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Fesselnde Entscheidung (German Edition)

Fesselnde Entscheidung (German Edition)

Titel: Fesselnde Entscheidung (German Edition)
Autoren: Alissa Sterne
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Elbstrand von
Blankenese
. Möwen schwebten wie schwerelos am hellblauen Himmel und weiße Segelboote ließen sich sanft vom Wind treiben.

Im Schneidersitz saß Tim am Strand und ließ gedankenverloren feine Sandkörner durch seine Finger rieseln. Irgendwie war er hier gelandet. Er wusste nicht mehr wie. Zwei Stunden waren vergangen, seitdem er aus Elisas Haus geflohen war. Zwei Stunden, die ihm fehlten, die wie aus seinem Gedächtnis gestrichen waren.
Er konnte sich nur noch daran erinnern, dass er fast zwei Auffahrunfälle gebaut, sich irgendwo mit zitternden Händen Zigaretten gekauft hatte und jetzt hier an der Elbe saß und eine nach der anderen durchzog.
Und das, obwohl er eigentlich nie wirklich geraucht hatte. Im Gefängnis hatte er zwar mal angefangen, weil dort irgendwie jeder rauchte. Aber dann hatte er einfach wieder aufgehört, weil es ihm nichts gab.

Und doch spürte er jetzt die beruhigende Wirkung und inhalierte tief.

Es war alles unfassbar!
Auf das Wiedersehen mit Elisa hatte er sich gefreut gehabt. Auch darüber, endlich ihre Tochter kennenzulernen, von der sie ihm schon so viel erzählt hatte. Aber jetzt war alles anders.
Es war ihre gemeinsame Tochter. Das hatte sie ihm all die Jahre verschwiegen. Nicht nur ihm. Sondern jedem.
Verdammt noch mal, ich habe eine Tochter! Wie verrückt das klingt!

Plötzlich war er Vater. Nein, verbesserte er sich in Gedanken. Ein Vater war er nie gewesen. Er war nur der Erzeuger. Mehr nicht. Mehr würde er auch nie sein. Wieder schüttelte er mit dem Kopf. Es war alles unfassbar!
Amelie erschien vor seinem geistigen Auge, wie sie ihn aus ihren großen Augen ansah. Unglaublich. Sein eigen Fleisch und Blut. Er wollte sie kennenlernen. Ihre Sorgen, Ängste und Wünsche verstehen.
Wie war es möglich, sie schon jetzt lieb haben zu können, fragte er sich. Nur durch das bloße Wissen, ihr leiblicher Vater zu sein. Ob es andersrum genauso war, überlegte er. Wenn man erfahren würde, nicht ihr biologischer Vater zu sein. Könnte man sie dann von einer Sekunde zur nächsten einfach nicht mehr lieb haben?

Der schrille Schrei einer Möwe riss ihn aus seinen Gedanken. Er blickte auf und sah eine Mutter, die etwas entfernt von ihm eine grüne Decke ausgebreitet hatte und nun versuchte, ihre zwei kleinen Kinder mit Sandspielzeug vom reichlich gefüllten Picknickkorb abzulenken.

Und schon war Elisa wieder in seinem Kopf. Krampfhaft hatte er versucht, nicht an sie zu denken. Aber es gelang ihm einfach nicht.

Sie hatten während ihrer gemeinsamen Zeit über fast alles gesprochen. Nur nicht über ihre Gefühle füreinander. Nie. Kein einziges Mal.
Er hatte zwar geahnt, dass er für sie mehr als nur ein Bettgefährte war. Aber Liebe? Und doch hatte sie dieses große Wort in den Mund genommen. Ungläubig schüttelte er mit dem Kopf. Er war fassungslos. Wusste nicht, was er denken sollte.

Sie hatte ihm nie das Gefühl gegeben, ihr nicht ebenbürtig zu sein. Nie. Bis auf heute. Aus jedem Winkel ihres Hauses hatte ihn der protzige Reichtum angeglotzt. Auch wenn er nicht aus armen Verhältnissen stammte. Mit seinen Eltern – sein Vater war Berufsschullehrer, seine Mutter Bankkauffrau – hatte er der oberen Mittelschicht angehört. Dennoch war er der missratene Sohn. Der auch Karriere gemacht hatte. Und es bis ins Gefängnis geschafft hatte. Zum ersten Mal hatte er heute in Elisa die erfolgreiche Geschäftsfrau gesehen. War sich klein neben ihr vorgekommen. Nicht standesgemäß.

Seine Zigarette war aufgeraucht, er schnippte sie achtlos weg und die nächste landete schnell in seinem Mund. Als er den missbilligenden Blick der Mutter wahrnahm, stand er auf und klopfte sich den Sand von der Jeans. Tim atmete tief durch. Was sollte er jetzt machen?

Er suchte nach seinem Autoschlüssel, aber fand ihn nicht. Unruhig schaute er um sich.
Verdammt, wo hab ich den denn jetzt gelassen?
Über einen kleinen Steinwall gelangte er hoch zur Straße. Sein Auto parkte rücksichtslos im absoluten Halteverbot. Wahrscheinlich war es auch nur deswegen noch nicht abgeschleppt worden, weil ein Abschleppwagen nicht durch das
Blankeneser Treppenviertel
passte, überlegte er kurz und erblickte dann den Autoschlüssel im Zündschloss seines Fahrzeugs. Wieder schüttelte er mit dem Kopf. Er muss vollkommen neben sich gestanden haben.

Seine Hände zitterten zwar nicht mehr, aber dennoch fühlte er sich nicht in der Lage losfahren zu können. Immer noch war er viel zu aufgewühlt. Er schaltete das Radio ein
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