in das weiche Polster sinken, streckte seine Füße zum Feuer hin und ließ die schmerzenden Knöchel unter hörbarem Knacken kreisen.
    Ardee fand es offenbar nicht ganz so gemütlich.
Aber das Unterhaltungsprogramm an diesem Morgen bot auch keinen besonders beruhigenden Anblick.
Nachdenklich und mit düsterem Blick sah sie aus dem Fenster und drehte nervös eine Haarsträhne um die Finger. »Ich brauche etwas zu trinken.« Schließlich ging sie zu dem kleinen Schränkchen und öffnete es, nahm eine Flasche und ein Glas heraus. Sie hielt inne und sah ihn an. »Wollen Sie mir nicht sagen, dass es zu früh dafür ist?«
    Glokta zuckte die Achseln. »Sie wissen selbst, wie spät es ist.«
    »Ich brauche einen Schluck, nach diesem …«
    »Dann trinken Sie etwas. Sie müssen sich vor mir nicht rechtfertigen. Ich bin nicht Ihr Bruder.«
    Ruckartig warf sie den Kopf herum und sah ihn mit harten Augen an, öffnete den Mund, als ob sie etwas sagen wollte, dann schob sie die Flasche mit verärgertem Gesichtsausdruck weg und knallte die Türen des Schränkchens zu. »Zufrieden?«
    Wieder zuckte er mit den Schultern. »So zufrieden, wie ich überhaupt nur sein kann, wenn Sie mich so fragen.«
    Ardee ließ sich auf den Stuhl ihm gegenüber fallen und sah mit bitterem Blick auf ihre Schuhe. »Was passiert jetzt?«
    »Jetzt? Jetzt werden wir einander eine gemütlich faule Stunde lang mit humorvollen Bemerkungen unterhalten, und dann könnten wir vielleicht einen Bummel durch die Stadt machen?« Er verzog das Gesicht. »Langsam natürlich. Dann vielleicht ein spätes Mittagessen, ich dachte an …«
    »Ich meine, wegen der Erbfolge.«
    »Oh«, machte Glokta. Er griff hinter sich und schob sich ein Kissen bequemer zurecht, dann streckte er sich mit einem zufriedenen Grunzen weiter aus.
Wenn man hier in diesem
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