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Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns

Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns

Titel: Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns
Autoren: Susannah Calahan
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sicherzugehen«, fuhr er fort. »Das Einzige, was das MRT gezeigt hat, war eine kleine Vergrößerung einiger Lymphknoten im Nacken, was mich vermuten lässt, dass es sich um ein Virus handelt. Möglicherweise Pfeiffer’sches Drüsenfieber (Mononukleose), allerdings sind die Ergebnisse der Blutuntersuchung noch nicht da, um dies nachzuweisen.«
    Ich musste laut lachen. Mono – Pfeiffer’sches Drüsenfieber – als über 20-Jährige! Als ich eingehängt hatte, schaute Angela mich erwartungsvoll an. »Mono, Angela. Mono.«
    Die Spannung wich aus ihrem Gesicht und sie lachte. »Das ist doch nicht dein Ernst? Du hast die Kusskrankheit. Bist du 13 oder was?«

Kapitel 4
The Wrestler
    M ono. Es war eine Erleichterung, ein Wort für das zu haben, was mich quälte. Ich den verbrachte Samstag im Bett und bedauerte mich selbst, sammelte aber genügend Kraft, um am nächsten Abend mit Stephen, seiner ältesten Schwester Sheila und ihrem Mann Roy eine Ryan-Adams-Show im benachbarten Montclair zu besuchen. Vor der Show trafen wir uns in einem dortigen Irish Pub, wo wir im Essbereich unter einem tief hängenden antiken Kronleuchter saßen, der kleine Lichtbündel ausstrahlte. Ich bestellte Fish and Chips, obgleich mir alleine das Foto von dem Gericht Übelkeit verursachte. Stephen, Sheila und Roy machten Small Talk, während ich stumm danebensaß. Ich hatte Sheila und Roy noch nicht oft gesehen und hasste es, mir vorzustellen, welchen Eindruck ich wohl auf sie machte, konnte mich jedoch nicht aufraffen, mich am Gespräch zu beteiligen. Sie müssen denken, dass ich keinerlei Persönlichkeit habe. Als mein Essen kam, bedauerte ich sofort, es bestellt zu haben. Der Kabeljau, in einer dicken Hülle aus Backteig, schien zu glänzen. Das Fett auf der Oberfläche glitzerte im Licht des Kronleuchters. Auch die Pommes sahen entsetzlich fettig aus. Ich schob das Essen auf dem Teller herum und hoffte, niemand würde bemerken, dass ich tatsächlich gar nichts davon aß.
    Wir kamen frühzeitig zu der Show, die Konzerthalle war jedoch bereits sehr voll. Stephen wollte möglichst nah an der Bühne sein, daher schob er sich durch die Menge nach vorne. Ich versuchte, ihm zu folgen, aber als ich mich weiter in die Menschenmasse vorschob, wurde mir schwindlig und übel.
    Ich rief Stephen zu: »Ich kann das nicht!«
    Stephen gab seinen Einsatz auf und kam zurück zu mir ans Ende des Saales, wo ich mich gegen eine Säule lehnen musste, um mich auf den Beinen halten zu können. Meine Handtasche fühlte sich an, als wiege sie an die 20 Kilo und ich mühte mich damit ab, sie über meine Schulter gehängt zu tragen, da nicht genügend Platz war, um sie auf den Boden zu stellen.
    Die Hintergrundsmusik wurde lauter. Ich mag Ryan Adams und versuchte mitzujubeln, aber meine Hände brachten nur ein schwaches Klatschen zustande. Hinter der Band hingen zwei etwa eineinhalb Meter große Neonlampen, die ihr blaurosa Licht in mein Blickfeld strahlten. Ich spürte den Puls der Menge. Ein Mann links neben mir zündete sich einen Joint an, der süßliche Geruch des Rauchs verursachte mir Brechreiz. Der Atem des Mannes und der Frau hinter mir strichen heiß über meinen Nacken. Ich konnte mich nicht auf die Musik konzentrieren. Die Show war eine Tortur.
    Anschließend quetschten wir uns in Sheilas Auto, damit sie uns zurück zu Stephens Wohnung in Jersey City fuhr. Die drei unterhielten sich darüber, wie fantastisch die Band gewesen war, aber ich blieb schweigsam. Meine Schüchternheit erschien Stephen befremdlich; ich war sonst nicht der Mensch, der seine Meinung für sich behält.
    »Hat dir die Show gefallen?«, fragte Stephen, der mich anstupste und nach meiner Hand griff.
    »Ich kann mich nicht wirklich daran erinnern.«
    ~
    Nach diesem Wochenende ging ich drei Tage nicht zur Arbeit. Das ist für jeden viel, besonders jedoch für einen Reporter-Neuling. Selbst wenn ich bis vier Uhr morgens für die Post im Einsatz war, um einen Artikel über die Klubs des Meatpacking District zu schreiben, war ich wenige Stunden später immer pünktlich im Büro. Ich hatte mich noch nie krankgemeldet.
    Schließlich beschloss ich, meiner Mutter von der Diagnose zu erzählen, die sehr bekümmert war, als ich ihr von der Taubheit erzählte, vor allem weil diese nur auf einer Körperseite auftrat. Ich versicherte ihr, das sei nur wegen der Mononukleose. Mein Vater schien am Telefon weniger besorgt, als ich jedoch den dritten Tag nicht arbeiten ging, bestand er darauf, nach
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