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Feuer und Eis

Feuer und Eis

Titel: Feuer und Eis
Autoren: Carol Marinelli
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im Schrank zu hocken. Du wolltest die Wahrheit wissen? Dann hör gut zu. Nachdem ich den Kerl niedergeschlagen habe, bin ich in den Wagen gestiegen. Ich wollte nur noch fort von ihm, von meinen Eltern, von dieser Hölle. Auf dem Weg ins Krankenhaus habe ich die Kontrolle über den Wagen verloren.“
    Xante streckte die Hand nach ihr aus, um ihr Trost zu spenden.
    „Nicht!“, fuhr sie ihn an. Wut, Schmerz, Trauer und Scham, all die seit Jahren unterdrückten Gefühle drängten mit Macht an die Oberfläche. „Du musstest ja nachbohren! Jetzt hast du deine kostbaren Antworten! Aber deine Quelle hat eines falsch verstanden. Nicht ich bin in die Entzugsklinik gegangen, sondern meine Mutter. Sie fühlte sich so schuldig, dass sie es tatsächlich geschafft hat, drei ganze Monate nüchtern zu bleiben.“
    „Karin …“
    „Furchtbar, nicht wahr?“, fauchte sie. „Furchtbar, sich diesen ganzen Mist anhören zu müssen. Aber glaub mir, es ist schlimmer, diejenige zu sein, die sich jeden Tag daran erinnert. Ich habe Jahre gebraucht, um überhaupt wieder jemandem mein Vertrauen schenken, Jahre, um eine Beziehung eingehen zu können. David war ein netter Mensch. Nett genug, dass ich mich sicher fühlte, um ihm einen Teil meiner Vergangenheit zu erzählen. Er war nett genug zu sagen, dass die Narben auf meiner Brust ihn bestimmt nicht stören würden, wenn ich sie ihm zeigte …“
    Ein Schrei bildete sich in ihrem Innern und wollte nach draußen. Xante spürte ihre Qual. Doch er hatte jedes Recht verloren, sie trösten zu dürfen. Wenn er sie jetzt berührte, würde sie ihn schlagen. Seine Strafe bestand darin, still sitzen bleiben zu müssen und ihr zuzuhören.
    „Das Problem war nur, dass sie ihn natürlich doch gestört haben – so sehr, dass er mich verlassen hat!“
    „Karin, das wusste ich nicht!“
    „Tja, jetzt weißt du es.“
    „Lass mich dir helfen.“
    „Mir helfen?“ Sie stieß einen wütenden Laut aus, der fast wie ein Lachen klang. „Ich wollte es dir sagen. Ich fing gerade an, dir zu vertrauen.“ Sie deutete mit einem Finger auf ihn. „Du stolzierst wie ein griechischer Gott mit deinen perfekten Moralvorstellungen durch die Gegend, mit deinen anspruchsvollen Standards … aber nur so lange, wie es dir passt!“ Sie wütete wie eine hysterische Frau, aber das kümmerte sie nicht. Es fühlte sich unglaublich gut an, nicht auf ihre Worte achten zu müssen. „Du sammelst Trophäen und gibst sie als deine eigenen aus. Mein Großvater hat für diese Rose geblutet. Er hat Rugby gelebt und geatmet. Für sein Land hat er alles gegeben. Er hatte zwei Jobs und ist trotzdem jeden Tag zum Training gegangen. Du … du wedelst nur mit deinem Geld und kaufst alles und jeden … so wie mich. Und jetzt bin ich plötzlich nicht mehr gut genug? Weißt du was, Xante? Ich will überhaupt nicht die hübsche Vorzeigeblondine an deiner Seite sein. Ich will nicht wie deine Devotionalien ausgestellt werden, damit andere dich bewundern können.“
    „Das bist du nicht.“
    „Ich war es.“
    „Nein.“ In dieser Hinsicht war er sich vollkommen sicher. „Karin, ich wollte immer an dich glauben. Du bist wütend auf mich, weil du denkst, deine Vergangenheit geht mich nichts an. Aber ich sorge mich um dich, weil du mir wichtig bist.“
    Karin stand nur da, erschöpft von ihrem Geständnis und viel zu müde, um zu kämpfen. „Geh einfach.“
    „Komm endlich von deinem hohen Ross herunter und hör auf, mir vorzuwerfen, ich hätte dich zur Wahrheit gezwungen. Schon als ich das erste Mal mit dir geschlafen habe, hatte ich ein Recht, diese Wahrheit zu erfahren.“
    „Es war leichter für mich, als du sie nicht kanntest.“
    „Für mich aber nicht“, erwiderte er wütend. „Ich hätte alles viel früher wissen sollen. Was ist?“, fuhr er sie an, als er ihre verschlossene Miene sah. „Darf ich mir keine Sorgen um dich machen?“
    „Geh einfach, Xante.“ Sie sah, wie er zusammenzuckte, aber sie wollte wirklich, dass er ging. Wollte zurück auf ihr selbstherrliches hohes Ross. Dort oben fühlte sie sich zumindest sicher. „Geh zurück in dein Hotel. Bestimmt triffst du dort eine andere nette Frau, die du deiner Sammlung hinzufügen kannst. Jemand, der nicht ganz so viel Arbeit erfordert wie ich.“
    Xante wandte sich um, dann änderte er seine Meinung.
    „Zu deiner Information. Als Casanova war ich nicht sonderlich gut. Ich habe jede dieser Frauen angebetet. Jede einzelne, weil ich gehofft habe, irgendwann zu lernen, wie
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