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Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns

Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns

Titel: Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns
Autoren: Susannah Calahan
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und gab mir die Anweisung, alle Kleidung und jeglichen Schmuck abzulegen, damit diese das Gerät nicht stören könnten. Nachdem er gegangen war, zog ich mich aus, faltete meine Klamotten zusammen, zog meinen Glück bringenden Goldring ab und legte ihn in ein Schließfach. Der Ring war ein Geschenk meines Stiefvaters zum Studienabschluss – er war aus 14-karätigem Gold mit einem schwarzen Hämatit und Katzenauge, von dem einige Kulturen glauben, er könne böse Geister abwehren. Der MTRA erwartete mich vor dem Umkleidebereich, lächelte und führte mich in den MRT-Raum, wo er mir auf die Untersuchungsliege half, einen Helm aufsetzte, eine Decke über meine bloßen Beine legte und dann hinausging, um die Untersuchung aus einem gesonderten Raum zu überwachen.
    Nach einer halben Stunde, während der ich in dem Gerät wiederholtes, sehr nahes Dröhnen aushalten musste, hörte ich entfernt die Stimme des MRTA: »Gut gemacht. Wir sind fertig.«
    Die Liege fuhr aus dem Gerät, ich nahm den Helm ab, schob die Decke weg und stand auf, wobei ich mich, nur mit dem Klinikkittel bekleidet, unangenehm exponiert fühlte.
    Der MRTA grinste mich an und lehnte sich gegen die Wand. »Was machen Sie denn beruflich?«
    »Ich bin Zeitungsreporterin«, antwortete ich.
    »Oh yeah, bei welcher?«
    »Bei der New York Post .«
    »Nee oder?! Noch nie zuvor bin ich einem echten Reporter begegnet«, sagte er, während wir zurück zum Umkleideraum gingen. Ich antwortete nicht, zog mich so schnell es ging wieder an und eilte zu den Aufzügen, um ein weiteres Gespräch mit dem MTRA zu vermeiden, dessen Flirtversuch mir lästig war. Eine MRT-Untersuchung ist zwar unangenehm, aber man merkt weiter nichts davon. Irgendetwas an diesem Arztbesuch, insbesondere der unschuldige Austausch mit dem MRTA, beschäftigte mich jedoch noch lange nach dem Termin, fast so wie das Gemälde Carota . Mit der Zeit nahm das leichte Flirten des MRTA im Rückblick eine merkwürdige Böswilligkeit an, die ausschließlich meinem aufgewühlten Gehirn entsprang.
    Erst Stunden später, als ich untätig meinen Ring an meiner weiterhin tauben linken Hand drehen wollte, bemerkte ich das wirkliche Unglück dieses beunruhigenden Tages: Ich hatte meinen Glücksring in dem Schließfach vergessen.
    ~
    »Ist es schlimm, dass meine Hand die ganze Zeit über kribbelt?«, fragte ich Angela am nächsten Tag in der Arbeit wieder. »Ich fühle mich taub und gar nicht wie ich selbst.«
    »Meinst du, du hast eine Grippe?«
    »Ich fühle mich schrecklich. Ich glaube, ich habe Fieber«, antwortete ich, auf meinen unberingten linken Finger blickend. Meine Übelkeit passte zu meiner Unruhe wegen des Rings. Sein Fehlen machte mich ganz verrückt, aber ich hatte nicht den Nerv, in der Praxis anzurufen und zu erfahren, dass er weg sei. Stattdessen klammerte ich mich völlig irrational an die leere Hoffnung: Es ist besser, es gar nicht zu wissen , überzeugte ich mich selbst. Ich wusste auch, dass ich zu krank war, um später am Abend zu dem Auftritt von Stephens Band, den Morgues, in einer Bar in Greenpoint, Brooklyn, zu gehen, wodurch ich mich noch schlechter fühlte. Angela, die mich betrachtete, meinte: »Du siehst nicht sehr fiebrig aus. Soll ich dich nicht besser nach Hause bringen?«
    Normalerweise hätte ich ihr Angebot abgelehnt, besonders weil wir Freitagabend und Redaktionsschluss hatten, was uns in der Regel bis 22 Uhr oder länger im Büro hielt, aber mir war so übel, ich fühlte mich so krank und elend, dass ich mich nach Hause begleiten ließ. Der Weg, für den ich normalerweise fünf Minuten brauchte, dauerte an diesem Abend eine halbe Stunde, weil ich praktisch nach jedem zweiten Schritt wegen eines trockenen Würgereizes stehen bleiben musste. Als wir in meiner Wohnung angelangt waren, bestand Angela darauf, dass ich meinen Arzt anriefe, um etwas zu erfahren. »Das ist nicht normal. Dafür bist du einfach zu selten krank«, meinte sie.
    Ich wählte die Nummer der Hotline, die außerhalb der Sprechzeiten galt, und bekam bald einen Rückruf meines Gynäkologen, Herrn Dr. Rothstein.
    »Ich kann Ihnen mitteilen, dass wir gute Neuigkeiten haben. Das MRT von gestern war normal. Und wir haben die Möglichkeit ausgeschlossen, dass Sie einen Schlaganfall oder ein Blutgerinnsel hatten, beides Dinge, über die ich ehrlich gesagt wegen der Empfängnisverhütung besorgt war.«
    »Das ist großartig.«
    »Ja, aber ich bitte Sie, die Empfängnisverhütung weiterhin abgesetzt zu lassen, nur um
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