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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut
Autoren: James Rollins
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entlang. Er stellte sich vor, wie Knochenhände nach ihm griffen, ging aber trotzdem weiter.
    Er musste sich irgendwo verstecken.
    Und es gab nur eine einzige Möglichkeit.
    Der gegenüberliegende Gang …
    Davor aber hatte er Angst.
    Auf einmal trat er mit dem Fuß ins Leere. Beinahe hätte er aufgeschrien – dann machte er sich klar, dass er nur vor der Feuergrube stand. Mit einem kleinen Sprung setzte er darüber hinweg. Er versuchte, sich anhand der Grube zu orientieren, doch das war gar nicht nötig.
    Hinter ihm wurde es hell, der Lichtschein einer Taschenlampe fiel in die Totenkammer.
    Jetzt, da er wieder sehen konnte, rannte er. Als er die Mündung des Gangs erreichte, hörte er hinter sich ein dumpfes Geräusch. Er warf einen Blick über die Schulter.
    Eine Gestalt kam aus dem Gang hervorgerollt und blieb bäuchlings auf dem Höhlenboden liegen. Er konnte die gestickten Federn auf dem Rücken der dunkelroten Jacke erkennen.
    Charlie.
    Trent schlug sich die Hand vor den Mund und flüchtete in die schützende Dunkelheit des Felsentunnels. Mit jedem Schritt wuchs seine Panik.
    Ob sie wissen, dass wir zu zweit waren?
    Der Gang war eben, der Boden geglättet, doch er war viel zu kurz. Nach nur fünf furchtsamen Schritten hatte Trent auch schon die nächste Kammer erreicht.
    Trent tat einen Schritt zur Seite und drückte sich an die Wand. Er versuchte, seinen keuchenden Atem zu dämpfen, denn er hatte das Gefühl, man könne ihn bis in die andere Höhlenkammer hören. Er riskierte einen Blick zurück.
    Jemand mit einer Taschenlampe hatte die erste Kammer betreten. Im unsteten Lichtschein bückte er sich und zerrte den Leichnam seines Freundes an den Rand der Feuergrube. Die Person war allein. Der Mörder kniete nieder, legte die Taschenlampe ab und zog Charlies Leichnam an seine Brust. Der Mann schaute an die Decke, wiegte den Oberkörper und sang etwas in der Sprache der Ute.
    Trent unterdrückte einen Aufschrei, denn er kannte dieses faltige, ledrige Gesicht.
    Charlies Großvater setzte sich eine stahlglänzende Pistole an den Kopf. Trent wandte sich ab, doch er hatte zu langsam reagiert. Der Knall hallte dröhnend wider. Der Schädel des alten Mannes zerbarst in einem Schwall von Blut, Knochen und Gehirnmasse.
    Die Pistole fiel scheppernd auf den Felsboden. Der alte Mann kippte auf den Leichnam seines Enkels, als wollte er ihn noch im Tod beschützen. Sein Arm fiel schlaff herab, traf die abgelegte Taschenlampe und drückte sie herum, sodass sie direkt in Trents Versteck leuchtete.
    Trent fiel vor Entsetzen auf die Knie. Er dachte an die abergläubische Warnung, die Charlies Großvater ausgesprochen hatte: Niemand, der unerlaubt die Höhle des Großen Geistes betritt, kommt lebend wieder heraus.
    Dass sich die Drohung für Charlie bewahrheitet hatte, dafür hatte der Stammesälteste gesorgt. Offenbar hatte er den Diebstahl der Landkarte bemerkt und war ihnen hierher gefolgt.
    Trent schlug die Hände vors Gesicht und atmete zwischen den Fingern hindurch. Er konnte nicht glauben, was er soeben gesehen hatte. Er horchte, ob noch jemand dort draußen war, und wartete geschlagene zehn Minuten.
    Als er sich vergewissert hatte, dass er allein war, richtete er sich auf. Er warf einen Blick über die Schulter. Der Strahl der Taschenlampe fiel in die kleine Höhle und enthüllte, was man vor langer Zeit hier versteckt hatte.
    An der Rückwand der Kammer waren Steinkisten gestapelt, jeweils von der Größe eines Brotkastens. Es sah aus, als wären sie eingeölt und in Baumrinde eingepackt. Was Trents Blicke auf sich lenkte, nahm allerdings die Mitte der Kammer ein.
    Auf einem Granitsockel ruhte ein großer Schädel.
    Ein Totem, dachte er.
    Trent betrachtete die leeren Augenhöhlen, die gewölbte Hirnschale und die über dreißig Zentimeter langen Fangzähne. Vom Unterricht in Altertumsgeschichte wusste er, dass er den Schädel eines Säbelzahntigers vor sich hatte. Trotzdem war er verblüfft vom eigenartigen Zustand des Schädels. Er musste den Mord und den Selbstmord melden – aber auch den entdeckten Schatz.
    Einen Schatz, der keinen Sinn ergab.
    Er stürmte durch den Felstunnel, eilte durch die Mumienkammer und rannte dem Tageslicht entgegen. Am Höhleneingang hielt er inne und dachte an die Warnung, die Charlies Großvater ausgesprochen hatte, an die Folgen, die es haben könnte, wenn ein Eindringling aus der Höhle entkam.
    Dann geht die Welt unter.
    Mit tränenden Augen schüttelte Trent den Kopf. Der Aberglaube
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