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Feuer auf See

Feuer auf See

Titel: Feuer auf See
Autoren: Jack London
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Augenblick später. »Die verdammte Strömung treibt Schindluder mit einem alten Seemann.«
    »Die alten Seefahrer nannten die Paumotus den gefährlichen Archipel«, sagte McCoy, als sie wieder bei der Hütte standen. »Gerade diese Strömung war zum Teil schuld an dem Namen.«
    »Ich sprach mal mit einem Matrosen in Sydney«, sagte Mr. König. »Er hatte die Paumotus befahren. Er sagte mir, die Versicherungsprämie sei achtzehn Prozent. Stimmt das?«
    McCoy nickte lächelnd.
    »Wenn man überhaupt eine Versicherung bekommen kann«, erklärte er. »Die Reeder schreiben ihre Schoner jedes Jahr mit zwanzig Prozent ab.«
    »Mein Gott!« stöhnte Kapitän Davenport. »Das bedeutet für einen Schoner eine Lebensdauer von nur fünf Jahren!« Er schüttelte traurig den Kopf und murmelte: »Schlechtes Fahrwasser, schlechtes Fahrwasser!«
    Wieder gingen sie in die Kajüte, um die große Hauptkarte zu befragen; aber der giftige Rauch trieb sie hustend und keuchend an Deck.
    »Hier ist die Moerenhoutinsel.« Kapitän Davenport wies auf die Karte, die er auf der Hütte ausgebreitet hatte. »Sie kann nicht mehr als hundert Meilen in Lee liegen.«
    »Hundertundzehn.« McCoy schüttelte zweifelnd den Kopf. »Vielleicht geht es, aber es ist sehr schwer, Ichkönnte Sie dort nicht auf den Strand bringen, möglicherweise aber auf das Riff setzen. Ein schlechter Platz, ein sehr schlechter Platz.«
    »Wir wollen unser Glück versuchen«, entschied Kapitän Davenport, und dann machte er sich daran, den Kurs zu setzen.
    Früh am Nachmittage wurden die Segel verringert, um zu vermeiden, daß sie nachts vorbeiliefen, und in der zweiten Hundewache zeigte die Mannschaft Spuren von wiederkehrender Heiterkeit. Das Land war so nahe, am Morgen waren ihre Sorgen vorbei.
    Doch der Morgen brach klar an mit einer strahlenden Tropensonne. Der Südostpassat war nach Osten umgeschlagen und trieb die ‘Pyrenees’ mit einer Fahrt von acht Knoten durch das Wasser. Kapitän Davenport arbeitete sein Besteck aus und verkündete dann, daß die Moerenhoutinsel nicht mehr als zehn Meilen entfernt sei. Die ‘Pyrenees’ machte die zehn Meilen und noch zehn Meilen dazu, und die Ausguckleute auf den drei Mastspitzen sahen nichts als das bloße, sonnenbeschienene Meer.
    »Aber das Land muß da sein«, schrie Kapitän Davenport ihnen von der Hütte aus zu.
    McCoy lächelte besänftigend, aber der Kapitän blickte um sich wie ein Verrückter, ergriff seinen Sextanten und machte eine Chronometeraufnahme.
    »Ich wußte ja, daß es stimmt«, schrie er, als er mit der Beobachtung fertig war. »Einundzwanzig, fünfundzwanzig, Süd; einunddreißig, sechs, zwei, West. Da haben Sie’s. Noch acht Meilen in Luv. Was haben Sie ausgemacht, Mr. König?«
    Der erste Steuermann sah auf seine eignen Zahlen und sagte mit leiser Stimme:
    »Einundzwanzig, fünfundzwanzig, stimmt; aber meine Länge ist einunddreißig, sechs, achtundvierzig. Das bringt uns beträchtlich leewärts – –«
    Doch Kapitän Davenport mißachtete seine Zahlen mit so verächtlichem Schweigen, daß Mr. König mit den Zähnen knirschte und innerlich wild fluchte.
    »Abfallen!« befahl der Kapitän dem Manne am Steuer. »Drei Striche – recht so!«
    Dann machte er sich wieder ans Rechnen und revidierte seine Zahlen. Der Schweiß lief ihm übers Gesicht. Er biß sich auf den Schnurrbart, auf die Lippen, zernagte den Bleistift und starrte die Zahlen an, als sähe er einen Geist vor sich. Plötzlich zerknitterte er mit einem wütenden Kraftausbruch das beschriebene Papier in seiner Hand und zertrat es. Mr. König grinste zur Vergeltung und wandte sich ab, während Kapitän Davenport sich gegen die Hütte lehnte und eine halbe Stunde lang kein Wort sprach, sondern sich damit begnügte, mit einem Ausdruck von Hoffnungslosigkeit nach Lee zu starren.
    »Mr. McCoy«, unterbrach er unvermittelt das lästige Schweigen. »Die Karte gibt eine Inselgruppe an, zeigt aber nicht, wie viele es sind. Da oben nach Nord oder Nordnordwest, etwa vierzig Meilen von uns – die Acteoninseln. Wie ist es mit denen?«
    »Es sind vier, alle niedrig«, antwortete McCoy. »Die erste nach Südosten ist Matueri – keine Bevölkerung, keine Einfahrt in die Lagune. Dann kommt Tenarunga. Da pflegte ein Dutzend Menschen zu leben, aber sie mögen jetzt alle weg sein. Jedenfalls gibt es dort keine Einfahrt für ein Schiff – nur für Boote. Die beiden andern sind Vehauga und Teuararo. Keine Einfahrt, keine Bevölkerung, auch sehr niedrig. Da
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