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Feuer und Eis

Feuer und Eis

Titel: Feuer und Eis
Autoren: Carol Marinelli
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immer getan. Es war nicht Eitelkeit, die sie diese Schlussfolgerung ziehen ließ. Die Menschen erkannten ihr Gesicht und ihren Namen, auch wenn sie sich nicht aufstylte. Aber jetzt, mit Hochsteckfrisur und perfektem Make-up, musste sie sich eingestehen, dass sie gut aussah. Sogar attraktiv. Vielleicht auch sexy …
    Es waren nicht die Blicke der anderen, die ihr Sorgen bereiteten, sondern ausschließlich Xantes.
    Noch nie hatte sie eine so intensive Anziehungskraft gespürt. Selbst David, mit dem sie mehrere Monate ausgegangen war, hatte sie nicht derart berührt. Schon ganz am Anfang, vor der unseligen Episode mit der Rose, als Xante sie angesprochen hatte, hatte sie eine Kraft verspürt, die ihr selbst jetzt, Stunden später, noch immer den Atem raubte.
    Karin zwang die Schmetterlinge, die aufgeregt in ihrem Magen flatterten, zur Ruhe und schlüpfte in das Höschen aus feiner Spitze und den halterlosen BH, die die Boutique in weiser Voraussicht ebenfalls geschickt hatte. Es war wunderschöne Unterwäsche, hauchzarter rosa Stoff mit schwarzer Spitze, verziert mit aufgestickten Perlen. Trotzdem hasste Karin das Ensemble. Die Zartheit der Wäsche betonte nur das hässliche Narbengewebe unterhalb ihrer Brüste, unansehnliche Hautwülste, wo das heiße Metall des Wagens ihr Fleisch verbrannt hatte. Die Ärzte hatten ihr gesagt, dass man, sobald die Wunden verheilt waren, etwas gegen die Narben tun konnte … nur war nie etwas unternommen worden.
    Ihre Eltern hätten den Unfall am liebsten völlig vergessen, weshalb Karin ihren Körper nie wieder jemandem zeigte, um den Albtraum nicht noch einmal durchleben zu müssen. Es war viel einfacher, die Narbe zu verstecken und so zu tun, als existierte sie gar nicht.
    Das Problem war nur, dass sie eben doch da waren.
    Und ganz gleich, was die Selbsthilfebücher über das Thema sagten – dass sie sich lieben sollte, dass ein Mann, der sie wirklich liebte, sie mit all ihren Fehlern und Makeln akzeptierte –, es hatte nicht funktioniert. David hatte sie ihr Vertrauen geschenkt. Ihm hatte sie von ihrer Vergangenheit erzählt, weil er darauf bestanden hatte. Sogar die Narbe hatte sie ihm gezeigt. Und er hatte ihr versichert, dass sich nichts zwischen ihnen ändern würde. Aber natürlich hatte sich alles verändert.
    Sobald sie auch nur angedeutet hatte, intimere Zärtlichkeiten austauschen zu wollen, hatte er sie unmissverständlich zurückgewiesen.
    Schließlich hatten Karin und ihr schneidiger Offizier sich, wie die Zeitungen es ausdrückten, in aller Freundschaft getrennt. Nur die frischen Narben, die David ihrer Seele zugefügt hatte, waren alles andere als freundschaftlich. Tiefe emotionale Wunden, die ebenso schmerzten, wie die auf ihrem Körper seit all den Jahren.
    Eine dicke Träne lief ihr über die Wange. Rasch wischte Karin sie fort, damit sie ihr Make-up nicht ruinierte. Niemand durfte auch nur ahnen, dass ihr Leben alles andere als perfekt war.
    Um Emilys willen.
    Sie schlüpfte in das Kleid. Der rote Samt brachte ihre Kurven zur Geltung, die im Nacken geknoteten Bänder hoben ihren Busen leicht an. Von ihrem Dekolleté wurde nur wenig präsentiert, doch da die Arme frei blieben, fühlte sie sich seltsam nackt.
    Pünktlich um sieben klopfte es an der Tür. Karin stockte der Atem. Ein fremdartiges Gefühl schlich sich in ihren Magen. Ihre Aufregung machte sie wütend. Es war ihr nie leichtgefallen, einem Mann in die Augen zu schauen – nur in Xantes wollte sie blicken, und das jagte ihr Angst ein. Seine sinnlich nachdenkliche Aura half auch nicht, ihre Nerven zu beruhigen; fast vermeinte sie, das Testosteron in der Luft riechen zu können. Karin war klar, dass trotz Luxussuite und Designeranzug Xante zu den bösen Jungs gehörte, die nur nach außen hin wie gute wirkten.
    Sie griff nach einer kleinen, mit glitzernden Steinen verzierten Tasche, ließ ihr Lipgloss hineinfallen und schenkte Xante ein strahlendes Lächeln. „Okay, bringen wir es hinter uns.“
    „Karin …“ Seine samtige Stimme, der starke Akzent, ließen ihr Inneres schmelzen und verwandelten sie in ein einziges Nervenbündel. Doch es gelang ihr, ihre Nervosität zu verbergen und einen kühlen Ausdruck in ihren Blick zu legen. „Wir können einen langen fruchtbaren Abend verbringen, indem wir uns unaufhörlich Beleidigungen an den Kopf werfen, oder wir können zumindest versuchen, die Zeit miteinander zu genießen.“
    Sie nickte knapp.
    „Eine Sache noch … die Öffentlichkeit denkt, wir sind
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