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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2)
Autoren: Joe Abercrombie
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nicht sehr lange leben.«
Nicht ohne Eingeweide.
    »Das erscheint … überaus hart.«
    »Das soll es auch sein. Es war die unmenschlichste Bestrafung, die unseren barbarischen Vorvätern einfiel. War ursprünglich nur für jene vorgesehen, die Hand an königliches Blut zu legen wagten. Wurde, soweit ich weiß, seit über achtzig Jahren nicht mehr angewandt.«
    »Daher auch die große Menschenmenge.«
    Glokta zuckte die Achseln. »Es ist schon seltsam, aber man hat bei Hinrichtungen immer ein sehr großes Publikum. Die Menschen sehen den Tod einfach gern. Es macht ihnen wohl deutlich, dass sie, egal wie arm, niedrig oder schrecklich das eigene Leben geworden sein mag, immerhin noch eines haben.«
    Glokta fühlte, wie ihm jemand auf die Schulter tippte, und sah sich nicht ohne Schmerzen um. Hinter ihm stand Severard. »Ich habe diese Sache erledigt, die mit Vitari.«
    »Hm. Und?«
    Severards Augen glitten misstrauisch zu der neben Glokta stehenden Ardee, dann beugte er sich vor und flüsterte dem Inquisitor ins Ohr: »Ich bin ihr bis zu einem Haus gefolgt, ein Stück hinter Galters Park, bei dem Markt da unten.«
    »Ich kenne die Gegend. Und?«
    »Dort habe ich mal ein bisschen ins Fenster geguckt.«
    Glokta hob eine Augenbraue. »Das macht Ihnen richtig Spaß, nicht wahr? Und was haben Sie dort gesehen?«
    »Kinder.«
    »Kinder?«, fragte Glokta leise zurück.
    »Drei kleine Kinder. Zwei Mädchen und ein Junge. Und was glauben Sie wohl, welche Farbe ihre Haare hatten?«
    Was Sie nicht sagen.
»Doch nicht etwa flammend rot?«
    »Genau wie ihre Mutter.«
    »Sie hat Kinder?« Glokta leckte sich nachdenklich über das Zahnfleisch. »Wer hätte das gedacht.«
    »Ich weiß. Ich hätte ja auch vermutet, die Schlampe hätte ’ne Möse aus Eis.«
    Das erklärt, weshalb sie so bemüht war, wieder aus dem Süden zurückzukehren. Die ganze Zeit über haben die drei Kleinen auf sie gewartet. Der Mutterinstinkt. Wie furchtbar rührend.
Er wischte sich etwas Feuchtigkeit aus seinem brennenden linken Auge. »Gut gemacht, Severard, das kann noch einmal nützlich sein. Was ist mit der anderen Sache? Mit dem Leibwächter des Prinzen?«
    Severard hob seine Maske kurz hoch und kratzte sich darunter, während seine Augen nervös von einer Seite zur anderen huschten. »Das ist ziemlich komisch. Ich habe versucht, ihn zu erwischen, aber … er scheint verschwunden zu sein.«
    »Verschwunden?«
    »Ich habe seine Familie gefragt. Das letzte Mal, dass er zu Hause gesehen wurde, war am Tag, bevor der Prinz starb.«
    Glokta runzelte die Stirn. »Am Tag vorher?«
Aber er war dort … ich habe ihn gesehen.
»Holen Sie Frost und auch Vitari. Besorgen Sie mir eine Liste aller Menschen, die in jener Nacht im Palast waren. Von allen Lords, allen Dienern, allen Soldaten. Ich werde die Wahrheit herausfinden.«
Auf die eine oder andere Art.
    »Hat Sult gesagt, dass Sie das tun sollen?«
    Glokta fuhr scharf herum. »Das hat er mir nicht gesagt. Erledigen Sie es einfach.«
    Severard murmelte etwas, aber seine Worte gingen unter, als der Lärm der Menge plötzlich anschwoll und eine Welle zorniger Schmährufe aufbrandete. Tulkis wurde auf den Richtplatz geführt. Die Ketten an seinen Knöcheln rasselten bei jedem schlurfenden Schritt. Er heulte nicht und klagte nicht und stieß auch kein trotziges Gebrüll aus. Er sah nur ermattet aus und müde, und als ob er Schmerzen litte. Sein Gesicht zeigte leichte Blutergüsse, und auf seinen Armen, Beinen und auf seiner Brust waren zornige rote Flecken zu sehen.
Man kann nun einmal keine heißen Nadeln verwenden, ohne ein paar Spuren zu hinterlassen, aber er sieht recht wohl aus, jedenfalls in Anbetracht der Umstände.
Tulkis war nackt, abgesehen von einem Tuch, das man ihm um die Lenden geschlungen hatte.
Um der empfindsamen Natur der anwesenden Damen Rechnung zu tragen. Dabei zuzusehen, wie einem Mann die Eingeweide herausgerissen werden, ist beste Unterhaltung, aber der Anblick seines Schwanzes wäre natürlich obszön.
    Ein Schreiber trat vor das Schafott und verlas den Namen des Gefangenen, welchen Verbrechens er sich schuldig gemacht und wozu er sich in seinem Geständnis bekannt hatte, und er erklärte auch, welche Strafe nun auf den Gesandten wartete, aber selbst aus dieser Entfernung war er kaum zu verstehen, da die Menge noch immer zornig murmelte und gelegentlich ein wilder Schrei zu hören war. Glokta zog eine Grimasse und bewegte sein Bein langsam hin und her, um die verkrampften Muskeln zu
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