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Feuerherz

Feuerherz

Titel: Feuerherz
Autoren: Jennifer Wolf
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bevor sie sich wieder schlossen und er noch einmal einschlief. Lächelnd rückte ich näher an die beiden Balaurs heran und strich Ilian sanft über den Kopf. Seine Haare waren verschwitzt, doch das störte mich nicht im Geringsten. Mein Freund seufzte leise im Schlaf und auch ich schloss noch einmal die Augen, worauf mich sofort die Bilder der Nacht wieder einholten. Es war, als fühlte ich Ilian wieder in mir – sah in seine fiebrigen Augen und roch seinen würzigen Rauch. Ich atmete tief durch und schlief wieder ein.
    Gegen sechs Uhr hatte Roran dann keine Lust mehr und Kohldampf. Ilian erhob sich wie ein Achtzigjähriger und stolperte hinaus zur Küche. Ich hörte die verschlafene Stimme meines Bruders und das Geschepper von Tassen. Offensichtlich wurde zu dieser unchristlichen Zeit schon Kaffee gekocht. Ich nahm den meckernden Roran auf dem Arm und strich über den kleinen Haarflaum auf seinem Kopf.
    »Komm Mini-Ilian, wir schauen mal, was so geht«, nuschelte ich müde und verließ das Schlafzimmer.
    Kassandra lag noch im Bett, sie hatte aber bereits einen Tablet-PC in der Hand und schien etwas zu lesen. Ilian und Thomas standen vor der kleinen Kochnische und starrten Kaffeemaschine und Fläschchenwärmer an, die sich um die Wette erhitzten und blinkten.
    »Schon was Neues von daheim?«, fragte ich und überging das Guten-Morgen-Ritual.
    Mein Bruder schüttelte den Kopf, aber er sah mich dabei nicht an.
    »Du verheimlichst mir was!«, protestierte ich.
    »Ja«, sagte Kassandra, ohne von ihrem Tablet aufzusehen.
    »Lissy, hör zu«, begann mein Bruder sanft.
    »Wer ist tot?«
    ***
    Liebes Tagebuch,
    Sven hat mir ein wenig leidgetan. Er hatte es noch nie mit einem Drachenweibchen zu tun und ich bin mir ziemlich sicher, dass Audrina ihm mit ihrer Autorität Angst eingejagt hat. Oder wie hatte sie ihn sonst überreden können, uns zu folgen? Was für eine Lüge hatte sie ihm aufgetischt? Diese Fragen waren mir alle erst später eingefallen.
    Mein Nest hat sich in der Nacht verschanzt, als die Jäger angriffen. Im Moment hat der Orden ein Haus heimlich umstellt, so dass keiner der Passanten etwas bemerkt. Ich bete zu Gott, dass sie den Kindern nichts tun.
    Das könnte ich mir nie verzeihen.
    I.

Kapitel 18
    »… Tja, und jetzt heißt es warten«, schloss mein Bruder seinen Bericht über den aktuellen Stand der Lage von Ilians Nest.
    »Und wenn die die Polizei rufen und denen sagen, dass man sie belagert?«, fragte ich und sah durch ein Fenster zu Ilian, der draußen mit Arva telefonierte. Einen kurzen Moment dachte ich, dass er rauchen würde, doch dann wurde mir klar, dass er wirklich qualmte – vor Wut.
    »Die Scharfschützen würden sofort schießen, ob Polizei daneben steht oder nicht.« Thomas musterte genau mein Gesicht und wartete auf eine Reaktion, doch was sollte ich dazu sagen?
    »Da sind Kinder und Unschuldige«, erinnerte ich ihn unnötigerweise.
    »Drachen«, sagte er abfällig und ich war froh, dass Ilian draußen telefonierte und das nicht mitbekommen hatte.
    »Thomas, diese Drachen haben keinem etwas getan.«
    »Würden sie aber, wenn sie die Gelegenheit dazu hätten. Lissy, nicht alle Drachen sind so wie deine Balaurs!«
    Darauf wusste ich wirklich keine Antwort, deswegen schnappte ich mir mein Frühstück, eine Scheibe Toast mit Fleischwurst, und ging hinaus.
    »… Warum wohl nicht, heh?«, knurrte Ilian.
    Ich setzte mich auf eine kleine Bank vor dem Campingwagen und beobachtete ihn, währen ich meinen Toast verdrückte.
    »Weil Milda verdammt noch mal eine Frau ist … Ich weiß nicht mal, ob ich DIR trauen kann, geschweige denn deiner Freundin.« Ilian wurde still, offensichtlich redete Arva auf ihn ein. Die Tatsache, dass sie ihm die Sache mit Audrina verschwiegen hatte, schien ihn schwer getroffen zu haben. »In euren Augen bin ich doch ein Niemand, dem man nicht trauen kann. Ein Mann, ein Minderwertiger. Ich werde den Teufel tun und euch sagen, wo wir sind. Du magst es vielleicht für dich behalten, das kannst du ja offensichtlich ganz gut, aber Milda könnte plappern.« Autsch, da tat er Arva wirklich Unrecht. Sie hatte so viel für ihn auf sich genommen, das hatte sie nicht verdient. Ilian schienen seine Worte plötzlich leid zu tun. »Hör zu Arva«, sprach er deutlich sanfter weiter, »es tut mir leid, aber ich muss an die Sicherheit meiner Mitreisenden denken und im Moment darf ich niemandem trauen, bitte versteh doch.« Ilians Gesicht wirkte verdattert. Er nahm das Handy runter und
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