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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut
Autoren: Vonda N. McIntyre
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trieb sich selbst voran, bis ihr eigenes Arbeiten alle anderen Geräusche auslöschte. Sie hielt nicht noch einmal an.
    Die Menschen konnten sich auf dem steilen Gelände schneller hinunterbewegen als sie. Sie fürchtete, daß sie ihr weit genug zuvorkommen könnten, um einen Graben auszuheben und ihr so den Weg abzuschneiden. Wenn sie genügend Ausrüstung oder Sprengstoff bei sich hatten, konnten sie sie einkreisen oder mit den Schockwellen einer gezielten Sprengladung einfach töten.
    Wild grabend preßte sie sich voran, und sie spürte, wie die losgewühlte Erde über Schulterpanzer und Rücken glitt, während sie vorwärts kam und den Tunnel hinter ihr ebenso schnell wieder auffüllte, wie sie ihn grub. Dicke, federnde Baumwurzeln reichten zu ihr herab und ließen sie langsamer werden. Sie mußte sich zwischen ihnen und manchmal durch sie hindurchgraben. Wegen ihrer elastischen Konsistenz waren sie schwerer zu durchdringen als massiver Fels. Und es war frustrierender. Mit ihren kraftvollen Klauen konnte Dark Gestein zerschmettern, aber in den Wurzeln verhakte sie sich, und so war sie gezwungen, die zähen Fasern streifenweise zu zerfetzen. Sie wurde jetzt rasch müde und verbrauchte ihren Sauerstoff schneller als sie ihn unter der Erde aufnehmen konnte.
    Wütend schlug Dark nach einer dicken Wurzel. Sie zerfiel vollständig zu einem pulverartigen Holzkohlenstaub. Da der Schwung ihres Schlages nicht auf Widerstand traf, verdrehte er Dark seitwärts in ihrem engen Tunnel. Sie war gefangen. Die Schritte der Menschen erreichten sie fast und hörten dann, ganz überraschend, auf. Den linken Arm nutzlos unter sich eingeklemmt, scharrte sie wie wild mit den Füßen und der freien Klauenhand, bis es ihr gelang, die Erde in der engen Höhle zu lockern und zu verschieben. Schließlich, als sie schon damit rechnete, daß die Menschen jeden Moment anfangen würden, um sie herum zu sprengen, war sie frei.
    Ungeachtet des Schmerzes in ihrer linken Schulter, tief unter ihrem Panzer, setzte sie ihren Weg mit ungeheurer Geschwindigkeit fort. Sie befand sich jetzt unter den toten Bäumen, und die trockene, poröse Erde enthielt nur Wurzeln von Bäumen, die von der Spitze bis tief unter die Erde verbrannt waren, oder solche, die von Insekten und Verfall durchlöchert waren. Über ihr, an der Erdoberfläche, bildeten die umgestürzten Baumstämme ein undurchdringliches Gewirr; deshalb wahrscheinlich hatten die Menschen angehalten. Jetzt konnten sie sie nicht mehr ausgraben.
    Mit Hilfe der zurückkehrenden Echos schätzte Dark die Entfernung bis zu dem Basaltstrom und wühlte sich durch das letzte Stück Erde. Sie wollte unter der Steinbarriere hindurchgraben und auf der anderen Seite in Sicherheit hochkommen. Aber die Echos zeigten, daß das nicht gehen würde. Der Basalt war viel dicker, als sie gehofft hatte. Es war nicht nur ein einzelner Strom, sondern es waren viele, und sie füllten ein tief eingekerbtes Tal – nur die Götter wußten, wie tief. Sie konnte es nicht untergraben, und sie hatte jetzt weder die Zeit noch die Kraft, mitten hindurchzugehen.
    Nicht die nackte Steinwand würde die Menschen von ihr abhalten, sondern die unantastbare Barriere, die die Grenze der Flieger darstellte. Diese mußte sie erreichen. Dark grub angestrengt und verbrauchte ihre letzten Sauerstoffreserven, und dann brach sie am Rande des Lavastroms durch die Erdoberfläche und schob sich auf den harten Boden. Auch unter günstigen Umständen war sie niemals anmutig, und auf der Erde war sie langsam und schwerfällig.
    Keuchend schleppte sie sich vorwärts, ihre Klauen klapperten über den Felsen und hinterließen große Kratzspuren.
    Hinter ihr riefen die Menschen, als ihre Detektoren so laut ansprachen, daß sogar Dark es hörte, und als die Menschen Dark selbst sahen, einige von ihnen zum erstenmal.
    Sie waren sehr nahe. Sie hatten sich schon fast durch das Gewirr der Baumstümpfe hindurchgearbeitet, und wenn sie den festen Boden erreicht hatten, konnten sie sie einholen. Sie kroch weiter, und sie spürte das Gewicht ihres Panzers, wie sie es unter der Erde niemals empfand. Seine Kanten schleiften über den Basalt und hinterließen tiefe Kerben.
    Zwei Flieger landeten sanft wie der Wind, wie Wolfsmilchflaum, wie Blütenstaub. Dark hörte nur das Rascheln ihrer Flügel, und als sie von dem zerklüfteten grauen Felsboden aufsah, standen sie vor ihr und versperrten ihr den Weg.
    Sie war fast in Sicherheit: Sie hatte die Grenze erreicht, und wenn
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