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Fettnaepfchenfuehrer Italien

Fettnaepfchenfuehrer Italien

Titel: Fettnaepfchenfuehrer Italien
Autoren: Sandro Mattioli
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Franziska ihre Mitbewohnerin zum Frühstück einlädt
    Minimalismus am Morgen, sonst bringt‘s Kummer und Sorgen
    Als Franziska fünf Tage später von der Universität nach Hause kam – sie hatte sich endlich immatrikuliert – hörte sie bereits von draußen, dass sie nicht mehr alleine war. Musik klang gedämpft durch die Tür, dazu bemühte sich eine Frauenstimme, englisch zu singen: »Dahda dada dada dah! Should I staya should ai go« . Franziska freute sich, künftig Gesellschaft zu haben.
    Kurze Zeit, nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, wurde die Musik leiser und eine Frau mit langen blonden Haaren und einer leichten Hakennase stürmte aus dem Zimmer gleich links.
    »Du musst Francesca sein, richtig? Herr Battaferro hat Dich angekündigt.«
    »Si , das bin ich«, sagte Franziska und nickte.
    »Herzlich willkommen«, sagte ihre Mitbewohnerin und umarmte sie. Franziska erwiderte die Umarmung überrascht.
    »Und Du, wer bist Du?«
    »Ich heiße Giulia. Sprichst Du italienisch?«
    »Ein bisschen schon, ja«, antwortete Franziska. »Sonst hätte ich Dich ja nicht verstanden.« Franziska, ohnehin schon gut gelaunt, musste lachen. Giulia lachte mit.
    »Ich hoffe, Dir gefällt Dein Zimmer«, sagte Giulia.
    Natürlich war Franziskas Zimmer nicht so gemütlich eingerichtet wie die ihrer Mitbewohnerinnen. Franziska hatte sich erlaubt, in jedes der Zimmer einen Blick zu werfen. Bei Giulia hingen bunte Tücher an der Wand, was dem Raum mit dem harten, gekalkten Weiß an der Decke und dem Steinboden etwas Wärme gab. In Franziskas Zimmer standen ein Bett, ein Schrank, ein Stuhl und ein Regal, alles aus weiß beschichteten Spanplatten, alles billig aus einem Möbel-Mitnahme-Markt. Doch das Bett war bequem und Franziska daher zufrieden. Ein leeres Zimmer hätte gleich zu Beginn ein Loch in ihr Konto gefressen. Dann doch lieber Spanplattenmöbel.
    »Komm, wir setzen uns ein wenig in die Küche«, schlug Giulia vor. Franziska nahm den Vorschlag dankend an.
    Die zwei Frauen quatschten lange und lachten viel, teils auch aus der Unsicherheit und den lustigen Situationen, die entstehen, wenn man der Sprache nicht ganz mächtig ist. Es sollte der Beginn einer sehr guten Freundschaft werden – trotz der Sprachbarriere und trotz aller Unterschiede: Franziska war eher strebsam und zielgerichtet, Giulia genoss das Leben und war unorganisiert, Franziska war wichtig, was andere von ihr dachten, Giulia war wichtig, was sie über andere dachte. Trotz der unterschiedlichen Mentalität, die sie mitbrachte, spürte Franziska bereits am ersten Abend, dass sie einen guten Draht zu Giulia haben würde. Giulia ging es offensichtlich genauso.
    »Was hältst Du davon, wenn wir morgen zusammen frühstücken, so gegen zehn«, fragte Franziska, nachdem die Literflasche Rotwein leer war.
    »Gute Idee«, antwortete Giulia mit schwerer Zunge, »sehr gerne.«
    Am nächsten Morgen stand Franziska extra früh auf, auch wenn ihr Kopf ihr sagte, dass das keine gute Idee war und sie ihrem Körper lieber noch etwas Zeit zugestehen sollte, um den Rotwein zu verarbeiten. Sie war das Trinken von Alkohol nicht gewöhnt und dementsprechend fühlte es sich an.
    Franziska ging zum Bäcker und holte frische Rosettenbrötchen, beim Metzger kaufte sie etwas Schinken, dazu machte sie einen Abstecher in den Supermarkt, um Käse, Marmelade, Eier, Orangensaft, kurzum, all die Dinge, die man zu einem gelungenen Frühstück brauchte, zu kaufen. Dann deckte sie in der WG den Tisch und breitete alles darauf aus. Die Sonne schien durch das Fenster in den lang gezogenen Raum. Franziska hatte heute sogar eine deutsche Zeitung gekauft. So wäre sie beschäftigt, während sie auf das Aufwachen von Giulia wartete. Doch ihre Mitbewohnerin stand bald darauf in einem kurzen rosa Schlafanzug im Türrahmen, die Haare noch wild verstrubbelt.
    » Dio mio , wer soll denn das alles essen!« rief sie aus.
    »Na wir«, sagte Franziska, »wer denn sonst.«
    »Ich glaube, da muss ich Dich enttäuschen«, sagte Giulia, und versuchte dazu zu lächeln, doch es gelang ihr nicht und sah gequält aus.
    Was ist diesmal schief gelaufen?
    Italiener sind ein reichhaltiges Frühstück nicht gewöhnt. Viele nehmen morgens nur einen Espresso zu sich und vielleicht etwas Obst. Das Durchschnittsfrühstück besteht aus einem Cappuccino und einem Cornetto , einem eher kleinen Croissant, das mit Nutella, Marmelade oder Honig gefüllt ist. Will man ein Cornetto ohne alles, bestellt man ein »cornetto
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