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Fettnaepfchenfuehrer Italien

Fettnaepfchenfuehrer Italien

Titel: Fettnaepfchenfuehrer Italien
Autoren: Sandro Mattioli
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semplice« . In den vergangenen Jahren finden sich auch öfter Vollkornhörnchen in den Vitrinen der Bars.
    Wenn zu Hause gefrühstückt wird, werden häufig biscotti , also Kekse, gegessen. Die gibt es in Kilopackungen in jedem Supermarkt. Viele Italiener gehen aber nüchtern aus dem Haus und frühstücken in der Bar. Und damit das so bleibt, halten die Barista den Preis dafür niedrig: Meist kosten ein Cappuccino und ein Cornetto nicht mehr als zwei Euro. Italiener sehen den Espresso preis aber trotzdem als hoch an, selbst wenn ihr Caffè weniger als einen Euro kostet.
    Erstaunlich ist, dass es in italienischen Supermärkten auch Cornetti aus der Fabrik gibt. Sie sind einzeln in Plastiktüten verpackt. Oder besser, erstaunlich ist, dass diese gekauft werden: sie sind oft viel zu weich, schmecken nach Gummi und sind sicher ungesund. Wobei das in Italien noch nie ein entscheidendes Kriterium für Essen war.
    Was können Sie besser machen?
    Grundsätzlich war Franziskas Gedanke, ihre Mitbewohnerin einzuladen, goldrichtig. Denn was in Italien gar nicht gut ankommt, ist etwa ein Abendessen oder ein Brunch unter Freunden zu organisieren und dann die Kosten umzulegen. Will man nicht die komplette Gruppe verköstigen, kann man die einzelnen Zutaten vorher aufteilen und mitbringen lassen, das geht völlig in Ordnung. Am besten aber laden Sie die Menschen, die Ihnen wirklich etwas bedeuten, zu einem guten Essen ein. Das zählt mehr.

Wie Franziska sich plötzlich extrem begehrt fühlt
    Reden ist Silber, Schweigen ist Gold, wenn man angemacht wird
    Franziska war wie erschlagen. Ihr bot sich eine Riesenauswahl, was sie tun könnte: Die wunderbare Deckenbemalung von Sant‘Ignazio anschauen, doch lieber die Kunstgalerie in der Villa Borghese, die kleine tolle Kirche Santa Maria della Vittoria mit der zu lüstern geratenen Heiligen Theresa des Bildhauers Bernini oder doch das Kolosseum von innen? Es war das große Problem, das Rom mit sich brachte: Man musste wählen. Tagtäglich. Nehme ich den Kaffee in dieser Bar oder doch lieber da drüben? Fahre ich mit dem Bus und weiß nicht, wann er kommt oder nehme ich die Metro, die einen Fußweg mit sich bringt, dafür aber auch alle paar Minuten fährt? Franziska wusste zwar sehr wohl, dass jede Großstadt ein Überangebot mit sich brachte, doch hier war es ihr anschaulich geworden.
    Die ganz großen Touristenattraktionen hatte sie gleich an den ersten Tagen abgeklappert. Franziska beschloss, auf ihren Bauch zu hören, der schwer war, da quasi mit einem doppelten Frühstück gefüllt. Sie hatte für Giulia mitgegessen. Ihr Bauch sagte Bewegung. Mit einem Stadtspaziergang wollte Franziska wenigstens ein paar Kalorien wieder loswerden.
    Die ersten wichtigen Aufgaben hatte sie in den vergangenen Tagen bereits hinter sich gebracht: die Aufenthaltserlaubnis, der permesso di soggiorno , war eingeholt, selbstverständlich mit Nummernziehen, sie war immatrikuliert und hatte auch ihre Wohngegend bereits erkundet. Franziska hatte immer gedacht, dass Deutschland ein durchbürokratisiertes Land sei. In Italien hatte sie erfahren, dass Bürokratie im Verbund mit Arbeitsunlust und Unorganisiertheit erst die wahre Herausforderung ist. Sie konnte sich also etwas Müßiggang leisten.
    Die Sonne erfüllte die Stadt vor dem Fenster mit einem magischen Herbstlicht, es war warm, aber nicht so heiß wie noch vor einigen Tagen, ein traumhafter Septembertag. Franziska hätte sogar ans Meer fahren könne, sie hielt es aber für dringlicher, ihre temporäre Heimat besser kennenzulernen, immerhin waren es bis zum Meer ja rund dreißig Kilometer. Sie zog den knielangen grünen Rock an, den sie kürzlich auf dem Gebrauchtkleidermarkt in der Via Sannio unweit ihrer Wohnung erstanden hatte, schulterte ihren Rucksack und zog die Tür hinter sich zu.
    San Giovanni in Laterano war einst die wichtigste Kirche in Rom, damals, als der Papst noch nicht im Vatikan wohnte und arbeitete. Franziska ging aber ohne sie sonderlich zu beachten an dem großen weißen Portal vorüber, und auch der Obelisk war ihr egal. Formal war San Giovanni in Laterano zwar immer noch die wichtigste Kirche, in der Wahrnehmung der Menschen hatte sie diese Rolle aber an den Petersdom verloren. Das Kolosseum kannte Franziska schon, und als sie über die Via die Fori Imperiali schlenderte, die wie das Rollfeld eines Flughafens auf das heutige Stadt- und Staatszentrum zuführte, fragte sie sich, wie früher wohl so ein Riesenreich wie das Römische
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