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Feueraugen II. Drei Städte

Feueraugen II. Drei Städte

Titel: Feueraugen II. Drei Städte
Autoren: Alexander Zeram
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diese Musik ist schauerlich genug, wenn man sie aus Lautsprechern in einem gemütlichen Wohnzimmer hört. Aber hier ... mit all den herumstehenden Toten ...!"
    "Vorsicht!" im selben Augenblick reißt Emma Michel zurück. Sowie der begriffen hat, was vorgeht, packt er Emma am Arm und läuft mit ihr in eine Gasse, die von der Hauptstraße wegführt. Dort angelangt, bleiben sie stehen.
    "Sie sind da!" stammelt Michel, als ein Fahnenschwinger auf der Straße erscheint. Diesem folgt ein Trommler, und dann ein Zug von abgekämpften Kriegern in schweren Rüstungen, Lederzeug und Kettenhemden. Sie sind mit Schwertern, Schilden und Speeren bewaffnet - einige scheinen verletzt, andere unversehrt zu sein. Aber alle wirken wie Soldaten, die eine lange und grausame Schlacht letzten Endes doch noch verloren haben.
    Verloren?
    Ein alter Mann lehnt eben noch reglos an einem Masten. Im nächsten Augenblick reißt eben dieser Mann beide Arme hoch und ruft jubelnd irgendeinen Namen, den weder Emma noch Michel verstehen können.
    Wie gewandelt erscheint die ganze Szene. Auch die anderen Toten jubeln den Soldaten zu und ihre Rufe sind ebenso deutlich zu hören, wie der feierlich-festliche Marsch, den eine Militärkapelle jetzt spielt. Der Fahnenschwinger wird von einigen Bürgern auf die Schultern genommen, die Musikanten dahinter erhalten Beifall, und der Zug der jetzt winkenden und stolz einher schreitenden Soldaten wird mit Blumen überschüttet.
    "Was jetzt?" Emma krallt sich an Michel fest und starrt fassungslos hinaus auf die Straße.
    "Sie sind zum Leben erwacht! Alle Toten leben und sie bejubeln ihre heimkehrende Armee - die siegreichen Soldaten!" murmelt Michel vor sich hin.
    "Was mach' ma denn jetzt!" jammert Emma.
    "Wir müssen zuerst einmal herausfinden, ob die uns ebenso sehen können wie wir sie! Falls ja, dann müssen wir schleunigst weg von hier. Baldwin und die anderen sind bestimmt schon wieder vor der Stadt." meint Michel. "Ich gehe jetzt hinaus und mische mich unter die Leute. Wenn man mich sehen kann, dann wird man mich bereits an diesem Pelzmantel als einen Fremden erkennen. Bleib' hier und warte!"
    Schon ist Michel ein paar Schritte von ihr entfernt. Gebannt verfolgt sie, wie er sich Arme schwingend unter die Jubelnden mischt. Plötzlich steht eine Gestalt vor ihr in der engen Gasse. Ein riesenhafter Kerl in leichterer Rüstung hat sie entdeckt.
    "Jetzt ist es soweit!" wimmert Emma und kauert sich neben die Stufen eines Hauseinganges auf den Boden. "Ich muss sterben!"
    "Heh! Du!" der Mann tritt an sie heran und reißt sie unsanft hoch.
    Emma sieht in sein bärtiges Gesicht und denkt sich dabei: 'Wenn's nur rasch vorüber ist!'
    In diesem Augenblick schnellt Michel wie aus dem Nichts hervor und wirft sich auf den Mann. Dieser ist so überrascht, dass er das Gleichgewicht verliert und stürzt. Emma ist von dieser unerwarteten Rettungsaktion so überwältigt, dass sie nicht auf den Gedanken kommt, einzugreifen.
    "Emma ... schnell fort von hier!" Michels Warnruf weckt sie aus ihrer Starre. Er hat dem Soldaten einen kräftigen Hieb versetzt. Dann packt er sie am Arm und zieht sie mit sich in die Gasse hinein.
    "Wohin nur, Michel?" fragt sie.
    "Irgendwohin ... nur weg! Auf Fremde scheint man hier nicht gerade gewartet zu haben. Ich bin grad noch mal davon gekommen, als man mich bemerkt hat."
    Sie stürmen davon und erreichen einen kleinen, von Torbögen umgebenen Platz mit einem Brunnen, auf dem kein Mensch zu sehen ist.
    "So ein Glück! Alle bejubeln die heimkehrenden Soldaten. Da können wir uns mit etwas Geschick retten. Weiter, Emma ... schneller!" Michel zieht die vor Schreck immer noch wie Erstarrte hinter sich her.
    In einer engen Gasse will er kurz anhalten, um Emma Gelegenheit zum Verschnaufen zu geben. Da hören sie hinter sich Gerassel, Rufe und Getrampel. Jetzt weiß er, dass man ihnen auf den Fersen ist und er treibt Emma weiter an.
    "Na, wartet! - Jetzt verpasse ich euch aber ein Ding!" Michel zieht seine Pistole, die er unter dem Pelzmantel getragen hat. Er zielt auf den ersten der Verfolger - doch kein Knall erfolgt, die Verfolger kümmern sich nicht um Michels Versuche, die Pistole zu betätigen ... denn es ist aussichtslos.
    "Wie die Uhren! Nichts funktioniert hier!" flucht Michel und sieht endlich ein, dass sie nur noch ihre Beine retten können. Sie müssen einfach schneller sein als die Verfolger.
    Atemlos hetzen sie eine bergauf führende Straße entlang. Sie fühlen, dass der Punkt immer näher
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